Am Samstag (14 Uhr) wird es für Rot-Weiss Essen im Sportpark Nord ernst: Dann bestreitet die Elf von Trainer Christian Neidhart das erste Punktspiel beim Bonner SC. Nach der Vizemeisterschaft in der letzten Saison haben sich die Essener erneut klar positioniert: Der Aufstieg ist das Ziel. Bei dieser Mission will der Traditionsverein direkt in Bonn dreifach punkten und positiv in die neue Spielzeit starten.
RevierSport hat vor dem Saisonauftakt mit RWE-Sportchef Jörn Nowak (35) gesprochen:
Jörn Nowak, ein kurzer Blick zurück in die Vergangenheit. Welche Erkenntnisse haben Sie aus der Vorsaison gewonnen?
Die abgelaufene Saison ist abgehakt. Natürlich trauert man rückblickend der verpassten Aufstiegschance nach. Wir haben aber die Erkenntnis gewonnen, dass das viel zitierte breite Fundament die Basis für den Erfolg ist. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen. Meiner Meinung nach sollte die letzte Spielzeit schon als erfolgreich bewertet werden. Auch, wenn wir unterm Strich keinen Erfolg feiern konnten, der über die Saison hinaus Bestand hatte. Als Verein haben wir uns erneut ein ganzes Stück weiterentwickelt.
Trotz der guten Saison hat es einen großen Kaderumbruch gegeben. Im Frühjahr war damit noch nicht zu rechnen. Wann war klar, dass es derart viele Kaderveränderungen geben wird?
Die finale Klarheit kam erst mit der verpassten Meisterschaft. Im Aufstiegsfall hätten wir sicherlich nicht so einen großen Umbruch gehabt, sondern den Kader nur punktuell ergänzt. Wir hatten viele Akteure, die nicht über die Rolle eines Ergänzungsspielers hinausgekommen sind, aber natürlich den Anspruch hatten, Stammspieler in der Regionalliga zu sein. Auch die U23-Regel hat uns in dieser Transferperiode vor große Herausforderungen gestellt.
Auf welche Kriterien haben Sie dabei geachtet?
Wir wollen Offensivfußball spielen und viele Tore erzielen. Dafür benötigen wir Tempo in unserem Spiel. Auf dieses Kriterium haben wir bei den Neuzugängen in der Defensive und Offensive besonders geachtet. Wir wissen aber auch, dass uns Spiele wie gegen Offenbach und Verl zu einem Großteil in der Saison nicht begegnen werden. Da treffen wir meistens auf tiefstehende Gegner und müssen ein Bollwerk knacken. Wir wollen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und entsprechende Lösungen parat haben.
Am Samstag geht die Saison wieder los. Wie würden Sie die Vorbereitung resümieren?
Ich denke, dass wir eine positive und intensive Vorbereitung hatten. Wir konnten gut an der Fitness arbeiten und hatten Zeit, als Mannschaft zusammenzuwachsen. Wichtig war, dass wir in den Testspielen auch viele Tore geschossen haben. Vor allem gegen Gegner wie Offenbach und Verl haben wir jeweils viermal getroffen. Das war für uns eine gute Erkenntnis. Im Endeffekt wissen wir aber erst nach dem Saisonstart, wo wir wirklich stehen. Ich bin überzeugt, dass wir sehr gut vorbereitet sind.
Ein Neuzugang, der fast die komplette Vorbereitung verpasst hat, mittlerweile aber wieder trainiert, ist Michel Niemeyer. Wie ist bei ihm der aktuelle Fitnessstand?
Wir sind froh, dass er seit gut einer Woche das Mannschaftstraining größtenteils komplikationsfrei absolvieren kann. Ich bin guter Dinge, dass er in wenigen Wochen wieder in einem spielfähigen Zustand ist. Vorausgesetzt, dass die Verletzung (Reizung an der Sehnenplatte, Anm. d. Red.) nicht wieder ausbricht und er beschwerdefrei bleibt.
Die RWE-Fans haben ihn noch nicht begutachten können. Was für ein Spielertyp ist Niemeyer?
Michel ist ein schneller, flexibler Außenverteidiger, der eine gute Technik im Spielaufbau hat und einen gewissen Offensivdrang mitbringt. Wenn er fit ist, kann er eine absolute Verstärkung für uns werden. Das muss er dann unter Beweis stellen.
Mit Till Schumacher ist seit mehreren Wochen ein Gastspieler bei den Trainingseinheiten und Testspielen dabei. Er spielt auf der gleichen Position wie Niemeyer und ist ein Essener Junge. Bleibt es dabei, dass Schumacher nur ein Gastspieler ist?
Wir haben klar kommuniziert, warum wir Till als Gastspieler dazu genommen haben. Das hatte den einfachen Grund, dass Michel weder spiel- noch trainingsfähig war. In der Vorbereitung geht es auch um Belastungssteuerung. Wir lassen ihn bei uns als festes Teammitglied mittrainieren und Till hat sich in dieser Zeit hervorragend integriert. Till hat höhere Ambitionen und wir hätten ohne Michels Verletzung keinen Bedarf auf dieser Position gehabt. Wir werden sehen, wie sich die nächsten Wochen entwickeln.
Die Saison beginnt mit einem Auswärtsspiel beim Bonner SC. Was erwarten Sie dort für einen Gegner?
Die Bonner werden natürlich top-motiviert sein. Für uns geht es daher darum, dass wir einem Gegner, der alles in die Waagschale wirft, frühzeitig den Schneid abkaufen und das Spiel gewinnen. Es ist schön, dass wir von einigen Fans begleitet werden. Wir lechzen danach, dass unsere Fans wieder mit dabei sind. Da freuen wir uns als Verein drauf.
Die Ziele wurden bereits klar thematisiert. Als Favorit auf den Aufstieg wird neben Rot-Weiss Essen auch Preußen Münster genannt. Sehen Sie diese Konstellation ähnlich oder haben Sie noch eine andere Mannschaft auf der Rechnung?
Das hängt davon ab, wie ausgeglichen die Ligaspitze sein wird. Münster hat natürlich einen guten Kader. Ich traue auch Fortuna Köln und RWO eine gute Saison zu. Gladbach II hat spannende Spieler verpflichtet. Wuppertal und Aachen haben auch Ambitionen. Grundsätzlich kann es für die Attraktivität der Liga nur vorteilhaft sein, dass sich die zuschauerreichsten Vereine ambitionierte Ziele gesteckt haben.
Was erwarten Sie von der eigenen Mannschaft im Saisonverlauf?
Ich erwarte, dass die Mannschaft zu jeder Zeit an ihre Qualität glaubt und bereit ist, in jedem Spiel alles zu investieren.
Wenn Sie einen Wunschzettel schreiben würden: Was wünschen Sie sich für die kommende Spielzeit?
Ich wünsche mir, dass es kein einziges Geisterspiel mehr gibt und wir spätestens ab der Rückrunde wieder eine volle Auslastung im Stadion erleben dürfen.