Marcus Uhlig, Vorstand von Rot-Weiss Essen, [article=521912]hatte es vor dem Duell mit dem SV Straelen im RevierSport-Gespräch betont[/article]: "Bei allem Respekt für den SV Straelen: Es ist selbstverständlich unser Ziel, weiterzukommen. Niemand sollte aber auch vergessen, dass die Belastung in dieser Phase der Saison exorbitant hoch ist. Im Pokal zählt nur ein Weiterkommen - nicht mehr, nicht weniger." In der Liga hatte Essen schon zweimal gegen den SV Straelen gespielt - die Ergebnisse: an der heimischen Hafenstraße 4:1 und in Straelen 2:0 für Rot-Weiss.
Doch aller guten Dinge sind bekanntlich drei - diesmal aus Sicht des SV Straelen. Der Underdog siegte im dritten Anlauf in dieser Spielzeit gegen RWE sehr überraschend mit 6:4 nach Elfmeterschießen. Nach 90 Minuten stand es 1:1-, nach 120 Minuten 2:2-Remis. Straelen darf sich nach dieser respektablen Energieleistung auf das Endspiel gegen den Wuppertaler SV, der den MSV Duisburg mit 6:2 zerlegte, freuen. Der Sieger des Finals darf sich über den Einzug in die lukrative DFB-Pokal-Hauptrunde freuen. RWE kann sich nun ganz auf den Liga-Endspurt mit noch drei Partien konzentrieren.
Die Beine der RWE-Spieler werden immer schwerer. Und das merkte man im Vergleich gegen den SV Straelen deutlich.
Die erste Halbzeit gegen Straelen begann so ähnlich wie gegen Alemannia Aachen. Torchancen in der ersten Halbzeit blieben Mangelware. Es waren eher Halbchancen, wenn man so will. Die erste Möglichkeit hatte Simon Engelmann schon nach drei Minuten, doch er scheiterte nach einem feinen Pass von Kevin Grund an Straelens Keeper Robin Udegbe.
Cagatay Kader (12.) meldete sich dann auch auf Straelener Seite zu Wort, aber sein Versuch verfehlte das RWE-Gehäuse knapp. Überhaupt machte es der Gast von der niederländischen Grenze sehr ordentlich gegen das Spitzenteam der Regionalliga West. Straelen hielt RWE vom eigenen Tor fern und versuchte es immer wieder mit Nadelstichen in der Offensive gefährlich zu sein. Kaito Mizuta, [article=521752]der zum FSV Mainz 05 II wechseln wird[/article], traf nach einer guten Einzelaktion das Außennetz (33.). Der gefährliche Kader (37.) war es dann wieder, die es versuchte, sein Schuss aber von Daniel Heber geblockt wurde - ansonsten wäre es sehr gefährlich geworden.
Kurz vor der Halbzeit war wieder Essens Innenverteidiger Heber im Fokus. Er soll den Ball mit der Hand gespielt haben - Straelen forderte einen Handelfmeter, doch Schiedsrichter Martin Ulankiewicz verweigerte diesen und pfiff zwei Minuten später zur Halbzeitpause.
Engelmann "regelt" nach einer guten Stunde - de Regt schockt RWE
Auffällig war vor allem nach 45 Minuten, dass RWE seinen Torjäger Simon Engelmann nicht richtig ins Spiel bekam. Auch der zweite Durchgang begann schleppend. Der Mannschaft von Erfolgstrainer Christian Neidhart fehlte einfach die Durchschlagskraft - bis zur 65. Minute.
Und plötzlich war er da - Simon Engelmann "regelte" mal wieder für RWE. Die Essener gingen nach 65 Minuten in Führung. Amara Condé köpfte den Ball in die Mitte zu Engelmann, der goldrichtig stand und zum 1:0 einnickte.
RWE schien lange Zeit wie der sichere Sieger auszusehen, auch wenn die Straelener alles nach vorne warfen, Essens Defensive blieb stabil - bis zur dritten Minute der Nachspielzeit: Adli Lachheb verlängert eine Flanke mit dem Kopf und Kapitän Ferry de Regt traf zum Ausgleich - 1:1, Verlängerung!
RWE musste sich erst schütteln, zudem schüttete es in Essen-Bergeborbeck wie aus Kübeln. Die Gäste aus Straelen merkten, dass sie das Ding in Essen gewinnen können. Sie wurden immer mutiger - und dann passierte es: Straelen ging in der 95. Minute in Führung und drehte das Spiel. Der Essener Junge im Diensten des SVS, Yassine Bouchama, setzte sich außen gegen RWE-Kapitän Marco Kehl-Gomez gekonnt durch und bediente den starken Stürmer Cagatay Kader, der den Ball ins leere Tor einschob - 2:1 für die Gäste!
Kurz danach gab es noch einmal eine mehrminütige Unterbrechung. Auf Grund von Blitz und Donner schickte Referee Ulankiewicz die Mannschaften in die Kabine. Nach exakt acht Minuten ging es weiter. Die Verschnaufpause tat den Essenern gut. Die eingewechselten Oguzhan Kefkir (104.) und Isaiah Young (105.) hatten noch vor dem erneuten Seitenwechsel zwei gute Abschlussmöglichkeiten.
Es blieb auch in den letzten 15 Minuten der Verlängerung sehr spannend. RWE drückte auf das Straelener Tor - und wurde belohnt: Kefkir macht es per Kopf - 110. Minute 2:2! Das Elfmeterschießen musste entscheiden.
Straelens Spieler blieben cool und verwandelten sicher - Kefkir und Kehl-Gomez verschossen auf Seiten der Essener. Das Pokal-Drama in Essen, inklusive Blitzeinschlags und einer achtminütigen Unterbrechung, hatte für RWE nichts Gutes übrig.
Der SV Straelen darf den Einzug in das Niederrheinpokal-Finale 2021 am 29. Mai - Tag der Amateure - gegen den Wuppertaler SV feiern. Der Titelverteidiger RWE ist raus!
Die Statistik zum Spiel:
RWE: Davari - Kehl-Gomez, Heber, Herzenbruch, Grund - Grote - Lewerenz (63. Young), Condé (86. Backszat), Dorow (63. Kefkir), Pronichev (90. Harenbrock), Engelmann. Straelen: Udegbe - Beric (77. Weggen), de Regt, Tobias Peitz (77. Fakhro), Stevens (70. Delorge), Päffgen, Mizuta (77. Abdelkarim), Kader, Lachheb, Kübler, Bouchama. Schiedsrichter: Martin Ulankiewicz. Tore: 1:0 Engelmann (65.), 1:1 de Regt (90.+3), 1:2 Kader (95.), 2:2 Kefkir (110.) Gelbe Karten: Kehl-Gomez, Grote, Pronichev - Kader, Weggen.
So verlief das Elfmeterschießen:
Kefkir verschießt. Kader trifft zum 3:2 für Straelen. Backszat trifft zum 3:3. Bouchama trifft zum 4:3 für Straelen. Harenbrock trifft zum 4:4. de Regt trifft zum 5:4. Kehl-Gomez verschießt. Kübler trifft zum 6:4 für Straelen.