Die Distanz zum ungeliebten elften Platz konnte schon auf sechs Punkte ausgebaut werden. RS nahm die Hinrunde unter die Lupe und wagt eine Prognose für die Rückserie 2008.
Ausgangslage Wie alle Vereine der Liga gab RWO an, unter die ersten zehn Mannschaften kommen zu wollen, was die Qualifikation für die neue dritte Liga bedeutet. Mehr zu verlangen, wäre für einen Aufsteiger auch utopisch. Nach zwei Abstiegen in Folge und dem Turnaround im Sommer ist es den Verantwortlichen wichtig, den Verein wieder auf komplett gesunde Füße zu stellen. Daher plant man Schritt für Schritt.
Torhüter Eine Position, die man ohne Überlegung in die Kategorie Extraklasse einsortieren kann. Christoph Semmler avancierte nach dem Weggang von Daniel Masuch zur Nummer eins in der Oberliga. Die verteidigte er auch in dieser Spielzeit. Und das mit teilweise grandiosen Leistungen. Der Ex-Gladbacher besticht durch seine Konstanz und Ruhe, in der aktuellen Verfassung hat er sicherlich Ansprüche, noch höher aufzulaufen. Sein Vertreter Lukas Fronczyk wird sich noch gedulden müssen. Aber auch ihm wird großer Wille und die Klasse für die Regionalliga zugetraut.
Abwehr Wie schon in der Oberliga. Die Deckung steht und hat wie das gesamte Team einen großen Schritt nach vorne gemacht. Alles überragend: Der Chef der Dreierkette Benjamin Reichert. Der Kapitän war sicher der Feldspieler der Hinrunde bei den Kleeblättern. Aber auch Daniel Embers und Dimitrios Pappas können auf ihre Leistungen stolz sein, diese Souveränität hätte der Abwehr kaum jemand zugetraut. Zuletzt zeigte auch Thomas Schlieter, dass er der Defensive die gleiche Stabilität verleihen kann wie die drei anderen Kicker. Direkt dahinter wartet mit Monir Ibrahim ein Talent, das bisher nur einige Minuten mitwirken durfte. Etwas abgeschlagen kämpft momentan Timo Uster um seinen Platz.
Mittelfeld Hier war man einfach nur gespannt, wie die Truppe sich schlägt. Drei der fünf Neuzugänge kamen für das Mittelfeld. Mit Tim Kruse und David Müller schlugen zwei Einkäufe voll ein. Während Kruse vor der Abwehr unheimlich wichtig für die Elf wurde, überzeugte Müller vor allem beim ruhenden Ball. Vier Freistoß-Treffer sprechen für sich. Thomas Tennagels kann kaum bewertet werden, weil er lange ausfiel und in der Rückrunde voll angreifen kann. Neben Kruse und Müller traten auch noch Markus Kaya und Marcel Landers in den Vordergrund. Landers, weil er auch eine Liga höher seine Schnelligkeit gut einzusetzen wusste und so einige Buden einleitete. Kaya, weil er der ruhende Pol ist. Den Ex-Essener bringt scheinbar nichts aus der Ruhe, zudem zeigte er auch die erhofften Vollstrecker-Qualitäten. Vor allem vom Elferpunkt zeigte er sich absolut sicher. Zuletzt kämpfte sich auch Jens Robben in die Startelf und demonstrierte die Konstanz, die man sich vom Techniker so lange erhofft hatte.
Sturm Überraschung, Überraschung. Jahrelang suchte RWO nach einem Mann, der für eine sichere Zweistelligkeit gut ist. Und im Jahr 2007 hat man jeweils ein treffsicheres Duo. In der Oberligaspielzeit knipsten Mike Terranova und Tuncay Aksoy nach Belieben. Jetzt sind es Terranova und Julian Lüttmann, die die Thematik auf ihre Weise beendeten. Mit schönen und vor allem wichtigen Buden. Acht Einschläge (Terranova) und sieben Tore (Lüttmann) können sich wirklich sehen lassen. Dahinter lauert Aksoy, der bisher nur in Bremen traf, aber zumindest durch seinen unbändigen Einsatz überzeugen konnte. Und ab Januar greift die Nachverpflichtung Ahmet Delic an. Der Neuzugang aus Österreich brauchte einige Zeit, um sich in Oberhausen zurecht zu finden, dann warf ihn eine Verletzung zurück. In 2008 will es das Angriffstalent endlich wissen.
Stärken Der unbeschreibliche Teamgeist pusht die Truppe jetzt schon seit über zwölf Monaten. Coach Hans-Günter Bruns verwies immer wieder auf die Wichtigkeit des Charakters eines jeden Neuzugangs. Und er hat richtig hingesehen, die fünf Verpflichtungen passten. Menschlich und sportlich. Konsequenz des gemeinsamen Geistes: Auch das Publikum steht hinter der Truppe, ein wichtiges Wir-Gefühl entstand, ohne das der Erfolg nicht in diesem Maße möglich gewesen wäre. Durch die anfänglichen Erfolge entwickelte sich zudem eine breite Brust, die auch bei Rückständen nicht abnimmt. Diese Elf scheint kaum etwas aus der Ruhe bringen zu können. Zudem blieben die Eckpfeiler ohne Blessuren, so kamen Semmler, Pappas, B. Reichert, Kaya und Terranova in allen 20 Begegnungen zum Einsatz. Embers, Müller und Landers fehlten nur in zwei Matches, Kruse sah nur einmal zu.
Schwächen Nach so einer Hinserie muss man bei diesem Punkt schon länger überlegen. Auffällig ist in der Rückbetrachtung: In sieben von 20 Partien traf RWO nicht, eine der wenigen Bilanzen, die aufgeschönt werden muss. Ob die Personaldecke in der Breite vielleicht noch zu dünn ist, wird sich erst zeigen, wenn mehrere echte Leistungsträger einmal ausfallen sollten.
Umfeld Auch ein wichtiger Faktor für den Erfolg. Die Zuschauerzahlen steigen, gegen Essen gab es zum ersten Mal die fünfstellige Kulisse in der dritten Liga. Darüber hinaus herrscht hinter den Kulissen die nötige Ruhe. Vorstand und Aufsichtsrat machen ihre Arbeit, die sportliche Führung hat in seinem Bereich das Sagen. Untereinander wird viel gesprochen, nach außen wird das Bild des Clubs aufpoliert. Alles in allem eine gute Mischung, um auch zukünftig eine gute Rolle auf der Fußball-Landkarte zu spielen.
Prognose Wenn nicht viel passiert, wird Oberhausen die dritte Liga erreichen. Allerdings sollte niemand den Aufstieg erwarten. Der Kader ist gut, der Zusammenhalt ist da, aber der Rest der Konkurrenz wird im Winter erneut aufrüsten. Essen macht was, der WSV auch, Düsseldorf ebenfalls. Emden hat mit Daniel Cartus schon nachgerüstet. Daher tut man gut daran, sich auf die gesteckten Ziele zu konzentrieren: Die heißen Quali für die dritte Liga. Wird es dennoch mehr, hat keiner was dagegen. Aber zunächst müssen die Hausaufgaben gemacht werden, passiert tatsächlich das Durchmarschwunder, wird man schon spontan eine krachende Fete aus dem Boden stampfen. Abseits des Platzes täte man ebenfalls gut daran, den eingeschlagenen Weg rigoros fortzuführen. Denn was die neue Führung seit dem Amtsantritt auf die Beine gestellt hat, ist aller Ehren wert.