Der letzte Zug war entscheidend und stürzte die Rot-Weissen in tiefe Verzweiflung. Wie konnte das passieren? Mit der allerletzten Aktion erzielte Berkan Canbulut das Siegtor zum 3:2 für die Wattenscheider, die nicht besser waren, aber glücklicher und bis zum Schluss an ihre Chance glaubten. Mit zornigen Pfiffen quittierten die RWE-Fans das bitterer Ende. Die Essener hatten zwar insgesamt Vorteile, ihre gute Chancen aber zum Teil leichtfertig vergeben.
Die Essener waren gewarnt. Spielstark sei der Gast aus der Nachbarschaft, vor allem in der Offensive besitze die SG 09 durchaus Potenzial, hieß es. Und ja, auch die Zahlen aus der Vergangenheit belegten, dass die Wattenscheider zuletzt immer in der Lage waren, die Rot-Weissen zu ärgern.
Die Essener wollten die Schmach vom 0:1 gegen Bonn (0:1) tilgen. Trainer Argirios Giannikis hatte bis auf Torhüter Marcel Lenz freie Wahl beim Personal und setzte Timo Brauer zunächst auf die Bank. Giannikis besetzte dafür die linke Seite mit den bewährten Kräften. Kevin Grund und Kamil Bednarski hatten gegen Bonn noch wegen Trainingsrückstands gefehlt, wie wichtig beide sein können, zeigte sich schon bald.
Vieles lief bei RWE in Hälfte eins über die linke Seite. Die Rot-Weissen versuchten Druck aufzubauen, zunächst wurde es aber selten gefährlich. Überhaupt fehlten die Höhepunkte, aufregend war das Ganze nur selten. Die Wattenscheider spielten zwar ganz ordentlich mit, doch im ersten Durchgang besaßen sie nicht annähernd eine Chance. Die Roten waren griffiger und bissiger, gewannen ihre Zweikämpfe vor allem in der eigenen Hälfte, nur die pfiffige Idee, der entscheidende Zug fehlte noch.
Nach 20 Minuten beförderte Nico Lucas den Ball in den gegnerischen Strafraum, die Kugel wurde noch abgefälscht - der erste Hauch von Chance. Im zweiten Anlauf klingelte es auch schon. Bednarski, eifrige und spielfreudig, setzte sich durch, bediente Grund, der scharf nach innen passte, wo Marcel Platzek den schönen Angriff mit dem 1:0 (27.) vollendete.
Kai Pröger, der auf der rechten Seite bis zu diesem Zeitpunkt kaum Akzente setzen konnte, taucht - wie konnte es anders sein - auf der linken Seite auf, doch sein Schuss wurde von Felix Clever abgeblockt (33.). Ähnlich die Situation, als Platzek den freistehenden Grund fand, der wiederum zu inkonsequent war bei seinem Abschluss (39.). RWE hatte Vorteile und sich die knappe Pausenführung verdient.
Was nun, Wattenscheid? Die Gäste musste mehr tun und wirkten auch entschlossener. Doch die große Chancen besaß Rot-Weiss. Nach einer Ecke kurvte Benni Baier mit dem Ball Richtung Strafraum, ein strammer Schuss, und der Ball klatschte an den Pfosten (56.). Und nach knapp einer Stunde verpasste Bednarski eine Hereingabe nur knapp (59.).
Es blieb bei der knappen Führung. Ein gefährliches Ergebnis, denn ergeben hatte sich der Gast noch längst nicht. Und die Rot-Weissen schafften es nicht, die Entscheidung zu erzwingen. Auch Bednarski nicht, der freistehend den Ball von der Strafraumkante über den Kasten setzte. Dann vergab Platzek schon fahrlässig das 2:0. Und im Gegenzug passierte es. Angelo Langer wollte wohl flanken, doch der Ball senkte sich ins lange Eck zum glücklichen 1:1 (79.). Die Antwort kam prompt durch Pröger, der im Gegenzug aus 16 Metern zum 2:1 einnetzte. Doch die Wattenscheider hatten am Ende das Glück auf ihrer Seite.
Nach einem Freistoß reagierte Langer am schnellsten und glich zum 2:2 (89.) aus. Doch das dicke Ende für RWE sollte noch kommen.