Ja, es gab sie! Diese Spiele, in denen im Stadion Niederrhein die Fans dicht aneinander gedrängt standen. Und nein, damit sind jetzt nicht die Partien zu seligen Bundesliga-Zeiten gemeint. Zugegeben: Richtig voll war es nicht oft, aber wenn doch, blieb es umso mehr in Erinnerung.
Dass die alte Emscherkurve ausgedient hat und einer neuen überdachten Tribüne weicht, deren Fertigstellung immer näher rückt, wird von den meisten Fans als sinnvoller – vielleicht sogar überfälliger – Schritt für den Verein und dessen Zukunft angesehen. Denn schließlich lässt sich bei aller Schönfärberei nicht verbergen, dass es nicht immer angenehm war, im nass-kalten Nieselregen in der leeren Emscherkurve zu stehen und womöglich nur den Kaffee zum Aufwärmen zu haben.
Zu Bundesligazeiten waren es selten weniger als 12 000 Zuschauer
Es war gefühlt eine andere Oberhausener Fußballwelt, als 30 000 Zuschauer, wie beim entscheidenden Aufstiegsspiel der Kleeblätter am 25. Juni 1969 gegen den SC Freiburg (0:0), keine Seltenheit waren. Oft wurden sogar auf der Laufbahn Stühle aufgestellt um noch mehr Besucher ins Stadion zu lassen. In den ersten beiden Bundesliga-Jahren waren es selten weniger als 12 000, die den Weg ins Stadion Niederrhein fanden.
Dass das Zuschauerinteresse bei RWO mit den Jahren immer weiter zurück ging, hat verschiedene Gründe. Neben der sportlichen Talfahrt durch den Bundesliga-Abstieg 1973 war es wohl die Konkurrenz aus den Nachbarstädten, die viele potenzielle Fans abspringen ließ. Und vielleicht lag es auch am Stadion Niederrhein selbst, das neben den großen Fußballstadien altbacken wirkte.
So ist es für jeden rot-weißen Fan, der nach der Bundesliga-Ära geboren wurde, eine kleine Seltenheit, ein prall gefülltes Stadion Niederrhein zu erleben. Doch in gewissen Abständen gab es dann doch diese Partien, in denen die Massen ins Stadion Niederrehin strömten. Eines davon stieg vor fast genau 15 Jahren, am 1. November 2002.
Elektrisierende Stimmung während der Partie
Es war Freitagabend, Flutlichtspiel und der Tabellenführer und Aufstiegsfavorit 1. FC Köln unter der Leitung von Friedhelm Funkel war zu Gast. Die Kleeblätter hatten damals eine klasse Hinrunde gespielt. Die unorthodoxe Defensivtaktik von Trainerfuchs Aleksandar Ristić war bis zu diesem elften Spieltag perfekt aufgegangen, so dass der Begriff Spitzenspiel an diesem Abend nicht zu hoch gegriffen war. Und das, obwohl vor dem Saisonstart die meisten Experten die Mannschaft als zu alt eingestuft hatten. Die Vorfreude war seit Tagen gewaltig, was wohl auch mit dazu führte, dass es schließlich 19 135 Zuschauer wurden. Die größte Kulisse seit fast 20 Jahren, auch wenn die zahlreichen Fans aus der Domstadt ihren Anteil daran hatten.
In der Emscherkurve selbst standen die Fans wie Sardinen dicht aneinander gepresst. Wenn auf der damals noch funktionierenden Anzeigetafel nicht 2. Bundesliga gestanden hätte, dem einen oder anderen Fan wäre das Wort Europapokal-Stimmung über die Lippen gekommen. Eine ungewohnte, aber doch zu jeder Sekunde elektrisierende Atmosphäre, die die rot-weißen Fans da umgab. Eben jenes Gefühl, wovon die Väter immer berichtet hatten, als von der guten alten Zeit gesprochen wurde. Das turbulente Spiel ging 2:2 (0:1) aus.
Die neue Tribüne wird bald fertig
Nur wenige Spiele danach boten eine vergleichbare Atmosphäre. Wenn es zum Lokalderby gegen den MSV Duisburg kam, war das Stadion ebenfalls stets gut besucht. Im Dezember des selben Jahres kamen 15120 Zuschauer. Fast genauso viele waren auch beim 0:0 gegen RW Erfurt im Mai 2008 gekommen, um den Aufstieg von RWO in die zweite Liga zu bejubel. Daraus wurde zwar nichts - die Kleeblätter machten erst eine Woche später in Berlin den Aufstieg perfekt - dennoch war die Kulisse mit ausschließlich RWO-Fans ebenfalls denkwürdig.
Mit der neuen Emschertribüne wird ein neues Kapitel in der Geschichte von RWO und des Stadion Niederrhein eingeläutet. Und die, die immer noch am Alten hängen: So ganz weg ist die alte Emscherkurve ja auch nicht.