Vom Grotenburg-Stadion ging es zurück ins Stadion Essen. Die Bergeborbecker waren gegen Ende ihres Auftritts sichtlich geschlaucht. Das Entsetzen über das 2:2 gegen den Aufsteiger aus Krefeld war wieder groß. Wieder hatten die Essener einen sichergeglaubten Sieg aus der Hand gegeben. Wieder nur wenige Minuten vor Schluss. Das entscheidende Gegentor? Eine spiegelverkehrte Wiederholung von Bonn. Diesmal kam Florian Rüter frei zum Flanken, Marcel Reichwein hatte sich in der Mitte davon gestohlen und versenkte den Ball zum Ausgleich.
"Die Jungs müssen jetzt erstmal regenerieren", sagte ein zerknirschter Essener Trainer Sven Demandt nach der Partie. Am Dienstag stand noch ein gemeinsames Essen an, dann ist am Mittwoch trainingsfrei, denn Demandt stellte fest: "Ich kann hier keinem vorwerfen, dass er nicht gelaufen ist."
Dennoch könnte es Änderungen im Heimspiel am Freitag gegen Wiedenbrück geben - frische Kräfte werden gesucht. Die beiden englischen Wochen mit dem Pokalspiel gegen Kray und nun dem Nachholspiel vom DFB-Pokalwochenende haben den Essenern ordentlich zugesetzt. Demandt: "Wir müssen gucken, ob jemand signalisiert, dass er eine Pause braucht." Dazu könnte auch Dennis Malura gehören. Der Rechtsverteidiger musste in der Seidenstadt mit Rückenproblemen ausgewechselt werden. Ansonsten dürften mit David Jansen oder Roussel Ngankam, der bisher nur 24 Pflichtspielminuten bei der 1:3-Niederlage gegen Wuppertal absolviert hat, als Alternativen für die Offensive parat stehen.
Nichtsdestotrotz darf fehlende Kraft eigentlich nicht als Faktor gewertet werden. Zumindest nicht in einem solch frühen Stadium der Saison. Sollte man zumindest glauben. Doch Demandt merkte an, dass die eigentlich ertraglosen Spiele in Bonn und Uerdingen zehren: "Wir investieren brutal viel. Momentan kriegen wir nicht den Ertrag, den wir uns verdient haben. Aber es ist eben so, dass man dann immer weitermachen muss und ich bin sicher, dass wir recht zügig dafür belohnt werden. Freitag ist dafür eine gute Gelegenheit." Dann geht es zuhause gegen den SC Wiedenbrück.
Für diese Aufgabe müssen Demandts Jungs auch mental wieder aufgebaut werden: "Die Jungs sitzen in der Kabine, haben den Kopf unten und ich kann es nachvollziehen. Sie sind alle enttäuscht, ich auch, aber eigentlich gibt es gar keinen Grund dafür." Schließlich ist Uerdingen trotz des Daseins als Aufsteiger nach den ambitionierten Einkäufen eine Spitzenmannschaft. Und ein Schritt vorwärts war es im Vergleich zum Remis in der ehemaligen Bundeshauptstadt allemal: "Ich kann mich nicht erinnern, dass Robin Heller ein Ding mal super halten musste. Aber es hilft ja nichts. Wir müssen weitermachen und dürfen nicht nachlassen. Auch wenn die Zeit kurz ist."
Letztendlich darf sie nicht zu kurz sein. Denn sonst droht Rot-Weiss Essen schon nach sechs Spieltagen das Saisonziel aus den Augen zu verlieren. Schließlich wollte man länger an der Spitzengruppe dran bleiben, als dies im vergangenen Jahr der Fall war.