Gerald Asamoah hätte sich sein erstes halbes Jahr als Teammanager der Schalker U23 auch anders vorgestellt. Inzwischen steht der bittere Abstieg in die Oberliga Westfalen für die Knappen fest. Nach dem verlorenen Derby gegen den BVB sprach „Asa“ in einer Medienrunde über die Gründe für das Desaster, wie das Team künftig aussehen soll und warum es weiterhin eine U23 auf Schalke geben wird.
Gerald Asamoah, was waren die Gründe für den bitteren Gang in die Oberliga? Wenn du als FC Schalke 04 absteigst, dann ist klar, dass es dafür viele Gründe gibt. Aber in erster Linie geht es um Qualität. Es hat Qualität in der Mannschaft gefehlt. Gerade die Führungsspieler, die diese junge Mannschaft führen sollten, haben das leider nicht geschafft. Wenn du absteigst, ist alles scheiße. Ich will nicht auf einzelne Spieler zeigen, aber wenn du absteigst, hinterfragst du natürlich alles. Trotz alledem freue ich mich schon auf die Aufgabe, dieses Team neu aufzubauen mit dem klaren Ziel Wiederaufstieg.
Ihr Trainer Onur Cinel hat gesagt, dass das Derby gegen den BVB nochmal deutlich gezeigt habe, auf wen man sich künftig verlassen könne und auf wen nicht. Sehen Sie das auch so? Das hat der Trainer richtig gesagt. Gegen Dortmund hast du klar erkannt, wer sich überhaupt gegen den Abstieg gewehrt hat, wer unbedingt gewinnen wollte. Das hat sich über die gesamte Saison so hingezogen. Und jetzt sind wir da angekommen, wo wir nie hinwollten. Dieses Spiel hat viel darüber verraten, was wir für eine Mannschaft in der abgelaufenen Saison hatten.
War der Abstieg das Ende einer negativen Entwicklung? Man darf den Abstieg nicht auf die letzten zwei, drei Monate beziehen. Es sind in den letzten Jahren sehr viele Dinge falsch gelaufen. Wenn man die Entwicklung dieser Mannschaft verfolgt, dann weiß man auch, wo Schalke in den letzten Jahren gestanden ist. Da war nicht alles optimal.
Vor zwei Jahren waren Sie selbst noch als Spieler dabei. Haben Sie damals schon etwas davon gespürt? Ich habe zwei Jahre für die U23 gespielt. Mein erstes Jahr war überragend. Das war eine geile Mannschaft. Ich habe als Fußballer sehr viel erlebt. Aber das war ein Team, mit dem es viel Spaß gemacht hat, zusammenzuspielen. Da waren Typen dabei und Jungs, die auch zugehört haben, wenn du denen etwas erzählt hast. Im zweiten Jahr war es schon nicht mehr so einfach und ich war am Ende froh, dass es vorbei war. Wir haben auch damals schon gegen den Abstieg gespielt und sind mit Qualität, die wir später dazu geholt haben, drin geblieben. Im vergangenen Jahr war es auch nicht anders. Vielleicht musste es deshalb jetzt einfach mal passieren.
Kann der Abstieg also vielleicht sogar eine heilsame Lehre sein? Es ist hart, aber ich sage immer: Gott weiß, was er tut. Wenn eine Tür zugeht, geht eine andere Tür auf. Vielleicht war dieser Abstieg ein Zeichen, etwas ganz Neues aufzubauen. Wir haben es als Verein nicht geschafft, eine geile Mannschaft aufzubauen, die oben mitspielt. Es ist schade, man muss sagen, dass es die Dortmunder besser gemacht haben als wir. Wir müssen es künftig auch anders machen, damit wir die Ziele, die wir uns vorgenommen haben, auch erreichen.
Vor dem Spiel gegen den BVB wurden bereits Sascha Algermissen, Louis Hülsmann, Christian Mauersberger, Sascha Dum, Paul Stieber und Michael Olczyk verabschiedet. Werden also noch mehr Spieler gehen müssen? Ja, viele werden gehen. Wir werden mit einigen, von denen wir überzeugt sind, dass wir mit ihnen arbeiten können, und die es verstehen, was es bedeutet, für Schalke 04 zu spielen, weiter machen. Aber wir werden einen Schnitt machen.
Wie wird das Team künftig aussehen? Die Mannschaft, die wir aufbauen wollen, soll Bock haben, für diesen Verein zu spielen. Da wollen wir hin.
Müssen Sie jetzt nicht damit rechnen, dass viele gute Spieler, auch aus der U19 von Norbert Elgert, abspringen? Nein, das glaube ich nicht. Bis jetzt habe ich viele positive Gespräche geführt. Klar hätten die Jungs lieber in der Regionalliga gespielt, aber man kann sich im Leben nicht alles aussuchen. Ich habe das Feuer in den Augen der Jungs gesehen, für Schalke 04 zu spielen. Daher mache ich mir keine Gedanken um die U19- Spieler.
War es vielleicht im Nachhinein ein Fehler, Onur Cinel schon im März zum Cheftrainer zu machen. Jetzt geht er als Abstiegstrainer in die neue Saison! Das wünscht man natürlich keinem Trainer. Ich hätte mir auch nicht gewünscht, in meinem ersten Jahr als Teammanager direkt abzusteigen. Aber umso motivierter sind wir jetzt. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer. Es stand schon früh fest, dass er das Team im kommenden Jahr übernimmt. Dass es so schnell passieren würde, wussten wir damals alle nicht. Als Manager muss man auch mal ein Zeichen setzen. Für mich war der Zeitpunkt gekommen, dass wir trotz der schwierigen Lage alles versuchen um drin zu bleiben. Onur war damals für mich der richtige Trainer und er ist es immer noch. Er hat alles reingebracht, was ich erwartet habe. Leider konnte er nicht alles, was in den letzten Jahren gelaufen ist, in ein paar Wochen umbiegen. Er hat das Beste heraus geholt. Er wird die Situation gut meistern.
Steht denn fest, dass Schalke 04 mit der U23 im kommenden Jahr in der Oberliga Westfalen überhaupt antreten wird? Darüber wurde ja viel geschrieben, aber wir selbst wurden dazu nie gefragt. Es ist klar, dass wir weiter machen. Wir werden alles daran setzen, sofort wieder aufzusteigen. Es gab nie einen Gedanken von Christian oder von uns, die U23 abzumelden. Wir wissen, wie wichtig die Mannschaft für die Entwicklung der Jungs sein kann. Ich habe als junger Spieler mit 17 Jahren auch in der U23 gespielt. Und das hat mir geholfen. Auch bei Schalke habe ich im ersten Jahr bei den Amateuren gespielt. Viele Spieler schaffen so den Sprung in eine der Bundesligen. Das muss das Ziel sein, dass sie sich, besten natürlich bei uns oder in einem anderen Profiverein durchsetzen.
Vielleicht hat der Abstieg für die S04-Anhänger wenigstens einen positiven Nebeneffekt und Sie können in der nächsten Saison wieder in Gelsenkirchen spielen. Dann kommen vielleicht auch wieder mehr Zuschauer. Oder bleiben Sie in Wanne-Eickel und Bottrop? Ich habe den Jungs in der Kabine gesagt, wenn sie besseren Fußball spielen, dann kommen auch mehr Fans. Man muss ehrlich sein, dass wir ihnen nicht viel geboten haben. Warum sollen sie dann kommen? Aber wo wir spielen werden, das ist noch nicht klar. Wir machen uns Gedanken, es da gibt mehrere Optionen. Am Ende müssen wir gucken, was das Beste für uns ist.
Was passiert, wenn das Ziel im kommenden Jahr verfehlt würde? Die Frage an sich ist schon falsch. Wer mich kennt, der weiß, dass ich immer optimistisch denke. Wenn das passieren würde, können wir uns darüber Gedanken machen, aber nicht jetzt. Ich gehe davon aus, dass wir aufsteigen werden. Dafür werden wir alles tun.