Am kommenden Freitag gibt sich der MSV Duisburg im Bruchwegstadion die Ehre. Dort empfängt das Schlusslicht der Dritten Liga den souveränen Tabellenführer. Grund genug für den 38-Jährigen in der Historie zu kramen: „Wir haben in der 2. Bundesliga mal 4:4 gegen den MSV gespielt. Daran kann ich mich noch gut erinnern, weil ich ein Tor erzielt habe – das kam ja leider nicht allzu häufig vor.“ Das war 2001 – knapp 16 Jahre später trifft Schwarz erneut auf die Zebras. Im Gespräch mit dieser Redaktion spricht der Fußballlehrer über seine Rolle in Mainz, seine Erlebnisse bei Rot-Weiss Essen und sein Verhältnis zu Jürgen Klopp.
Sandro Schwarz, mit dem MSV kommt am Freitag (19 Uhr) der souveräne Spitzenreiter nach Mainz. Einen gewissen Anteil haben auch Sie daran, weil Ihr Team Osnabrück überraschend geschlagen hat. Wie groß sehen Sie die Chance, dies gegen Duisburg zu wiederholen? Gegen den Tabellenführer brauchen wir eine Top-Leistung im mannschaftstaktischen Bereich und eine absolute Bereitschaft den Fuß immer in der Tür drin haben zu wollen. Trotz dessen wissen wir, dass dies nicht automatisch eine Garantie auf Erfolg mit sich bringt. Der MSV hat eine enorme Erfahrung, eine körperliche Präsenz und dazu noch fußballerische Qualität – sie bringen einfach alles mit.
Was bringt der MSV denn genau mit? Was imponiert Ihnen am Spiel der Zebras? Ich finde, dass sie ihr Spiel verändert haben. Duisburg spielt mittlerweile mit viel Ballbesitz und der damit verbundenen Kontrolle. Sie sind sowohl in der Offensive als auch in der Defensive sehr gut aufgestellt. Zudem haben sie bewiesen, dass sie durch ihre mannschaftliche Geschlossenheit enge Partien für sich entscheiden können. Duisburg hat einfach all das, was man braucht, um am Ende aufzusteigen.
Die Stimmung an der Hafenstraße war immer bombastisch
Sandro Schwarz (Mainz 05)
Ihre Mannschaft hat momentan die Rote Laterne inne. Jeder weiß, dass im Fußball alles möglich ist – dennoch stehen die Chancen auf den Klassenerhalt eher schlecht. Wie lauten daher die Ziele bis zum Saisonende? Es geht nicht darum irgendwelche Prognosen abzugeben. Für uns ist es wichtig Spiele zu gewinnen und wettbewerbsfähig zu sein. Um den Glauben aufrecht erhalten zu können, tun meiner jungen Mannschaft Erfolgserlebnisse wie gegen Osnabrück natürlich gut. Für uns kann es nur die Marschroute geben, uns komplett unabhängig zu machen von Geschehnissen, die auf anderen Plätzen passieren und nur bei uns zu bleiben.
Ihre Mannschaft trägt die Heimspiele im altehrwürdigen Bruchwegstadion aus. Kommt es dort oft vor, dass Sie noch an den Erstliga-Aufstieg von 2004 zurückdenken? Damals standen Sie selbst noch auf dem Platz. Während eines Spiels meiner Mannschaft eher weniger. Die Erinnerungen kommen eher hoch, wenn ich abends mit alten Kollegen zusammensitze und das eine oder andere Bier trinke (lacht). Aber klar hat das Stadion einen besonderen Flair für den Verein, weil es, verbunden mit dem Aufstieg in die Bundesliga, der erste große Erfolg war.
Christian Heidel sprach immer davon auch Trainer ausbilden zu wollen. Das wollen viele andere Vereine aber natürlich auch. Wieso klappt es ausgerechnet in Mainz so gut? Hier herrscht in Sachen Spielidee und Weiterentwicklung zwischen dem Nachwuchsleistungszentrum und der Profi-Abteilung einfach eine enge Kommunikation. Darüber hinaus kann sich hier jeder frei entfalten, jeder bringt seine Erfahrung mit ein – daher kommt auch jeder auf seine Art und Weise in einen Entwicklungsprozess. Und natürlich gehört auf Seiten des Klubs auch ein gewisser Mut dazu, die jeweilige Person in die Verantwortung zu hieven.
Momentan scheint sich der Trend dahin zu entwickeln, jungen, teils noch unerfahrenen Trainer eine Chance im Profi-Bereich zu geben. In vielen Fällen hat man gesehen, wie schnell es plötzlich gehen kann. Auch Sie dürften für viele Vereine ein interessanter Mann sein – gab es bereits den Moment, in dem Sie vor der Wahl standen, den Sprung zu wagen oder im behüteten Mainzer Umfeld zu bleiben? Klar wird man ab und zu mal mit der einen oder anderen Anfrage konfrontiert. Es ist aber nicht so, dass ich mich jeden Tag mit dem Gedanken auseinander setze, ob es jetzt nicht so weit ist den Sprung zu wagen. Ich lege meine Konzentration auf die tägliche Arbeit mit meiner Mannschaft und alles andere wird sich zwangsläufig irgendwann ergeben.
Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Würde es Sie reizen eine reine Herrenmannschaft zu trainieren? Ich finde, dass wir als U23 in der Dritten Liga absolut wettbewerbsfähig sind. Natürlich sind das alles junge Kerle, aber wir behandeln die Jungs auch wie eine absolute Herrenmannschaft. Es gibt im Trainingsumfang, der Belastungssteuerung oder den generellen Inhalten absolut keine Unterschiede. Das liegt an unserem Anspruch im Bezug auf die Arbeit untereinander.
Trotzdem können Sie mit Ihrem Mainzer Unterbau nicht mehr als die Dritte Liga erreichen. Ihre Ziele dürften doch sicherlich über diese Spielklasse hinaus gehen, oder? Natürlich bin ich ein extrem ehrgeiziger Mensch. Aber welche Aufgabe mich schlussendlich reizen würde, das muss man abwägen. Am Ende muss ich eine Entscheidung aus tiefster Überzeugung heraus treffen. So war es in der Vergangenheit und so werde ich es weiterhin handhaben.
Jürgen hat mich sehr geprägt, weil er uns Spielern gezeigt hat, dass man jeden Widerstand überwinden kann
Sandro Schwarz (Mainz 05)
Sie haben ein Jahr für Rot-Weiss Essen Ihre Schuhe geschnürt. Wie sind Ihre Erinnerungen an den Ruhrpott? Gerade bei RWE wird der Verein extrem gelebt. Ich habe immer gespürt, wie viel den Fans dieser Verein bedeutet. Die Stimmung an der Hafenstraße war immer bombastisch. Leider haben wir nicht allzu viele Spiele gewonnen, deshalb haben die Leute eher gelitten – das konnte man als Spieler dann ab und zu auch mal spüren (lacht). Insgesamt war es eine sehr lehrreiche Zeit für mich.
Bleiben wir bei früheren RWE-Akteuren: Auch Ihr ehemaliger Trainer Wolfgang Frank (†62) hat die Rot-Weissen trainiert. Viele Spieler, die unter der Leitung von ihm trainiert haben, sind mittlerweile selbst Trainer geworden. Sven Demandt oder Jürgen Klopp sprechen heute noch in höchsten Tönen von ihm. Was hat den Trainer Frank so besonders gemacht? Bei ihm hatte man immer das Gefühl, dass du mit einem klaren Plan und einer klaren Ordnung auch bessere Mannschaften schlagen kannst – auch mit weniger Talent als deine Gegenspieler. Er war ein extrem akribischer, zielorientierter Arbeiter und einfach ein toller Mensch. Wolfgang Frank hat mich wirklich sehr geprägt.
Ihr Werdegang als Trainer ist ein ähnlicher wie der von Jürgen Klopp. Sie kennen ihn noch aus Ihrer aktiven Zeit als Spieler. Gibt es manchmal noch Kontakt und wie sehr hat er Sie als Trainer geprägt? Der Kontakt beschränkt sich momentan auf SMS-Verkehr, weil keiner von uns beiden die Telefonrechnung bezahlen möchte (lacht). Auch Jürgen hat mich sehr geprägt, weil er uns Spielern gezeigt hat, dass man jeden Widerstand überwinden kann. Diesen Glauben an unsere Fähigkeiten zu behalten, den hat Kloppo uns phänomenal vorgelebt. Am Ende gehört es zu der Geschichte von Mainz, dass wir den Aufstieg letztendlich doch noch gepackt haben.