Am Montag leitete der 38-Jährige bereits die erste Trainingseinheit an der Buderusstraße. Viel Zeit, um die kriselnden Krayer wieder in die Spur zu bringen, bleibt dem ehemaligen Bundesliga-Profi nicht. Am Mittwochabend steht im Pokal beim Oberligisten TV Jahn Hiesfeld das erste Pflichtspiel auf dem Programm. Drei Tage später steigt beim FC Wegberg-Beeck das ultimative Kellerduell der Regionalliga West.
Wir sprachen vorab mit Blank über das "Himmelfahrtskommando FC Kray", seine Trainer-Methoden und die Erfahrungswerte aus der Bezirksliga.
Stefan Blank, bei acht Punkten Rückstand ist das Ziel Klassenerhalt für den FC Kray in weite Ferne gerückt. Fiel Ihnen die Entscheidung deshalb schwer? Ehrlich gesagt musste ich überhaupt nicht lange überlegen, als am Sonntagabend der Anruf kam. Der Kontakt zum FC Kray war schon nach dem Aufstieg da. Aus bestimmten Gründen klappte es damals aber nicht mit einer Zusammenarbeit. Die Regionalliga ist für mich eine große Chance, die ich unbedingt nutzen möchte. Ich freue mich enorm auf diese Herausforderung. In der Bezirksliga haben wir zuletzt vor 150 Zuschauern gespielt, im Essener Derby gegen RWE kommen vielleicht knapp 10.000 Leute. Das ist schon eine andere Welt. Mir ist bewusst, dass es brutal schwer für uns wird. Bis zur Winterpause wollen wir den Rückstand unbedingt verkürzen, um wieder in Schlagdistanz zu sein.
Was halten Sie denn von Ihrer neuen Mannschaft? Ist es mit diesem Spieler-Material überhaupt möglich, die Sensation zu schaffen? Davon bin ich überzeugt. Ich glaube, dass wir eine sehr ordentliche Truppe haben, der momentan aber das Selbstvertrauen fehlt. Insgesamt war die Ausbeute natürlich enttäuschend. Die Jungs glauben nicht an ihre Stärke. Nach Rückschlägen ist Kray zuletzt immer wieder eingebrochen. Die Saison ist noch sehr lang. Wenn wir dieses Problem abstellen, ist mit Sicherheit noch eine Menge drin für uns.
Ich habe Bock, Ambitionen und Ehrgeiz
Stefan Blank
Welchen Eindruck haben Sie vom Krayer Umfeld? Der Verein ist nicht unbedingt ein "normaler" Regionalligist. Ich weiß schon ganz genau, worauf ich mich eingelassen habe. Hier ist alles ein wenig kleiner als bei anderen Vereinen aus unserer Spielklasse. Das Geld ist für Regionalliga-Verhältnisse extrem knapp, dafür wird der Fußball von allen Mitgliedern gelebt. So etwas gefällt mir.
Sie waren zuletzt als Trainer für einen Bezirksligisten tätig. Glauben Sie nicht, dass der Sprung für Sie zu groß sein könnte? Ich habe Bock, Ambitionen und Ehrgeiz, deshalb denke ich nicht, dass der Schritt zu groß ist. In der Bezirksliga war ich aktiv, um eine Weile abzuschalten. Dabei konnte ich den Fußball auch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Das war sehr interessant und lehrreich, da ich den Sport aus meiner aktiven Zeit auch nur aus der Profi-Perspektive kannte. Das wird mir auch in Kray helfen, denn auch hier trainiere ich Feierabend-Fußballer. Wenn einer mal abends nicht voll auf der Höhe sein sollte, kann ich das nun eher nachvollziehen. Ich kann mich in diese Lage hineinversetzen. Die Jungs gehen vorher ihrem Beruf nach, das ist auch in Ordnung so. Wir arbeiten alle hart für das Ziel Klassenerhalt. Aber letztlich geht es auch nur um Fußball. Das sollten sich die Jungs immer vor Augen führen, um besser mit Drucksituationen umgehen zu können. Das Ganze muss auch noch Spaß machen.
Ihr persönlicher Ruf dürfte beim ein oder anderen Spieler allerdings für Jubelstürme sorgen. Fabian Decker bezeichnet Sie als "harten Hund". Hat er damit Recht? Sagen wir so: Ich habe eine klare Linie. Wenn einer meint, dass er diese überschreitet, werde ich dazwischengrätschen. Es interessieren mich auch keine Einzelschicksale. Ich weiß, wie es im bezahlten Fußball und im Amateurbereich abläuft. Der Einsatz und die Bereitschaft müssen vorhanden sein - egal in welcher Liga. Zwei Drittel aller Mannschaften aus der Regionalliga absolvieren pro Woche zwei oder drei Einheiten mehr als wir. Das müssen wir irgendwie kompensieren. Zwei freie Tage wird es bei mir nicht geben. Darauf können sich die Jungs schon einstellen.