Exklusiv gegenüber RevierSport berichtete Vereinsboss Mustafa Mokthari, dass er für 10 Millionen Euro ein Trainingszentrum im Raum Herne errichten möchte. Finanziert werden soll es vom marokkanischen Fußballverband und Staat. Zwei Fußballplätze, ein Hotel und eine Halle sollen dazugehören und die neue Heimat des FC Marokko Herne bilden. Bekannt wurde dies kurz nach dem Besuch des marokkanischen Nationaltrainers in Herne.
Im Spätsommer letzten Jahres ging der FC Marokko Herne mit Wucht an die Öffentlichkeit. Mit schweren Vorwürfen der Diskriminierung und des Betruges gegenüber der Stadt Herne ließ Mustafa Mokthari die lokale Sportszene aufhorchen. Der Hintergrund: An der Horsthauser Straße wurde ein großes Fußballzentrum mit zwei modernen Kunstrasenplätzen errichtet. Der FC Marokko wollte Teil dieses Komplexes werden, scheiterte aber im Bewerberverfahren gegen fünf andere Vereine. Mokthari reichte beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen Klage ein. Eine Entscheidung steht noch aus.
„Er war schockiert!“
Doch scheinbar bahnt sich ein neuer Coup an. „Ende des Jahres war ich in Marokko, als dort der Weltpokal ausgespielt wurde“, so Mokthari, „da habe ich auch den Sportminister Mohamed Ouzzine getroffen.“ Mokthari, der neben seiner Tätigkeit beim FC Marokko Herne auch als Scout für die marokkanische Nationalmannschaft in Deutschland zuständig ist, berichtete in der marokkanischen Presse von den „Diskriminierungen“, die der FC Marokko erfahren würde. „Ich wurde daraufhin zum Sportminister nach Rabat eingeladen. Er war schockiert von meinen Berichten. Er konnte sich gar nicht vorstellen, dass sowas in Deutschland möglich ist. Ich sagte ihm, dass es am besten wäre, wenn wir unsere eigene Anlage hätten“, erklärt Mokthari die Begegnung. Was dann folgte, erinnert an ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht: „Ouzzine fragte mich, was sowas denn kosten würde. Als ich ihm sagte, dass es so um die 10 Millionen Euro wären, signalisierte er Interesse an einer Zusammenarbeit.“
Von der fußballerischen Steinzeit, dem Ascheplatz, zum modernen Fußballzentrum
Eine gewisse Euphorie dürfte im Lager Mokthari geherrscht haben, doch der Vereinsboss blieb zurückhaltend, wie er sagt - vielleicht eine Lehre aus dem PR-Chaos um die Klage gegen die Stadt Herne. Mokthari: „Reden alleine bringt uns nichts, wir brauchen es schriftlich. Also habe ich nach meiner Rückkehr nach Deutschland sofort meinen Anwalt angewiesen, ein Schreiben aufzusetzen. Wir warten jetzt nur noch auf das Okay des marokkanischen Sportverbandes.“
Gespanntes Verhältnis
Soweit so gut. Doch selbst wenn die erhoffte Finanzspritze aus Nordafrika genehmigt würde, bleibt das Projekt auf wackeligen Beinen. Die geplante Anlage bräuchte ein großes Areal. Mokthari will daher nach der Erteilung der 10 Millionen Euro den Kontakt zur Stadt Herne suchen.
Dieses Unterfangen dürfte sich schwierig gestalten, ist sein Verhältnis zur Kommune nach den erheblichen Vorwürfen rund um die Platzvergabe doch mehr als angespannt. „Wir werden die Stadt bitten, ein großes Grundstück anzubieten. Sie würde davon schließlich auch profitieren. Ist die Stadt dazu nicht in der Lage, dann könnten wir uns ebenso einen Standort in Bochum oder Castrop-Rauxel vorstellen.“
Zentrum für Nationalelf
Tatsächlich würde die geplante Anlage ein infrastrukturelles Großprojekt darstellen. Zwei Fußballplätze, eine Halle für den Winter sowie ein Hotel sollen nach dem Willen Moktharis entstehen - für einen Verein, der in der Kreisliga A Platz acht belegt. Doch Mokthari betreibt große Gedankenspiele: „Das Zentrum würde den marokkanischen Fußball fördern. Die Nationalmannschaft, Klubs aus der ersten marokkanischen Liga oder andere Teams könnten die Anlage nutzen.“
Dass der Deutsch-Marokkaner gute Kontakte nach Nordafrika unterhält, ist bei aller Vorsicht rund um seine Pläne unbestritten. Letzte Woche besuchte der gesamte Trainerstab der Nationalmannschaft den FC Marokko. „Nationaltrainer Badou Zaki wollte sehen, was für ein Verein der FC Marokko Herne ist und welches Potenzial er besitzt.“
Da Mokthari auch als Scout der Landesauswahl in Deutschland fungiert, arrangierte er ein Treffen mit Karim Bellarabi. Der Leverkusener kann sowohl für Deutschland als auch Marokko auflaufen. Nationalcoach Zaki traf den 24-jährigen Offensivspieler in einem Castrop-Rauxeler Café und kündigte eine Nominierung im Oktober an. Der Zeitpunkt kommt nicht von ungefähr: Im nächsten Frühjahr richtet Marokko die Afrikameisterschaft aus und Bellarabi wäre eine enorme Verstärkung für die Nordafrikaner auf dem Weg zum Sieg im eigenen Land. „Die Gespräche mit Karim waren gut. Wir werden sehen, wie er sich am Ende entscheidet“, sagt Mokthari kühl. Und so wird auch erst die Zukunft zeigen, ob sein Traum eines Fußballzentrums in Erfüllung gehen wird. „Ich habe ein Jahr darauf hingearbeitet. Der Rest liegt jetzt in Gottes Hand.“