"van der Luer raus" und "Wir haben die Schnauze voll", tönte es aus den Kehlen der rund 200 mitgrereisten KFC-Fans im Stadion an der Poststraße.
Was war passiert? Der Aufsteiger verlor völlig verdient vor 629 zahlenden Besuchern mit 0:1 (0:0) bei arg dezimierten Verlern - beim SCV fehlten mit Sebastian Lange, Guerino Capretti, Jannik Schröder, Friedrich Bömer-Schulte und Mario Bertram gleich fünf Stammspieler - und blieb einen echten Arbeitsnachweis schuldig. "Natürlich wollten meine Spieler, das hat man auch gesehen. Aber im Endeffekt muss du in unserer Situation anders agieren. Wir wollten nicht, sondern mussten in Verl gewinnen. Daran gemessen haben wir aber viel zu wenig für die Offensive getan. Wir waren nicht zielstrebig genug. Das einzig Positive ist, dass sich in der Tabelle nichts geändert hat. Nur Bochum und Wiedenbrück konnten einen Punkt holen, sonst sind alle unsere Konkurrenten ohne Zählbares geblieben", analysiert van der Luer.
Bis auf eine Riesenmöglichkeit von Ahmed Ammi (12.), als dessen Kopfball von Arne Kampe nur mit Mühe und Not zur Ecke geklärt werden konnte, zwei Halbchancen von Moses Lamidi (5., 44.) und einer Kuddel-Muddel-Situation nach einer Ecke, wo mit Giannis Alexiou, Dominik Oehlers und Lamidi gleich drei Krefelder es verpassten, den Ball im Netz unterzubringen, war von den Blau-Roten nichts zu sehen. van der Luer: "Positiv war, dass die 15 Ecken gegen uns keine Gefahr gebracht haben. In den letzten beiden Spielen haben wir drei von vier Treffern nach Standards kassiert. In Verl waren wir sicher. Umso ärgerlicher, dass wir das Gegentor durch einen Konter kassieren. Ein Punkt wäre in Verl gut gewesen."
Einem Großteil der KFC-Anhänger, die ihr Team über 90 Minuten nach vorne peitschten, riss nach dem Schlusspfiff die Hutschnur oder besser gesagt: Die Geduld mit der Mannschaft und dem Trainer scheint bei einigen Fans am Ende. Erst versuchte ein Krefelder den Platz zu stürmen, um in Richtung Mannschaft zu laufen, doch glücklicherweise konnte dieser von den Ordnungskräften eingefangen werden. Danach knüpften sich die Fans die Mannschaft rund 30 Minuten am Zaun vor. Diesmal ging es in dem Rapport zwischen Fans und Team nicht mehr so gesittet zu, wie noch in der Vorwoche in Herne nach der 1:2-Niederlage gegen Schalke II. "Wer den Trainer in Frage stellt, der hat gar keine Ahnung. Die wissen doch gar nicht, was van der Luer für den Verein macht", regte sich Kapitän Kosi Saka aufgrund der Fankritik in Richtung des Trainers auf.
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Auch Lamidi wurde von den Fans stark kritisiert. Hier soll jedoch Lamidi die falschen Worte gewählt und danach beleidigt worden sein. Saka: "Moses muss sich in so einer Situation professioneller verhalten und seine Emotionen im Zaum halten. Er hat hier einige Fans unnötig provoziert. Ich werde ihm das auch noch klipp und klar unter vier Augen sagen."
Saka selbst kann die Wut der Fans nachvollziehen: "Natürlich. Sie reisen uns überall hinterher, verbringen viel Zeit im Zug und zahlen sehr viel Geld für den vermeintlichen Spaß und am Ende dürfen sie nicht feiern, sondern müssen sich ärgern. Sie machen sich Sorgen um den Verein. Das ist alles nachvollziehbar. Trotzdem appelliere ich an die Mädels und Jungs: Wir haben noch genügend Spiele und liegen nur drei Punkte hinter einem Nicht-Abstiegsplatz. Gemeinsam schaffen wir das. Es macht aber keinen Sinn sich jetzt fertig zu machen."