Der VfL steht auf Platz 15 derzeit nicht sonderlich gut in der Tabelle da, was allerdings nicht an ihm liegt. Sven Kreyer bombt sich gerade durch die Liga und ist Torjäger Ercan Aydogmus vom Tabellenführer Fortuna Köln auf den Fersen.
Das nötige Selbstbewusstsein hierfür holt sich der Bochumer bei der ersten Mannschaft, bei der er seit Sommer regelmäßig mittrainiert und für die er auch schon in vier Mal gespielt hat. Als Degradierung sieht der 22-jährige Angreifer die wöchentlichen Einsätze bei der Zweitvertretung des VfL dennoch nicht. Im Gegenteil: „Ich reiße mir jedes Mal den Arsch auf. Nur durch meine Mitspieler habe ich es doch dahin geschafft, wo ich im Moment stehe. Da ist es doch Ehrensache, dass ich 100 Prozent gebe, wenn ich in der Zweiten spiele.“
Lieber Zweite statt 3.
Das hat er schon allein damit gemacht, dass er in der Sommerpause ein Angebot aus der 3. Liga von Jahn Regensburg ausgeschlagen hat. Er sieht größere Chancen, nach vorne zu kommen, wenn er für eine Zweitvertretung spielt und sich in Ruhe weiterentwickeln kann. Und wäre Kreyer nicht geblieben, dann würde es für den VfL in der Regionalliga derzeit wohl noch düsterer aussehen. Von den 18 Toren auf der Habenseite gehen allein elf auf seine Kappe. Das Erfolgsrezept ist ganz einfach. „Ich mache mir keine Gedanken“, erklärt Kreyer. „Mit 18 oder 19 habe ich noch immer überlegt, ob ich jetzt oben, unten, links oder rechts schieße. Jetzt halte ich einfach drauf und wie man sieht – es klappt.“
Ein weiteres Geheimnis für sein Aufblühen ist das regelmäßige Training mit den Profis. "Das Tempo ist höher, das Passspiel schneller. Am Anfang war das für mich schon recht ungewöhnlich, aber inzwischen habe ich mich dran gewöhnt und nehme jeden Tag etwas mit." Und diese Erfahrungen versucht er dann bei der zweiten Mannschaft an seine Mitspieler weiterzugeben. Der eine oder andere Tipp fällt meistens ab, wenn er wieder "unten" ist. "Wenn ich bei der Ersten etwas sehe, was uns auch weiterbringen könnte, dann versuche ich das den Jungs zu erklären, dass sie das auch anwenden können. Ganz egal auf welcher Position."
Immer einen guten Rat für die Mitspieler
Sein Verhältnis zu den Mitspielerin in der U23 ist trotz seiner regelmäßigen Ausflüge nach "oben" nicht gestört. Die komplette Vorbereitung hat er mit ihnen absolviert, war mit im Trainingslager, als die Berufung zu den Profis kam, wo er auch regelmäßig seine Einsatzzeiten in der zweiten Liga bekommt. Fremd, so Kreyer, fühle es sich trotzdem nicht an, wenn er in der Regionalliga spielt. "Ich freue mich immer, wenn ich runter komme und helfen kann", erklärt er. "Ich habe ihnen viel zu verdanken und das will ich natürlich zurück geben."
Wenn er jetzt am Freitag auch gegen Rot-Weiss Essen treffen sollte, würde er seinen Teamkollegen vom VfL II auch ungemein helfen. Für sie geht es in den nächsten Wochen nämlich einzig um Punkte. „Es wäre schön, wenn wir auf einem Nichtabstiegsplatz in die Winterpause gehen könnten“, blickt der Stürmer voraus. „Wir müssen unbedingt konstanter werden, dann bin ich auch überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen.“
Dass es gegen RWE bereits klappen könnte, daran glaubt der Angreifer. Auch, weil es einen, vor allem wenn er für eine Zweitvertretung spielt, nur anspornen kann, "vor so einer Kulisse zu spielen", erklärt er und erinnert sich: "Gegen Aachen hat es ja auch vor über 5.000 Zuschauern geklappt. Warum dann nicht am Freitag auch?" Der Angreifer, der schon vor weitaus mehr Anhängern aufgelaufen ist, freut sich jedenfalls auf die Stimmung an der Hafenstraße. Denn auch, wenn er aus der zweiten Liga eine ganz andere Antmosphäre gewohnt ist, kann er davon nicht genug kriegen.