Das 0:1 zuhause gegen Lotte war den WSV-Verantwortlichen offenbar eine Niederlage zu viel. Am Montag gab der Verein die Trennung von Coach Hans-Günter Bruns bekannt. Am Dienstag trat Heiko Scholz bei der Kölner Viktoria zurück.
RS sprach mit dem ehemaligen Oberhausener Bruns über die Trennung in Wuppertal.
Hans-Günter Bruns, wie lautete die offizielle Begründung für Ihre Entlassung? Offiziell hieß es, dass es in der Mannschaft nicht stimmen würde und ein Großteil gegen mich wäre. Aber das kann ich mir kaum vorstellen. Aber wenn man sportlich keinen Erfolg hat, dann muss man mit so etwas rechnen.
Haben Sie eine Ahnung, wer gegen Sie war? Nein, das ist mir ehrlich gesagt auch egal.
Bei Ihnen weiß man, dass die Spieler mit Ihren Problemen immer zu Ihnen kommen können und Ihnen der Teamgeist sehr wichtig ist. Macht es Sie dann persönlich betroffen, wenn Sie hören, dass mehrere Jungs gegen Sie waren? Das schon. Wenn es so war, dann ist das wirklich ohne jeden Charakter. Denn wir konnten immer offen sprechen, ob in Sitzungen oder Einzelgesprächen. Und da ist nichts, aber auch gar nichts aufgekommen.
Wie sah es intern in der Mannschaft aus? Da hat das eine oder andere nicht gestimmt im Umgang untereinander. Da haben wir drüber gesprochen und die Truppe hat starke Anstrengungen unternommen, um das in den Griff zu bekommen. Aber es wurde nie darüber gesprochen, was gerade sonst noch so proklamiert wird.
Allerdings dürfte es kein spezifisches WSV-Problem sein, dass Spieler hinter dem Rücken des Trainers versuchen Stimmung zu machen, oder? Das ist ein Gesellschaftsproblem. Die echten Typen sterben langsam aus.
Sie hatten persönlich einen guten Draht zu WSV-Präsident Friedhelm Runge. Wirft die Entlassung einen Schatten auf die Beziehung zu ihm? Das ist natürlich eine komische Situation. Aber es ist, wie es ist. Egal, was wir jetzt besprechen, es ändert an der Situation nichts. Es ist schade, denn ich bin sicher, dass beim WSV mittelfristig noch einiges machbar ist.
Hatten Sie das Gefühl, dass die Entscheidung für Runge in Ihrem Fall besonders schwer war? Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen, weil er ein paar Tage weg ist. Aber ich denke, dass es für ihn sicher nicht leicht war.
In Wuppertal mussten in den letzten Jahren viele Trainer gehen? In Köln gab es nun die Trennung beim Spitzenreiter. Wie es anders geht macht derzeit Rot-Weiss Essen vor, wo der Trainer scheinbar in völliger Ruhe arbeiten kann. Wünschten Sie sich so etwas auch einmal? Generell wäre es schön, wenn die Vereine mal einen längeren Atem haben würden. In Essen ist das hervorragend, wie dort gearbeitet wird. Dort wurde eine Truppe aufgebaut, in der richtig Qualität steckt. Alles in vernünftiger Form und ohne riesen Gelder. Trotzdem wurde die Mannschaft Stück für Stück entwickelt. Ich halte Waldemar Wrobel für einen klasse Trainer und einen echten Typen. Ich habe RWE dick auf dem Zettel, sollten die vermeintlichen Favoriten aus Köln mal ins Straucheln kommen.
Wie war die Resonanz seit Ihrer Entlassung? Ich habe sehr, sehr viel Unterstützung bekommen. Ob von den eigenen Spielern oder Trainern der Konkurrenz. Das hat mich sehr gefreut und aufgebaut. Denn es waren wirklich viele Leute, die an mich gedacht haben.
Nach dem Aus in Oberhausen sagten Sie zu Ihren Zukunftsplänen, Sie könnten sich alles vorstellen. Auch ein Engagement in unteren Ligen. Wie sieht es aktuell aus? Ich muss sagen, dass ich immer noch fußballverrückt bin. Mir macht das noch eine Menge Spaß, auch wenn die letzten Wochen nicht so super waren. Deshalb habe ich für mich die Planung, noch in den oberen Ligen aktiv zu sein.
Muss es der Trainerjob sein? Oder wäre auch – wie schon in Oberhausen praktiziert – ein Engagement als Sportdirektor denkbar? Da bin ich offen, mir geht es um den Fußball allgemein.