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Waldemar Wrobel
"Ich bin nicht der Vater des Erfolgs"

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RWE: Waldemar Wrobel im Interview
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Nach dem Sieg gegen Leverkusen sprachen wir mit Waldemar Wrobel über eine neue Gangart, sein glückliches Händchen und warum er sich "mehr Bösartigkeit" wünscht.

Waldemar Wrobel, beim 2:1 gegen Leverkusen schienen einige Spieler ihre körperlichen Grenzen zu spüren. Täuscht dieser Eindruck?

Das war das dritte Spiel in sieben Tagen. Wir hatten davor auch Englische Wochen und werden in Zukunft Englische Wochen haben. Das spürt man, ohne Wenn und Aber.

Für Thomas Denker reichte es nur bis zur 70. Minute. Wie lautet die Diagnose?

Ich glaube, das nennt man Wadenkrämpfe. Bei ihm waren es aber nicht nur Wadenkrämpfe. Der komplette Apparat hat zugemacht. Doch das ist jetzt das, was uns in den nächsten Wochen erwarten wird. Die Bank ist nicht so, dass wir sagen können, das macht uns nichts. So schnell kommt da nichts zurück. Markus Heppke wird uns noch längerfristig ausfallen, Sebastian Jansen ist operiert worden. Das heißt: Das, was bei uns am Freitag im Kader war, plus Addi Schneider, ist das Personal, das in den nächsten Wochen die Kohlen aus dem Feuer holen muss.

Wäre es da vielleicht sogar eine Option gewesen, in der eigentlich bedeutungslosen Liga zurückzufahren und Leute für das Pokalspiel am Dienstag zu schonen?

Das ist schwierig. Ich hätte natürlich drei oder vier Mann schonen können, aber dann verlierst du möglicherweise gegen Leverkusen und nimmst dieses Negativerlebnis mit. Das ist ein ganz schmaler Grat. Das Feedback von den Jungs ist derzeit: So lange du auf dieser Welle schwimmst, geht es von Spiel zu Spiel. Dennoch ist die Belastung spürbar. Das ist völlig normal, völlig legitim.

Umso beeindruckender ist der momentane Lauf. 16 Punkte aus sechs Spielen. Wird Ihnen das selbst langsam unheimlich?

Der Lauf ist das eine. Wichtig ist mir aber auch, zu betonen, dass die Mannschaft gut spielt. Man konnte sehen, was Leverkusen fußballerisch drauf hat. Dennoch haben sie verdient verloren. Ich denke da an das Tor von Günni, das nicht gegeben wurde oder der klare Elfmeter. Wir sind in der letzten Zone gefährlich, wir verteidigen momentan anständig, haben Jungs dabei, die richtig gut drauf sind. Aber wir wissen auch, dass es schwierig wird, dieses Level in den nächsten Wochen zu halten. Nach Homberg am Dienstag kommen Lotte, Trier und Wiedenbrück. Das sind Spiele, in denen wir in der Hinrunde einen Punkt geholt haben. Aber auch da werden wir mit elf gegen elf spielen und auch da werden sich die Jungs wieder voll reinhängen. Das ist das, was wir in den letzten Wochen machen. Die Leidenschaft ist da. Wenn die Jungs dann irgendwann anzeigen, dass sie raus müssen, weil der Akku leer ist, ist das vollkommen in Ordnung.

"Die Spieler wissen: Ich muss immer unter Strom sein"

Wenn man sich in der Mannschaft umhört, ist immer wieder davon die Rede, dass die 1:4-Niederlage gegen Mönchengladbach die Wende eingeleitet hat. Was ist danach geschehen?

Das Spiel darf man nicht isoliert betrachten. Wir sind gegen Kray im Pokal weitergekommen, aber das Spiel war nicht gut. Wir haben das Freundschaftsspiel gegen Siegen verloren. Kurzum, wir hatten zu diesem Zeitpunkt keine gute Phase. Es herrschte eine gewisse Lethargie, es war eine Null-Spannung-Phase. Darin sind wir massiv aufgegangen und haben das in einer Art und Weise artikuliert, die die Jungs so nicht kannten und auch Konsequenzen gezogen. Wir haben in Bochum sieben Positionen neu besetzt und vier neue Spieler integriert. Die Jungs haben daraufhin eine Antwort gegeben. Die, die neu in die Mannschaft gekommen sind, haben das im Training angeboten und auch im Wettkampf bestätigt. Dadurch haben wir Spannung und auch positive Rivalität im Training. Ein Mann wie Kevin Lehmann, der über die Jahre immer gut war und ein richtig guter Kicker ist, musste gegen Leverkusen draußen bleiben. Nicht, weil er schlecht war, sondern weil wir Benedikt Koep taktisch wegen der Luft brauchten. Diesen Luxus hatten wir ja vor geraumer Zeit gar nicht. Und das ist eben jetzt auch eine Konsequenz, dass die Spieler wissen, es gibt Alternativen, ist muss immer unter Strom sein. Mittlerweile kann ich Spieler von der Bank bringen wie Benedikt Koep in Kaiserslautern oder Meik Kuta. Das ist ein positiver Trend, den wir vorher so nicht hatten und der auch spielentscheidend sein kann.

"Ich bin nicht der Vater des Erfolgs"

Dass Sie mit Ihren Jokern ein glückliches Händchen haben, ist aber nichts Neues. Ob Benedikt Koep in Kaiserslautern oder Lukas Lenz gegen Leverkusen, der nur Sekunden nach seiner Einwechslung das 2:0 mit vorbereitet hat.

Wir haben eine Bank und das ist eine Situation, die wir mit Michael Dier und Damian Jamro gemeinsam thematisieren. Wir tauschen uns aus über die strategische Ausrichtung, über Wechsel und vieles andere. Ich stelle mich nicht hier hin und sage: Das ist mein Ding, ich bin der Vater des Erfolgs. Wir sind im Kollektiv stark und so würde ich auch solche Entscheidungen bewerten. Ich bin derjenige, der das am Ende nach außen vertreten muss und das tue ich auch. Aber wir sind in schlechten Phasen so strukturiert, dass wir immer sagen, dass das eine kollektive Geschichte ist und das gilt genauso jetzt, wo es gut läuft. Die, die auf dem Feld stehen, sind letztlich dafür verantwortlich, Tore zu verhindern und zu schießen. Wir versuchen, in der Vorbereitung, der Analyse und der Trainingsgestaltung den Jungs zu helfen, an ihren Fehlern zu arbeiten und besser zu werden. Was der Spieler daraus macht, liegt letztendlich an ihm.

Derzeit ja durchaus eine Menge...

Wir sind auf einem guten Weg, wir haben eine gute Mannschaft und dass wir konkurrenzfähig sind, haben wir in dieser Saison bewiesen. Die Entwicklung in der Regionalliga ist okay. Wenn man sich die Tabelle ansieht und guckt, wer alles hinter uns steht, können wir das, was wir bis dato an Leistung angeboten haben, wirklich als 'in Ordnung' deklarieren. Es war ja auch nicht so, dass wir zwischenzeitlich neun Spiele lang nur katastrophal gespielt haben, aber da hatten wir eben das Pech an den Füßen. Gegen Leverkusen hatten wir wiederum etwas Glück. Prinzipiell sind wir aber in der Lage, jedes Spiel so zu gestalten, dass wir es gewinnen können. Wenn es nicht so läuft, haben wir aber auch noch nicht die Qualität, um das komplett zu kaschieren. Mir fehlt noch immer ein gewisser Grad an Aggressivität, an Bösartigkeit im positiven Sinne. Wir sind zu lieb, wir müssen dem Gegner auch mal weh tun. Im Rahmen der Grenzen, versteht sich. Wir haben zu wenige Spieler die, wenn sie merken, dass es nicht läuft, das Spiel auch mal auf eine andere Art und Weise unterbrechen und dem Gegner anders zeigen: nicht heute, nicht hier und du schon gar nicht! Das ist das, was uns noch ein bisschen fehlt.

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