GAU regeln! Genau dazu war Rot-Weiss Essens Chef-Etage nach dem direkten Wiederabstieg aus der zweiten Bundesliga verdammt. Man kann ohne Umschweife konstatieren, dass das gelungen ist, alles nicht aalglatt, allerdings ist es gelungen, allerdings noch nicht perktioniert, das geschieht erst dadurch, wenn RWE ab dem 1.Juli 2006 wieder als Zweitligist in den Statistiken geführt wird. Sportlich steht die Truppe von Coach Uwe Neuhaus auf einem der beiden Aufstiegsplätze, administrativ konnte die Vorstandsetage - Präsident Rolf Hempelmann, das geschäftsführende Vorstandsmitglied Nico Schäfer, Heinz Koch, Uwe Pietsch und Professor Dr. Markus Buchberger - einige Klippen umschiffend das Boot in die korrekte Richtung segeln lassen. Parallel zum Meistern der aktuellen Spielzeit laufen Vorbereitungen für weitere Strukturarbeit (Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung, Markenschutzprogramm, Stadionfrage) "für weitere Professionalisierung", wie Buchberger, als Sportrechtsexperte unter anderem an der Fachhochschule "RheinAhrCampus" in Remagen (im Mittelpunkt steht die Sportmanagement-Ausbildung) beschäftigt, ausführt. Grund genug, sich mit Buchberger bilanzierend zu unterhalten.
Professor Dr. Markus Buchberger, kurz vor Weihnachten fragten wir, was die Feldforschung nach dem neuen Stürmer und dem flexiblen Linksfuß macht. Der "Linke" ist da. Es wäre sensationell gewesen, wenn wir das bis zum Jahresende hättenregeln können, der 2. Januar war natürlich für uns das Ziel, alles ist jedoch von vielen Faktoren abhängig.
Sehr pragmatisch gerechnet: Das Gehalt von Alex Löbe wird von der Berufsgenossenschaft übernommen, Thorsten Horz löste seinen Kontrakt auf, am 31. Dezember endete die Liaison mit dem ehemaligen Sportlichen Leiter Frank Kontny - Geld ist frei! Naja, so ganz geht diese Rechnung nicht auf. Klar ist, es zielt auf die beiden genannten Rollen ab. Dazu kommt, dass ein Lennart Lynge Larsen sicherlich weiß, dass seine Aussichten bei uns nicht gut sind.
RS vermeldete das anstehende Probetraining bei RWO. Er muss wissen, zwischen Tribüne und der Chance zu wählen, sich wieder ins Rampenlicht zu spielen.
Potenzielle Neuzugänge, genannt wurden Arie van Lent, Jens Scharping, George Koumantarakis, Emmanuel Krontiris, Enrico Kern, müssen über die Spielzeit hinaus auch für eine Liga höher passen. Ein van Lent platzte, ein Scharping auch. Richtig, die Planung muss diese Richtung gehen, genau wie wir Akteure haben, die auch bis 2007 gebunden sind.
Bisher wurde immer gesagt, ein weiteres Engagement soll sich durch den Aufstieg entscheiden - Beispiele bitte. André Maczkowiak und Ferhat Kiskanc, dazu kommen Baris Oezbek, Serkan Calik, Moritz Stoppelkamp.
Sowie der A-Junior Michel Harrer, der einen Anschlusskontrakt hat, und Christian Eggert, der an Borussia Dortmund ausgeliehen wurde. Fest steht, wir wollen nicht da stehen, wo wir am Ende der letzten Spielzeit standen. Im Aufstiegsfall benötigt der Kader nur Ergänzungen, das würde ein großer Vorteil sein.
Rückblick: Wie lange wurde nach dem Abstieg gelitten? Wichtig war, wir haben sofort angefangen, zu arbeiten. Keiner darf vergessen, wir hatten Ende Mai gerade einmal zwei Akteure zur Verfügung...
...das waren Ali Bilgin und Hilko Ristau... dazu kamen drei Youngster mit Potenzial. Innerhalb eines Monats wurde ein Kader zusammengestellt, insgesamt waren es 16 Neue, fünf weitere Verbindungen wurden aufgelöst. Parallel lief die Suche nach einem neuen Sportlichen Leiter. Uwe Neuhaus startete die Aufbauarbeit ganz alleine.
Die Zusammenstellung des Kaders ist stimmig - korrekt? Das lief hervorragend, der Club hat bewiesen, dass er es besser machen kann. Ich kenne eigentlich kein Team, bei dem nur ein Akteur von allen Verpflichtungen tatsächlich nicht passte...
...im Fall Essen Thorsten Horz... Genau, auch ein Tim Gorschlüter ist bestimmt keine Enttäuschung. Wir sind zufrieden, stehen auf einem Aufstiegsplatz, haben die meisten Tore geschossen, mit die wenigsten kassiert, nach dem ersten verlorenen Heimspiel gegen Lübeck wurden alle anderen Matches an der Hafenstraße gewonnen. Dazu kommt der sensationelle fünfstellige Zuschauerschnitt.
Sind Sie platt? Das zeigt doch nur, welches Potenziall diese Stadt wirklich hat, wir waren begeistert, als gegen Lübeck so viele Fans kamen. Das wird noch gesteigert, gut, dass es gleich diesen Kracher gegen Düsseldorf gibt. Ich rechne mit einem vollen Stadion, die Anhänger stehen zu RWE. Das sah man schon im letzten Zweitligamatch gegen Unterhaching, selbst da war eine Anzahl da, die andere Clubs nicht im Durchschnitt haben.
Es gab durchaus Unruhe, zum Beispiel die Neubesetzung der Physiotherapie, kurzfristig die Kapitänsfrage oder das Rumoren im Umfeld gipfelnd im Hamburg-Match. Trotz des Resultats wurde einiges auf Trainer Uwe Neuhaus projeziert...
Die personelle Fixierung war nicht nachvollziehbar! Stimmt, allerdings ist das für mich ein Ausdruck von Angst um den Verein, eine Identifikation. Für Uwe Neuhaus war das allerdings hart, das geht an keinem einfach so vorbei, vor allen Dingen, wenn man sich nichts vorzuwerfen hat. Allerdings ist er damit super umgegangen, außerdem stand das Team voll hinter ihm. Genau so erwarten wir das, genau wie die Leistung auf dem Platz.
Mit Olaf Janßen wurde einem Newcomer die Chance gegeben, sich als Sportlicher Leiter einen Namen zu machen, obwohl man Ihn als potenziellen Trainer kannte. Keiner hatte ihn auf der Rechnung. Das hat Zukunft, er ist ehrgeizig, engagiert, hat Fußballkompetenz und ist nicht nur für die 1. Mannschaft zuständig, sondern auch für die Jugendabteilung, die Zweitvertretung und das Team-Umfeld. Er ist jung und soll den Gesamtverein langfristig nach vorne bringen. Für ihn sprach auch, er zeigte immer Identifikation, wechselte kaum, war Kapitän in seinen Clubs. Eine zukünftige Kooperation wird immer durch sportlichen Erfolg bestimmt, die Arbeit von Trainer und Sportlichem Leiter erfolgt fleißig und strukturiert, beide haben wie wir nur ein Ziel vor Augen. Veränderungen werden deutlich. Im Verhältnis zu Thomas und Christian Zetzmann...
...den beiden Physiotherapeuten, die RWE seit Jahren erfolgreich begleiteten... erkannten beide Seiten, dass ein neuer Weg sinnvoll war.
Sie sind ein erfolgreicher Jurist, parallel scheiterte der Club, beim dem Sie im Vorstand sind. War das auch eine persönliche Niederlage? Eigentlich möchte ich über die Vorsaison gar nicht mehr sprechen. Fest steht aber, alle Funktionsträger bei RWE habe nicht nur Ämter inne. Das Herz ist schon lange dabei, schon bevor ein Amt übernommen wurde. Der Abstieg tat fast körperlich weh, vor allem das Wie. Die Fehler wurden bei sich gesucht...
...auch wenn nach einigen offensichtlich nicht lange geforscht werden musste... Es wurde gelernt, von diesen Erfahrungen werden wir profitieren. Persönliche Kritik muss jeder einstecken können.
Gibt es eine latente Unruhe um RWE, die zum Beispiel durch die letzten fünf erfolgreichen und sportlich überzeugenden Matches eingedämmt wurde? Ich sehe das nicht. Natürlich gibt es Ungeduld, die haben wir ja auch, vor allen Dingen war es nach dem sensationellen Start der Kieler und Lübecker so. Aber das gehört dazu, ist von uns auch auszuhalten. Das alles kein Selbstläufer wird, war uns klar. Das ist eine der schwierigsten Spielzeiten überhaupt. Deshalb müssen wir in der Winterpause die Grundlagen dafür legen, gegen Düsseldorf im Heimspiel sofort wieder an den Erfolg der letzten Wochen anzuknüpfen. Allerdings ist es so, auch in diesem Spiel wird nicht alles entschieden.
Wie oft sucht der Vorstand den Kontakt zum Team? Bei Besprechungen sind wir natürlich nicht dabei, ansonsten hält insbesondere Nico Schäfer den Draht. Dazu kommt, dass wir uns mit der Sportlichen Leitung fast täglich austauschen. Das gilt auch für unsere Partner, Sponsoren machten weiter, dieses Vertrauen müssen wir zurück geben.
Sie schneiden ein wichtiges Thema an: Hat RWE in Sachen Sponsoren nur diesen einen Aufstiegs-Schuss? Das ist mir zu dramatisch. In der nächsten Spielzeit wird es auf jeden Fall ambitionierten Fußball geben. Klar ist, wir erwarten nichts anderes als den Aufstieg. Das Team ist zusammen gewachsen, hat kritische Situationen gemeistert, das Zwischenziel wurde erreicht.
In der Tat, Zwischenziel... Der Druck wird höher, dem müssen wir stand halten. Allerdings wäre alles andere langweilig, wer will schon Friede, Freude, Eierkuchen, wenn was los ist, ist das Identifikation. Wir haben alle möglichen Szenarien im Blick, planen auch schon über die Spielzeit hinaus. Wichtig ist, benötigen Unterstützung von allen Seiten, müssen hundertprozentige Aufmerksamkeit an den Tag legen und alle an einem Strang ziehen.
Ihr Fazit. Jetzt geht es nicht mehr um Schönheit, sondern um Resultate. Schönheit kommt, wenn die Tore gefallen und die Punkte auf dem Konto sind.Oliver Gerulat