Fast drei Tage unterwegs für leere Hände. Am Montag machten sich die Fortunen auf den Weg nach Chemnitz, verloren, und erst am späten Mittwoch Nachmittag war die Tour zu Ende. Nach dem 1:2 (0:1) mit einer dicken Portion Frust. "Nach so einem Match habe ich überhaupt nicht schlafen können" fasste General-Manager Thomas Berthold zusammen, "die Elf hat sich gut verkauft, nachher auf ein Tor gespielt." Die weitere Analyse des Ex-Weltmeisters: "Ein dummes Ding bekommen, ein regulärer Treffer wurde uns, und das nicht zum ersten mal, aberkannt. Zudem die nächste Verletzung, Victor Mathias Bocchio wird uns wohl sechs bis acht Wochen ausfallen." Beim Argentinier besteht Verdacht auf Innenband-Anriss.
Nach dem 0:1 durch Nico Kanitz (24.) und zwei Aluminium-Treffern der Gastgeber kamen die Gäste durch Mariano Pasinis dritten Saisontreffer zum Ausgleich (69.). Es folgten die beiden Szenen, die Berthold ansprach. Zuerst patzte Keeper Carsten Nulle böse, als er einen Freistoß von Mario Fillinger aus fast 30 Metern durch die Hände gleiten ließ. "So etwas wünscht man seinem ärgsten Feind nicht", erklärte Coach Uwe Weidemann. Nulle, dem nach dem Abpfiff die Tränen in den Augen standen, berichtet: "Ich konnte auch nicht schlafen. Mir geht der Ball über die Hand, bekommt Drall und war drin. Nachher haben mich alle getröstet, es tat sehr gut, aufgebaut zu werden." Sein kämpferischer Zusatz: "Ich muss nach vorne schauen. Es gibt solche Spiele, wo man Fehler macht. Es ist natürlich keine schöne Situation für mich." Auch von Berthold gab es lindernde Worte: "Carsten hat vorher ein gutes Spiel gemacht, leider ist es so beim Torwart, jeder Fehler wird bestraft. Jetzt liegt es am Trainer, ihn wieder aufzurichten. Ich bin weiterhin von seinem Potenzial überzeugt." Nach dem 1:2 regte sich Berthold über das 2:2 von Walter Otta auf, wo eine angebliche Abseits-Entscheidung vorgelegen haben soll. "Selbst die Chemnitzer haben gesagt, es war kein Abseits. Ich hoffe, wir werden irgendwann auch für unseren Einsatz belohnt. Es ist schon fast tragisch, was da abläuft."
Ein Vorteil, den Berthold nennt. "Es ist gut, am Samstag wieder ran zu müssen. Man kann sich keine langen Gedanken über die Situation machen." Das Versprechen an die Adresse der Preußen, die bei einer Niederlage auch tief im Schlamassel stecken würden. Nulle: "Wir haben noch was gut zu machen, da wir bereits das Hinspiel hätten gewinnen müssen. Unser Pech kann sich nicht immer fortsetzen, Münster kann sich warm anziehen." Berthold ergänzt: "Wir müssen uns daran erinnern, wie wir bei denen aufgetreten sind, denn es wird ein ganz wichtiges Match für uns. Wir werden uns auch von dem Frust nach Chemnitz wieder berappeln."
Wobei sicherlich auch dem Publikum eine entscheidende Rolle zukommen dürfte. Gerade jetzt braucht die verunsicherte Elf jede mögliche Unterstützung, angefangen bei Nulle. "Es geht nicht um mich", betont der ehemalige Oberhausener, "aber mir würde es natürlich helfen, wenn ich von den Fans nicht ausgepfiffen würde. Mal schauen, wie es kommt."