Die SG Wattenscheid mit Schalker Unterstützung zurück in Liga zwei - das wäre der mittelfristige Wunsch-Weg gewesen. Die Realität sieht nach der geplatzten Kooperation zwischen Arena und Lohrheide anders, härter, hoffnungsloser aus. Allerdings nicht aussichtslos.
"Wir müssen uns ein Mal kräftig schütteln und dann weiter machen. Ich bin kein Zauberer und habe mir weder am Samstag Vormittag eine andere Welt aufgebaut noch habe ich zwei Tage nach dem gescheiterten Plan A schon Plan B auf dem Tisch", sagt SG-Präsident Dr. Rüdiger Knaup.
Der Generalbevollmächtigte der leidgeprüften Firma Steilmann muss nicht nur an beruflicher, sondern auch an fußballerischer Front Titanenarbeit leisten. Und Lösungen herbei führen. "Für uns geht es darum, bis zum Februar, wenn die Lizenzanträge gestellt werden müssen, eine Alternative zu finden. Wir haben jetzt weniger Zeit als beispielsweise im Oktober, das ist sicherlich ein Nachteil. Trotzdem haben wir, nachdem uns die Nachricht aus Schalke erreichte, schon damit begonnen, die Zukuft anders zu planen", betont Dr. Knaup.
Seine Enttäuschung über die fast perfekte Liaison kann der Familienvater nicht verhehlen. "Die Verträge waren bis auf den I-Punkt ausgearbeitet und unterschriftsreif. Am vergangenen Mittwoch ist die Kooperation zwischen den Vorständen beider Vereine per Handschlag zum Abschluss gebracht worden. Das Nein am Donnerstag kam aus unserer Sicht völlig überraschend. Dadurch wurde eine große Chance vertan, beide Vereine hätten von der Zusammenarbeit profitiert." Dr. Rüdiger Knaup beschreibt die Gespräche mit Schalke-Manager Rudi Assauer äußerst positiv: "Auch auf menschlicher Ebene hat es Spaß gemacht. Herr Assauer ist ein absoluter Visionär und agiert mit viel Weitblick. Die Zusammenarbeit wäre eine Super-Sache gewesen. Die örtliche Nähe, die Affinität beider Vereine - dass Dinge so gut zueinander passen, kommt so schnell nicht wieder." Über die rasante Trendwende, die Wattenscheids Planungen komplett über den Haufen schmiss, kann Dr. Rüdiger Knaup nur rätseln: "Wir kennen die genauen Hintergründe letztlich nicht. Es ist vage durchgedrungen, dass die ganze Geschichte zu teuer und unüberschaubar geworden wäre. Mir erscheint es nur unglaublich, wie der Aufsichtsrat den Manager im Regen stehen lässt."
Beide Clubs hatten nicht nur das Konzept über den Zeitraum von zwei plus sieben Jahren ausgearbeitet, sondern auch die Steuerung der SG Wattenscheid erörtert: Ein fünfköpfiger Beirat, in dem Schalkes Einfluss sicher gestellt gewesen wäre, hätte sich künftig um die Geschicke der Talentschmiede gekümmert. Dr. Knaup: "Nicht nur für uns, auch für Schalke hätte die Kooperation jede Menge Vorteile gehabt. Wir machen Rudi Assauer und dem Vorstand keinen Vorwurf. Wenn der Aufsichtsrat einen Riegel vorschiebt, kann man nichts machen." Angst vor Wattenscheider Zorn müssen die wegen des fehlenden Stadions in der Lohrheide kickenden S04-Amateure nicht haben. Der SG-Chef: "Schalke trägt seine Heimspiele weiter bei uns aus, die eine Sache hat mit der anderen absolut nichts zu tun."
Durchaus möglich, dass Wattenscheid das geprüfte und von einem Gremium nicht für gut befundene Konzept auch an anderer Adresse vorstellt. "Ich schließe momentan gar nicht aus", lässt Dr. Rüdiger Knaup durchsickern, "wir sind grundsätzlich von diesem Modell überzeugt. Es ist natürlich auch auf andere Vereine übertragbar."