Was drei Punkte nicht alles verändern können: Die Gemütslage im Lager der Rot-Weissen Kicker. Ganz gleich, wo man sich umhört, die Stimmung im Training und in der Kabine sei gut, RWE macht 2010 wieder Spaß. Tatsächlich hat der 2:0-Erfolg gegen den SC Verl natürlich nichts Dramatisches geändert. Dennoch bleibt das Gefühl, dass der Sieg mehr als nur drei Punkte wert gewesen sein könnte. Minutenlang feierten die Fans noch nach dem Abpfiff ihre Mannschaft. Von einem Klimawandel zu sprechen wäre freilich voreilig, wenigstens setzt aber Tauwetter ein.
Dass RWE gleich nach dem ersten „Dreier“ im Jahr 2010 zur Spaßgesellschaft verkommt, weiß das Trainerduo aber zu verhindern. „Für Spaß sind wir nicht zuständig. Der kommt über die Arbeit und die richtige Einstellung – und wer uns da in die Suppe spuckt, wird aussortiert. Wir sind zwar keine bewussten Spaßbremsen, aber es ist auch gefährlich, wenn es nur um den Spaß geht. Dass die Stimmung im Moment ganz gut ist, hat sich die Mannschaft aber erarbeitet und dann haben wir natürlich nichts dagegen.“
Um atmosphärischen Störungen vorzubeugen empfiehlt sich also, den Sieg gegen den SC Verl in Düsseldorf zur vergolden. Dabei scheinen die Vorgaben durchaus umsetzbar. „Auswärts streben wir erstmal einen Punkt an, den wollen wir behalten und dann mal sehen, was die Partie hergibt. Unser Ziel ist es, einen Schnitt irgendwo zwischen eineinhalb und zwei Punkten anzustreben. Wenn wir irgendwann bei zwei ankommen, sind wir schon ganz vorne, das sind wir aber momentan noch nicht.“
Düsseldorfs Trainer Goran Vucic (Foto: firo).
Den Rest lässt das Trainertandem auf sich zukommen. Ralf Aussem pflegt vor Spielen gegen Zweitvertretungen das Bild der „Wundertüte“. Man wisse erst, gegen wen man spielt, wenn man den Spielberichtsbogen in der Hand halte, berichtet der Coach und ergänzt lakonisch: „Wir rechnen mit allem.“ Immerhin konnte Aussem bei der Beobachtung der Partie gegen Worms „phasenweise erkennen, zu was die Mannschaft in der Lage ist. Wenn man die ins Laufen kommen lässt, ist es schwer, sie auszubremsen.“ Daher gehe es vor allem darum, sich auf die eigenen Fähigkeiten zu besinnen.
Dabei ging es in der Trainingswoche vor allem darum, die Spielkultur zu fördern. „Beim Kombinations- und Dreiecksspiel haben wir noch einige Reserven“, diagnostiziert Aussem. Und Erkenbrecher sieht vor allem das Potenzial der „Neuen“ noch nicht erschöpft: „Da sind bei allen noch zehn bis fünfzehn Prozent drin.“ Allerdings wird am Flinger Broich auch eine fokussierte Leistung nötig sein, um ein böses Erwachen wie beim 0:1 im Hinspiel zu vermeiden. Auf einen solchen Stimmungskiller kann das Team derzeit mit Sicherheit herzlich gerne verzichten.