Es schien eine gute Woche für Rot-Weiss Essen zu werden. Am Mittwoch sollte in der Ratssitzung der Stadt Essen über die Finanzierung des Stadionneubaus gesprochen werden. Das nährte natürlich die Hoffnung auf ein klares Bekenntnis zu dem Neubau. Nun hat die Stadt den Punkt aber kurzfristig von der Tagesordnung genommen und will sich erst 2010 wieder konkret dem Thema widmen. Der Verein müsse zunächst seine Hausaufgaben machen und ein finanziell tragfähiges Zukunftskonzept vorlegen, soll Oberbürgermeister Reinhard Paß gefordert haben.
Wasser auf die Mühlen aller Skeptiker, die nicht an einen Neubau glauben. Doch Rot-Weiss Essens 1. Vorsitzender Stefan Meutsch beschwichtigt: „Es sind nun mal neue Entscheidunsträger am Werk und die müssen sich erstmal in die Materie einarbeiten und sich einen Überblick verschaffen.“ Es gilt also weiterhin das Credo: Niemand hat die Absicht, kein Stadion zu errichten. „Die Stadt hat die Kölmel-Problematik mit sehr viel Geld gelöst. Das war ein besonders wichtiger Schritt zur strukturellen Gesundung des Vereins. Da wurde gewissermaßen A gesagt, jetzt hat niemand Interesse, nicht mehr B oder C zu sagen. Wenn RWE sporlich keinen Erfolg mehr hat, wären die Kölmel-Millionen sozusagen perdu“, gibt der Funktionär zu bedenken. Zudem sei ein Neubau aufgrund des offensichtlichen Verfalls des Georg-Melches-Stadions ohnehin unausweichlich.
Das Georg-Melches-Stadion vor den Abrissarbeiten an der Nordtribüne (Foto: firo).
Auch wenn es schwer ist, verbindliche Aussagen zu bekommen, erklärt sich von selbst, dass die Lage unvermindert ernst bleibt: „Der Verein ist sich seiner Verantwortung aber voll bewusst. Das bedeutet natürlich auch, dass wir weiterhin nach neuen Investoren suchen müssen“, weiß Meutsch. „Der sportliche Erfolg muss mit deutlich weniger Mitteln möglich sein. Wenn wir daran arbeiten, dann wird auch die Stadt Essen weiter dahinter stehen.“
Neben finanziellen Einsparungen käme eine Bestätigung des Dreiers in Mannheim natürlich mehr als gelegen. Mit sportlichem Erfolg im Rücken lässt sich eben wesentlich besser argumentieren. Doch Meutschs Zuversicht, gestählt durch lange Jahre Hafenstraßen-Erfahrung, scheint ohnehin unerschüttlich: „Die Hoffnung stirbt bei RWE nicht zuletzt, die Hoffnung stirbt nie.“