RS-Kommentar: Eine Charakterfrage
Zwei Jahre war es verdächtig ruhig, rund um die Wattenscheider Lohrheide. Der Vorstand, der einen schuldenfreien, aber strukturell und imagemäßig angeschlagenen Verein übernahm, hatte die Angelegenheiten scheinbar im Griff. Dirk Helmig und sein Trainerteam leisten hervorragende Arbeit, das sportliche Konzept geht auf.
Der Idealismus des Cheftrainers, der seinen Job seit einem halben Jahr praktisch ehrenamtlich ausführt, hat sich auf die Sportler übertragen. Die Mannschaft zeigt Woche für Woche Charakter. Eine Eigenschaft, die dem Vorstandstrio gut zu Gesicht stehen würde, denn den Worten aus der Vergangenheit sind keine Taten gefolgt. Probleme werden diskutiert, im Endeffekt aber doch ausgesessen. Wenn die Alarmglocken schrillen, setzt man auf die Mithilfe von Klaus Steilmann, der dem Verein in der Vergangenheit oft genug den Etat geradebiegen musste.
Es liegt auf der Hand, dass diese Art der Planung irgendwann zum Scheitern verurteilt ist. Es werden diejenigen vorgeschickt, deren Draht zu dem ehemaligen Textilunternehmer jeweils offenbar am besten ist. Der Steilmann-nahe Christoph Jacob war einer dieser Kandidaten. Der Ex-Profi bringt einen gewissen Enthusiasmus mit, der dem Klub derzeit fehlt. Er hätte sicherlich seine Chance verdient.
Aber „hätte, wäre, wenn“, die Realität sieht anders aus. Der Vorstand ist gescheitert, wird nach zwei Jahren voller leerer Versprechungen aller Voraussicht nach seine Konsequenzen ziehen. Und den rund tausend Mitgliedern, die bei unzähligen Spenden- und Marketingaktionen zur Kasse gebeten worden sind, ist man Transparenz und Konsequenz schuldig. Das ist eine Frage des Charakters.
Ein Interview mit Vorstand Guido Tann finden Sie in der aktuellen Donnerstags-Ausgabe