Wenn vor der Saison jemand erzählt hätte, dass der ETB Schwarz-Weiß Essen nach zehn Spieltagen die Oberliga-Niederrhein-Tabelle anführen würde, der hätte wohl viel Hohn und Spott über sich ergehen lassen müssen.
Doch wenn man etwas genauer, tiefer in die Personalentscheidungen und die Kaderplanung der Essener blickt, dann erscheint diese aktuelle Spitzenposition doch nicht so überraschend. Denn der ETB hat einfach die richtigen Entscheidungen getroffen - und aus Fehlern der Vergangenheit gelernt.
Die Verantwortlichen um den Vorsitzenden Karl Weiß haben sich bei der Trainerwahl für einen Rückkehrer entschieden. Damian Apfeld wurde zurück - er arbeitete schon von April 2016 bis Januar 2017 bei Schwarz-Weiß - zum Uhlenkrug geholt. Viele haben dem 36-Jährigen nicht zugetraut, dass er aus dem ETB eine Top-Mannschaft formt. Denn Apfeld gilt eher als guter Jugend-, denn Senioren-Trainer. Sowohl bei seinem ersten ETB-Engagement (1,08 Punkte pro Partie) als auch zuletzt beim FC Kray (1,33) konnte der ehemalige U19-Bundesligatrainer von Rot-Weiss Essen nicht vollends überzeugen. Dennoch erfüllte er die Mission Klassenerhalt mit den Krayern.
Essener Weg wird am Uhlenkrug mehr denn je verfolgt
Doch der ETB überlegte sich bei der Apfeld-Verpflichtung einen weiteren feinen Zug. Ulf Ripke (45), der ein erfahrener Top-Trainer im Amateurbereich ist, wurde Apfeld zur Seite gestellt. Und dieses Duo performt so, wie man es sich beim ETB nicht vorgestellt, aber wohl erträumt hatte.
Hinzu kommt die, zu diesem Zeitpunkt der Saison muss man sagen, perfekte Kaderplanung. Und hier spielt auch Vorstandsmitglied Günther Oberholz eine Rolle, der sich an seine alten, erfolgreichen Krayer Zeiten erinnerte. Nämlich: verstärkt auf Essener Spieler zu setzen. Und das hat man nun auch beim ETB beherzigt. Identifikation mit der Stadt wird am Uhlenkrug groß geschrieben.
Apfeld nutzt sein großes Netzwerk
Es wurden, auch dank des Apfeld-Netzwerks und der Kooperation mit RWE, die nun Früchte zu tragen scheint, Spieler von der Hafenstraße verpflichtet wie Giuliano Zimmerling oder Nico Haiduk. Aber auch Talente wie Labinot Kryeziu oder Emmanuel Williams, die noch nicht so zum Einsatz gekommen sind, aber stetig dazulernen. Man könnte an dieser Stelle noch weitere gute Transfers aufzählen. Mit zwölf Spielern, die im aktuellen ETB-Kader stehen, hat Trainer Apfeld bereits gearbeitet.
Futkeu findet zur alten Stärke zurück
Doch allen voran mit dem Transfer von Noel Futkeu ist dem ETB ein Volltreffer gelungen. Der 19-Jährige, der beim 1. FC Köln II aus disziplinarischen Gründen seinen Vertrag auflösen musste, erzielte in zehn Spielen zehn Tore für den ETB. Futkeu findet am Uhlenkrug zur alten Stärke zurück. Der Klub besorgte ihm auch eine Ausbildung zum Fitnesskaufmann, so dass er sich auch ein wichtiges zweites Standbein aufbauen kann.
Diese Jungs, gespickt mit der Erfahrung von einem Frederik Lach, Matthies Tietz, Ferhat Mumcu oder auch Dominik Reichardt und einem tollen Rückhalt in Torwart Stefan Jaschin, sorgen aktuell dafür, dass Schwarz-Weiß Essen Tabellenführer ist und am Uhlenkurg geträumt werden kann.