Die 783 Zuschauer im Waldstadion sahen ein Spitzenspiel, das dieses Prädikat auch verdient hatte. Trotz des rutschigen Rasens boten beide Teams ein klasse Oberliga-Spiel. „Taktisch war das ein Spiel auf höchstem Niveau“, schwärmte ASC-Trainer Adrian Alipour, „wie beide Mannschaften gegen den Ball gearbeitet und die Räume immer wieder geschlossen haben, das war spitze. Es war als Trainer spannend, die richtigen Entscheidungen für die Partie zu treffen.“ Erst mit dem Pfostentreffer des ASC-Kapitäns Kevin Brümmer nahm die Begnung richtig Fahrt auf. „Da hatten wir Glück. Danach waren wir wach“, betonte Kaans Trainer Thorsten Nehrbauer.
Nach einem Freistoß brachte Norman Wermes den Spitzenreiter in Führung (36.). „Standards sind eine Qualität von uns. Dies trainieren wir auch stetig, da dies oftmals ein Dosenöffner für uns ist“, äußerte sich Nehrbauer über die Führung. In der Folge ließen die Käner hochkarätige Chancen liegen, um das Ergebnis deutlicher zu gestalten. Die Folge: Kurz vor der Halbzeit erzielte Maximillian Podehl den Ausgleich (42.) für den ASC. „Trotz Überzahl im Strafraum können wir ihn nicht stören“, ärgerte sich der Trainer der Siegener. In der zweiten Hälfte dominierte sein Team und ging durch Andre Schilamow erneut in Führung (64.). „Beide Gegentore bekommen wir nach einem Standard – Freistoß und Einwurf. Dabei haben wir auf diese Stärke explizit hingewiesen“, ärgerte sich Alipour.
Die Entscheidung im Spitzenspiel war dies jedoch noch nicht. Kaan-Marienborn ließ eine Reihe von Chancen liegen. „Typisch für so ein Spiel: Wer vorne die Dinger nicht macht, kassiert hinten einen Treffer“, war Nehrbauer bedient. Nach einem Freistoß glich der eingewechselte Phil Südfeld, der artistisch per Hacke traf (85.), aus. „Wir sind zwei Mal zurückgekommen. Das spricht für die Moral des Teams“, lobte Alipour und schob hinterher: „Es freut mich ganz wahnsinnig für Südfeld, der sich seit Monaten den Hintern aufreißt.“
Am Ende waren sich beide Trainer, die ein freundschaftliches Verhältnis pflegen und ein bis zwei Mal die Woche miteinander telefonieren, einig: Beide hätten gerne drei Zähler mitgenommen, können aber mit dem Punktgewinn leben. Obwohl Nehrbauer einräumte: „Ich bin etwas frustriert und deprimiert, dass wir zwei Punkte verschenkt haben.“
Kaan-Marienborn bleibt durch das 2:2 weiterhin Tabellenführer mit zwei Punkten Vorsprung und einem Spiel weniger. Von Aufstieg will Nehrbauer aber nichts hören: „Für mich sind Schalke II und Hamm weiterhin die Topfavoriten. Wir müssen mentale Ausdauer, Leidenschaft und etwas Verrücktheit in die Waagschale werfen, um in dieser ausgeglichenen Oberliga weiter zu bestehen.“ Auch sein Kollege kann mit der aktuellen Situation leben: „Wir sind mehr als im Soll. Es macht Spaß zu sehen, wie gallig die Jungs auf Erfolg sind. Ich bin unfassbar stolz.“