1. FC Bocholt

Selbsternannter Aufstiegsfavorit im freien Fall

Eine starke Rückrunde, gekrönt mit dem dritten Platz: Den ganzen Sommer über surfte der 1. FC Bocholt auf einer riesigen Euphoriewelle. So riesig, dass prompt der Regionalliga-Aufstieg als Ziel für das vierte Jahr in der Oberliga ausgerufen wurde.

Rund sechs Wochen nach Saisonstart ist die Regionalliga-Phantasie des 1. FC endgültig ausgeträumt. Nach einer Talfahrt von vier sieglosen Partien in Serie sind die Bocholter in der Realität angekommen. Das enttäuschende Remis gegen den abstiegsbedrohten VfB Speldorf am vergangenen Wochenende bescherte den Münsterländern Platz 14 - nun stehen sie nur noch einen Punkt über dem roten Strich.

Das 3:3 gegen die Mülheimer steht sinnbildlich für den bisherigen Saisonverlauf. Bis in die Schlussphase hinein führte der 1. FC mit 3:1 - und verschenkte durch späte Gegentreffer (76., 90.) die schon sicher geglaubten Auswärtspunkte. "Da spielten die dürftigen Ergebnisse der letzten Wochen bestimmt eine Rolle", erklärt Trainer Manuel Jara. "Das Spiel haben wir hauptsächlich im Kopf verloren. Wir hätten viel früher alles klar machen müssen", ärgert sich der Coach. Da dürfte sich vor allem Stürmer Philipp Goris angesprochen fühlen. Der Neuzugang traf zwar zum frühen 1:0, versemmelte danach aber noch reihenweise Hochkaräter.

Verletzungsmisere zu Saisonbeginn als Auslöser der Negativserie

Neben dem Bocholter Chancenwucher sieht Jara noch zwei weitere Hauptgründe für den aktuellen Negativtrend: Fehlende Spielpraxis und körperliche Defizite. Die resultierten aus der Verletzungsmisere zum Saisonbeginn. Zu viele der Erfolgs-Garanten aus dem Vorjahr würden momentan Schwächeln. "Wir wissen, dass wir jeden Gegner schlagen können, wenn wir defensiv so stark auftreten wie in der letzten Spielzeit", sagt Jara. "Daran müssen sich die Jungs schleunigst erinnern."

Schlechte Stimmung im Team

Momentan herrsche große Unzufriedenheit im Team, berichtet der 45-jährige weiter: "Ist doch klar, dass jetzt niemand freudestrahlend über den Platz rennt." Um seine Spieler bis zum Heimspiel gegen SpVg Schonnebeck (Sonntag, 15 Uhr) wieder in die Spur zu bringen, führte der Coach in dieser Woche viele Einzelgespräche. "Aber am Ende kann ich erzählen was ich will, nur Erfolgserlebnisse lassen die Gemütslage wieder steigen."

Doch auch ein Erfolg über die Essener wird die sommerliche Hochstimmung nicht zurückholen. Ursprünglich sollte die laufende Saison dem Vorjahres-Dritten als Sprungbrett für die Regionalliga dienen - doch wer hoch springt, der kann ja bekanntlich tief fallen - das müssen sich die Verantwortlichen mittlerweile eingestehen. Auch Jara gibt zu, "dass wir bei der Formulierung unserer Ziele recht forsch waren. Aber ich arbeite lieber unter positivem Druck durch die Zielsetzung, als unter negativem Druck durch die Tabelle, wie jetzt."

Außerdem sei es zu Saisonbeginn realistisch gewesen, dass der 1. FC mit in die Aufstiegs-Tombola gehören würde: "Wir sehen ja, wie wenig Punkte in der Liga geholt werden." Momentan stehen sogar sieben Teams in Schlagdistanz zur Spitze. "Eine Riesenchance, die wir leider verschenkt haben", ärgert sich der Trainer.

Trainer Jara schenkt oberes Tabellendrittel ab

Er glaubt nicht, dass sich sein Team sich noch einmal ans obere Tabellendrittel anpirschen kann. Stattdessen läuten in Bocholt bereits leise Alarmglocken: "Nichtmal ein Platz im Mittelfeld ist sicher, wenn wir unsere Punkte nicht schleunigst holen." Wer schon vorher den Pokal poliert...