Die bis dato noch punktlosen Mannschaft von Trainer Lars Leese erwies sich als dickes Brett und RWE war mehr als einmal drauf und dran, den Heimnimbus zu verspielen. Am Ende ließ sich der Fleck auf der blütenweißen Weste der Essener aber gut kaschieren. Die Null-Gegentor-Serie war die einzige rot-weisse Erfolgsserie, die am Freitagabend riss. Dazu war aber Dusel und viel Arbeit notwendig.
[player_rating]nrwliga-1011-5-220130181[/player_rating] Dabei hätten die Voraussetzungen nicht besser sein können. 5774 Zuschauer sahen schon nach rund 120 Sekunden, wie Alexander Thamm beim ersten Eckball der Essener zum 1:0 einnickte. Genau das richtige Rezept gegen einen Fehlstarter wie Bergisch Gladbach. Doch statt nun beflügelt aufzuspielen, taten sich die Hausherren, bei denen Patrick Dutschke für Dirk Jasmund und Cedric Vennemann statt wie zuletzt Kerim Avci in der Anfangsformation standen, schwer und ließen die Zügel schleifen. Bergisch Gladbach erspielte sich vor allem im Zentrum ein Übergewicht. RWE versuchte, über die Außenbahnen Druck zu entwickeln, das gelang aber viel zu sporadisch. Torgefahr? Fehlanzeige! Die Quitting kam in Form einer Blaupause des ersten Treffers in Dennis Lamczyks Kasten geflattert: Wieder Eckball, wieder Kopfball, diesmal aber Tobias Balduan - 1:1 (30.)!
Nun schien es um die Essener geschehen, die Partie war im Begriff komplett zu kippen. Doch plötzlich wusste RWE wieder das Momentum auf seiner Seite und konterte die stärker drängenden Gäste aus: Sven Forsbach konnte den ersten Versuch von Lukas Lenz noch parieren, aber nicht festhalten. Das verstand Aushilfsregisseur Tokat zu nutzen und vollstreckte zur erneuten Führung. Der Rest war Zittern (RWE) und Hoffen (Gladbach). "Wir haben immer wieder versucht, anzuschieben", konstatierte Gäste-Coach Leese. Schließlich blieb dem Ex-Essener aber nicht mehr, als festzuhalten: "Tolle Fans, tolle Kulisse. Es war ein schöner Abend, der aber noch schöner hätte werden können. Es klingt vielleicht blöd, aber wir hätten auch 2:2 oder 3:2 spielen können." Das konnte selbst Wrobel nur nickend anerkennen.
Doch trotz zunehmender Spiel- und Ballkontrolle konnten sich die Gäste zu wenige klare Chancen herausarbeiten, um für den Ausgleich infrage zu kommen. Und so war es Leon Enzmann, der sich auf der Außenbahn häufig schwer tat, vorbehalten, mit seiner letzten Aktion die Entscheidung zu besorgen (89.).
"Es spricht aber auch für eine gewisse Qualität, wenn man solche Schweinespiele gewinnt", fand Wrobel, der noch mal die Güte des Gegners referierte: "Bergisch Gladbach war der stärkste Gegner, der bislang hier gespielt hat. Ein Punktgewinn wäre vielleicht nicht unverdient gewesen, unterm Strich ist aber auch der Sieg nicht unverdient, weil wir die klareren Chancen hatte." Doch zurück zu den Fakten: RWE gewann mit 3:1, ist zumindest bis Samstag Spitzenreiter, ungeschlagen, zuhause ohne Punktverlust. Und nun steht das Derby bei ETB Schwarz-Weiß Essen an. Wenn man sich bei den Spieler umhörte, kam man nicht um den Eindruck umhin: Das Timing hätte kaum besser sein können.