DFB-Vizepräsident Hermann Korfmacher lud die Vorsitzenden der am stärksten betroffenen Kreise zu einer „Sitzung zu den Sonntagsspielen“ nach Kamen Kaiserau ein und erklärte den Anwesenden den Kurs, den der DFB zu fahren gedenkt.Das Ergebnis der Diskussion veröffentlichte der Verband in Form einer Pressemiteilung. Darin enthalten auch vier – wie der Verband betonte -„übereinstimmend formulierte“ Punkte.
Darin äußern alle Beteiligten ihren Unmut über die Ansetzung des Spieltags, raten den Vereinen unter Androhung von Sanktionen von einem Spieltagsboykott ab und weisen die Vorwürfe seitens der Vereine entschieden von sich. "Klar verstehen wir das Problem, aber gerade wir als Kreisvorsitzende sind doch da die völlig falschen Ansprechpartner. Nur die DFL kann an der Ansetzung des Spieltages etwas ändern", sagt Jürgen Grondziewski, Kreisvorsitzender in Dortmund und wird bestätigt von Hans-Otto Matthey, der den Vorsitz in Recklinghausen ausübt: "Die Vereine wissen ja mittlerweile, dass wir der falsche Ansprechpartner sind. Warum wollen sie den Spieltag bestreiken wenn sie damit nicht diejenigen erreichen, um die es geht?"
Laut Grondziewski sollten die Vereine sich vielmehr überlegen, wie sie die Bundesligavereine und vor allem die DFL ärgern könnten. Denn der sei nur die Vermarktung ihrer Profiklubs wichtig - die Amateure spielten da gar keine Rolle.
In das selbe Horn bläst auch Horst Weischenberg, Kreisvorsitzender in Unna/Hamm: "Es gibt 36 Profiklubs in Deutschland, dem gegenüber 25.000 Amateurklubs stehen. Wenn diese Vereine zusammen aufstehen, dann können sie was bewegen. So sind wir nur ein Prozent der Klubs in Deutschland, da kräht kein Hahn nach - auch wenn die Medien jetzt eine Lawine losgetreten haben."
Hermann Korfmacher.
Der Nachteil sei, dass in anderen, weniger dicht besiedelten Gebieten, Probleme wie jetzt in Westfalen nicht bestehen, sagt Matthey: "Das ist ein reines Westfalenproblem. Weil hier so viele Vereine hochklassigen und noch mehr Vereine im Amateurbereich Fußball spielen, überschneiden sich die beiden Bereiche hier extrem." Und Weischenberg fügt an: "Es ist hier durchaus üblich, das ein Platz von mehreren Teams genutzt wird und so das ganze Wochenende über belegt ist. Wie sollen da die Spiele verlegt werden, damit alle zufrieden sind und Bundesliga gucken können?"
Ein Boykott des ersten Rückrundenspieltags sei aber keine Lösung: "Die Satzung sagt, dass ein vorsätzlicher Ausfall bestraft werden muss. Nun da es auch als Pressemitteilung draußen ist, müssen wir uns dem beugen - ob es uns als Kreisvorsitzendem passt oder nicht."
Reiner Grundmann, Wortführer der Initiative gegen das 15.30 Uhr-Spiel, zeigt sich von der Mitteilung dagegen unbeeindruckt: „Ich habe durch Zufall die Mitteilung in die Hände bekommen und diese auch nur kurz überflogen. Es ist ja auch unwichtig für mich, denn wir wollen unser Ding durchziehen. Wir hatten vorher auch keine Unterstützung vom Verband, also hat sich nichts geändert.“
Dem kann DFB-Vizepräsident Hermann Korfmacher nicht zustimmen: „Ich komme selbst aus einem kleinen Verein, weiß um die Problematik und habe Verständnis für die Vorsitzenden dieser Klubs.“ Aber alle wüssten um die Thematik und auch, dass das Geld aus dem neuen Fernsehvertrag der DFL mit einem Pay-TV Anbieter die Profis international Konkurrenzfähig hält. Daher könnte niemand, der sich in die Lage der Liga und deren Geschäftsführung versetzt, ruhigen Gewissens gegen diese Regelung angehen.
„Zudem ist die DFL, obwohl sie Mitglied im DFB ist, eine eigenständige Gesellschaft, auf die wir keinen Einfluss haben und die Vereinbarung greift den Grundlagenvertrag nicht an.“ Der DFB will aber im neuen Grundlagenvertrag weitere finanzielle Unterstützung für die Amateurvereine in Deutschland aushandeln.
Dass der Verband nun den Kontakt zur Basis sucht, ist vor allem einer wahren Flut von Meldungen in den Medien - unter anderem berichteten sid, WAZ, RevierSport, Bild und der Kicker über die geplante Boykottaktion – zu verdanken. In dieser Hinsicht hat also allein schon die Ankündigung eines Boykotts einen Effekt gehabt. „Entscheidend ist, dass das Präsidium den Konflikt jetzt ernst nimmt. Die Probleme waren ja vorher schon alle bekannt, wurden nur an manchen Stellen nicht ernst genommen – da wurde viel geredet und wenig getan. Jetzt unternimmt der Verband wenigstens schon mal etwas“, äußert sich Weischenberg kritisch.
Lösungsvorschläge und Hilfe von Seiten des Verbandes sind trotzdem rar gesät, vielmehr werben Korfmacher und Co um Verständnis für die neue Regelung, denn im Endeffekt will und kann der DFB das 15.30 Uhr-Spiel nicht kippen - das zumindest betont der Verband vehement. Horst Weischenberg sieht dennoch eine Möglichkeit, wie die Klubs zumindest ohne Strafe aus dem Boykott hervorgehen könnten: "Wenn die Vereine ihre Schiedsrichter zusammen trommeln und diese die Spiele boykottieren wäre zwar immer noch ein Bußgeld fällig, aber die Vereine wären fein raus."
Auf der Seite 2 ein Interview mit Hermann Korfmacher!