Im 2. Entscheidungsspiel um den Aufstieg in die Westfalenliga konnte sich der SV Vestia Disteln mit 6:1 gegen die TSG Dülmen durchsetzen. Somit spielt der SV in der nächsten Saison zum ersten Mal in der über 100-jährigen Vereinshistorie in der Westfalenliga.
Die beiden Mannschaften standen sich, als jeweils Zweiter der Landesliga Westfalen 3 und 4, vor 1648 Zuschauern gegenüber. Martin Schmidt, Trainer des SV Vestia Disteln, hat den deutlichen Ausgang dieser Partie nicht kommen sehen.
"Beide Mannschaften hatten im Prinzip identische Voraussetzungen. Beide sind vor einigen Wochen Kreispokalsieger geworden und haben die meisten Tore in der Liga geschossen. Das war im Vorfeld ein Duell auf Augenhöhe", erklärte der 57-Jährige.
Der SV hatte sich allerdings gut auf Dülmen eingestellt: "Natürlich wussten wir über die Problematik im Defensivbereich bei Dülmen Bescheid. Das konnten wir ganz gut ausnutzen. Wir waren sehr effektiv und fußballerisch über 90 Minuten die bessere Mannschaft", erklärte er.
Spielertrainer Daniel Koseler hat den SV optimal auf die Partie und die zu erwartende Kulisse eingestellt: "Ich muss ihm ein riesiges Kompliment machen. Was er am Dienstag und auch gestern an die Mannschaft weitergegeben hat, da standen einem alle Haare zu Berge. Ich hatte Gänsehaut", erzählte Schmidt.
Was er am Dienstag und auch gestern an die Mannschaft weitergegeben hat, da standen einem alle Haare zu Berge. Ich hatte Gänsehaut.
Martin Schmidt
Sein Zusatz: "Das war phänomenal, wie er die Jungs im Vorfeld auf der einen Seite emotionalisiert hat, auf der anderen Seite aber auch beruhigend Einfluss genommen hat."
Eine historische Saison
Schmidt blickt auf eine ereignisreiche Saison zurück: "Wir haben eine interessante Saison gespielt, mit vielen Höhepunkten. Wir hatten den Heimsieg gegen den Oberliga-Meister Lotte im Westfalenpokal. Wir haben vor 1600 Zuschauern im Westfalenpokal gegen Münster gespielt. Wir sind zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte Kreispokalsieger geworden. Das alles immer vor einer großen Kulisse. Auch gegen Dülmen waren sicherlich 400, 500 Distelner da. Was im Moment in Disteln abläuft, sucht in der Vereinsgeschichte seinesgleichen. Aber ich denke, wir sind mit dieser Mannschaft noch nicht am Ende der Veranstaltung."
Was im Moment in Disteln abläuft, sucht in der Vereinsgeschichte seinesgleichen
Martin Schmidt
Auf der gegenüberliegenden Seite stand zudem mit dem Trainer der TSG Dülmen, Manfred Wölpper, ein guter Freund an der Seitenlinie. "Wir haben vor dem Spiel lange gesprochen, weil wir das schon als eine besondere Situation angesehen haben, dass wir beide uns bei einem Relegationsspiel treffen. Wir haben die ganze Situation besprochen. Nach dem Spiel bin ich auch direkt zu Manni hin und habe mich für das ungemein faire Spiel bedankt."
Trauer auf der anderen Seite
Auf Seiten der TSG war die Stimmung nach der Pleite natürlich bedrückt: "Das Ergebnis war natürlich maximal enttäuschend. Auch der Spielverlauf", erklärte Wölpper.
Das Ergebnis gestern war natürlich maximal enttäuschend. Auch der Spielverlauf.
Manfred Wölpper
Der Dülmen-Coach ist seit über 30 Jahren im Trainergeschäft aktiv und erlebte beim 1:6 einen seiner bittersten Momente als Fußball-Coach. Auf die Frage, ob es eine der schmerzhaftesten Erfahrungen seiner Trainerlaufbahn war, antwortete er: "Auf einer Skala ist es auf jeden Fall ganz weit oben, das ist klar."
Anschließend analysierte er das Spiel: "Wir haben bei den ersten zwei Toren eklatante Abwehrfehler gemacht. Völlig unnötig. Dann entwickelt so ein Spiel natürlich eine Eigendynamik und der Gegner bekommt eine breite Brust. Man selbst hat Blei in den Beinen."
Das vierte Gegentor war dann der Genickbruch für die TSG: "Die entscheidende Szene war dann, dass wir das 2:3 machen müssen und im Gegenzug fällt das 1:4. Dann war das Ding natürlich durch."
Dennoch ist Wölpper mit der gesamten Saison zufrieden: "Wir sind in diesem Jahr Stadtmeister geworden und vor ein paar Wochen auch Kreispokalsieger. Das ist auch seit einem Jahrzehnt nicht mehr passiert. Das war alles gut, aber gestern war es natürlich maximal enttäuschend."