Mit dieser kapitalen Bruchlandung der Schwarzen Raben hatte an der Hauptstraße niemand ernsthaft gerechnet. Seit gut drei Wochen aber ist der Abstieg des SV Wanne 11 aus der Fußball-Landesliga Wirklichkeit. Manche Elfer mögen sich noch ob des Absturzes grämen, Franko Pepe indes hat sich längst mit der Realität abgefunden. „Ich war ja nur die letzten fünf Spiele hier“, sagt der Trainer. „Und als ich kam, musste man schon damit rechnen, dass es schief gehen könnte.“
Statt sich in Trauerarbeit zu verlieren, blickt der 35-Jährige nach vorn. Schließlich war er auch nicht als „Feuerwehrmann“ verpflichtet worden, sondern mit dem Auftrag, die Mannschaft langfristig weiterzuentwickeln. „Auch Verein und Spieler haben inzwischen realisiert, dass wir demnächst Bezirksliga spielen. Und keiner hat Angst vor dieser Aufgabe. Wir wollen uns sofort etablieren und versuchen, oben anzugreifen“, umschreibt Pepe die Aufgabe für die nächsten Monate.
Auch Verein und Spieler haben inzwischen realisiert, dass wir demnächst Bezirksliga spielen. Und keiner hat Angst vor dieser Aufgabe
Franco Pepe
Im Kader steckt genug fußballerische Substanz, dieses Ziel zu erreichen. Denn nur zwei Stammspieler kehren den Elfern den Rücken: Patrick Liebel und Torhüter Dominik Ratsch wechseln zum benachbarten Bezirksliga-Aufsteiger Sportfreunde Wanne an die Wilhelmstraße. Dafür haben sich die Cranger sechs externe Neuzugänge geangelt. Aus Sodingen kommt Rechtsverteidiger Kim-Julien Hyna zurück, vom künftigen Ligarivalen Horsthausen wurde mit Marcel Müller ein vielseitiger Mittelfeldspieler verpflichtet. Manuel Cleves, zuletzt Johns-Ersatz beim DSC, und Marvin Blum vom VfB Waltrop werden den Konkurrenzkampf um die Nummer 1 aufnehmen. Aus der A-Jugend des DSC kommen Defensiv-Allrounder Antonio Curic und Außenbahnspieler Timur Tarhan. Zudem rückt André Heermann aus der eigenen A-Jugend in den Kader der Ersten auf, eventuell noch ein weiterer Junge aus der Elfer-Talentschmiede.
Ein personeller Umbruch sieht gewiss anders aus. Dennoch soll ein ganz anderer Wind an der Hauptstraße wehen. „Ich werde Disziplin reinbringen, und dazu ist mir jedes Mittel recht. Auch auf Namen nehme ich da keinerlei Rücksicht“, kündigt Pepe an. Den Spaß wolle er nicht aus Crange vertreiben. „Aber wer auf dem Platz steht, ob im Spiel oder im Training, soll anderthalb Stunden konzentriert arbeiten und die Flausen weglassen.“
Seit Jahren gilt der SV Wanne 11 als „Wohlfühlverein“ – ein Image, das nicht immer leistungsfördernd war. „Ich erwarte mehr Eigendisziplin. Wer kicken will, muss auch auf seinen eigenen Körper achten“, sagt Pepe. Ein Unding sei es, dass Spieler monatelang verletzt ausfielen, ohne einen Arzt aufzusuchen oder den stets verfügbaren Physiotherapeuten in Anspruch zu nehmen. „Es gibt doch einige Spieler, die sich zu sehr gehen lassen.“ Dies ist nach Pepes Analyse der Hauptgrund für die fehlende Konstanz, die schon sein Vorvorgänger Roger Petzke fast gebetsmühlenhaft beklagte.
Ein anderes Phänomen, die frappierende Auswärtsschwäche, ist für Pepe dagegen noch ein Rätsel. Dass eine Mannschaft mit der siebtbesten Heimbilanz als Vorletzter absteigt, ist auch im Fußball nicht alltäglich. „Das ist schon kurios. Aber ich habe es in Weitmar selbst erlebt. Kaum gerät man in Rückstand, gehen die Köpfe runter“, wundert sich der Trainer. Auch das wird er ändern müssen, will er die Schwarzen Raben zu neuen Höhenflügen führen.