Titelkandidat ESC Rellinghausen trat am Freitagabend beim Aufsteiger und frischgebackenen Geno Cup-Sieger TuS Essen-West 81 an. Trotz der parallel stattfindenden Regionalliga-Partie zwischen Rot-Weiss Essen und dem SV Rödinghausen pilgerten rund 300 Zuschauer zur Keplerstraße, um das erste Landesliga-Spiel der Westler seit rund 40 Jahren mitzuerleben. Speziell die Anhänger der Gastgeber sollten ihr Erscheinen auf keinen Fall bereuen, denn das Team des Trainerduos um Wilfried Tönneßen und Björn Matzel bezwang den ESC in einer intensiven und sehr unterhaltsamen Begegnung überraschend mit 4:2 (1:1) und setzte ein erstes dickes Ausrufezeichen.
So wie es sich für ein Derby gehört, wurde die Begegnung sehr körperbetont geführt. 81 übertrieb es in der Anfangsphase bisweilen mit dem Einsatz. So hätte der Schiedrichter in der 14. Minute nach einem Tritt gegen Rellinghausens Angreifer Marc Enger durchaus auf den Punkt zeigen können, wenn nicht sogar müssen. "Wenn er in dieser Situation den Elfmeter gibt, kann es natürlich auch anders laufen", räumte 81-Trainer Matzel ein. Sein Team ging wenig später mit der ersten richtigen Offensivaktion in Führung. Manuel Ramanovic verwertete eine Ecke per Kopf (19.). Nachdem es die Hausherren verpassten, die Führung auszubauen, schlug das Team vom Krausen Bäumchen eiskalt zu. Sebastian Hoffmann traf nach einer feinen Vorlage von Pierre Putze zum 1:1 (37.).
Zu Beginn der zweiten Halbzeit sah es zunächst danach aus, als würden die Gästen die Initiative übernehmen, doch die Treffer fielen auf der anderen Seite. Erst brachte der eingewechselte Angreifer Wale Arogundade die Rot-Weißen wieder in Front (64.), ehe Naoufal Nouri für das Highlight des Tages sorgte. Der Flügelflitzer hämmerte die Kugel aus 25 Metern zum 3:1 in den linken Torwinkel (68.). Ein echtes Traumtor, das die 81-Bank derart aus dem Häuschen brachte, dass Ersatzspieler Ali El Hamad die Gelbe Karte wegen eines zu intensiven Platzsturms sah.
Wenn wir alles in die Waagschale legen, ist es sehr schwer uns zu schlagen
Björn Matzel
Der ESC agierte über weite Strecken zu ideenlos. Die überwiegend langen Bälle auf Sturmtank Enger, der in der Sommerpause aus Haarzopf verpflichtet wurde, konnte die Defensive der Gastgeber weitestgehend kontrollieren. Spannend wurde es nach Sven Wieneckes Freistoßtor (73.) trotzdem noch einmal. Zwingende Chancen sprangen sprangen jedoch nicht mehr heraus. Den Schlusspunkt setzte der ebenfalls eingewechselte Marius Topolko durch einen Konter in der Nachspielzeit. "Wenn wir alles in die Waagschale legen, ist es sehr schwer uns zu schlagen", sagte ein rundum zufriedener Matzel nach dem Abpfiff. "In diesem Spiel war mit Sicherheit mehr für uns drin", monierte hingegen 06-Trainer Karl Weiß. "Leider haben wir uns in den entscheidenden Szenen nicht geschickt genug angestellt. Die Derby-Pleite ist unschön, aber sie wirft uns nicht zurück. Die Saison hat erst begonnen."
Für den TuS hätte der Start indes nicht besser verlaufen können. Das sah neben Matzel auch sein Kollege Wilfried Tönneßen so. Für den Polizeibeamten war der Erfolg besonders erfreulich, da der ehemalige Coach der MSV-Frauen lange Jahre als Spieler und Trainer in Rellinghausen aktiv war. Doch viel mehr freute Tönneßen die Art und Weise, wie der Sieg zustande gekommen ist. "Ich denke, dass wir dieses Spiel verdientermaßen gewonnen haben. Die Jungs haben alles abgerufen. Wir haben den Leuten gezeigt, dass sich ein Besuch an der Keplerstraße durchaus lohnt."