Mit dem Kreisligisten FC Alanya Essen 1990 droht erstmals einem Verein der Ausschluss aus dem Essener Sportbund (Espo). Der Dachverband der Essener Sportvereine reagiert damit auf eine Reihe von gewalttätigen Übergriffen, die sich in jüngster Zeit im Essener Fußballamateursport ereignet hatten. Der Espo hat deshalb die Devise ausgegeben: null Toleranz. Nicht bei allen sei diese Botschaft angekommen. So lautete das Fazit, nachdem der Espo am Montagabend gleich mehrere Vertreter von Vereinen einbestellt hatte, die durch Gewalt auf dem Fußballplatz auffällig geworden waren.
Laut Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg hat der Sportbund dem Vorstand des FC Alanya eine letzte Frist bis zum 13. November gesetzt, um zu den Vorfällen Stellung zu nehmen, die sich Mitte Oktober beim Spiel der ersten Mannschaft gegen die Sportfreunde Altenessen III zugetragen haben. Der Schiedsrichter hatte die Partei beim Stand von 1:4 abgebrochen, nachdem Alanya-Spieler aufeinander losgegangen waren. Nach Angaben des Fußballkreises hat der Verein die erste Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückgezogen. Es sei aber nicht auszuschließen, dass Krawallmacher nun in der zweiten Elf aufliefen. Auch das gilt es zu klären.
Verein bleibt "Einladung" des Espo fern
Der Vorstand des Vereins war der „Einladung“ des Espo am Montagabend gleichwohl fern geblieben; ob ein vom Verein entsandter Vertreter tatsächlich autorisiert war, für den Club zu sprechen, war laut Rohrberg fraglich. Sollte der Vorstand auf die gesetzte Frist nicht reagieren, will Rohrberg dem Hauptausschuss des Espo nahelegen, den FC Alanya auszuschließen. Es wäre ein Novum in der Geschichte des Espo. Der Ausschuss tagt im Januar. Sollte der Fußballverband Niederrhein einen Rauswurf mittragen, droht dem Club sogar der Ausschluss aus dem Spielbetrieb.
Sportbund will Clubs disziplinieren
Der FC Alanya war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Derweil hat sich die Spruchkammer des Fußballverbandes des Falls bereits angenommen. Der Verein wurde zu einer Geldstrafe über 300 Euro verdonnert. Dass Kammer nicht gegen Spieler, die tätlich geworden waren vorgegangen ist, dürfte nach Einschätzung des Verbandes allein dem Umstand, geschuldet sein, dass der Schiedsrichter es versäumt habe, die Namen der Betroffenen festzuhalten. Die Täter müssten benannt werden, lautete der Tenor nach der Espo-Sitzung. „Es geht nicht darum, ein Exempel zu statuieren“, betont Thorsten Flügel, Vorsitzender des Fußballkreises Nordwest. Ziel ist es, die Vereine zu disziplinieren.
Dass dies funktionieren kann, hat der ESC Preußen bewiesen. Von Seiten des Espo und des Verbandes wird dem Verein ein vorbildliches Verhalten attestiert. Nach einem gewalttätigen Übergriff eines Preußenspielers gegen einen Betreuer des Tusem Essen hatte Club den Täter umgehend vom Training und vom Spielbetrieb suspendiert. Die Spruchkammer hat den 25-Jährigen inzwischen für 18 Monate gesperrt, davon sechs Monate auf Bewährung. Zwei Jahre lang darf der Spieler sich nichts zu schulden kommen lassen.
Zwei weitere Vereine, die C-Kreisligisten DJK Winfried Kray und Yurdomspor Essen, spielen „auf Bewährung“. Letzterer hatte jüngst durch einen Schiedsichterboykott für Schlagzeilen gesorgt; bei der Espo-Anhörung spielt dies allerdings keine Rolle. Bei der Partie beider Teams Ende September Am Krausen Bäumchen war es zu Tumulten und zu einem Polizeieinsatz gekommen. Beide Clubs hätten Konsequenzen angekündigt. Von Seiten des DJK Winfried Kray hieß es, seien diese bereits gezogen worden. Details wollte der Vorsitzende Carsten Staudinger auf Nachfrage gestern nicht nennen. Ein Urteil der Spruchkammer steht noch aus. Auch dieses wollen der Espo und die Sport- und Bäderbetriebe abwarten.