Oder: Warum gründen Leute immer wieder Klubs, die sie mit Ihrer Heimat verbinden? Ist es eine bewusste Isolation, so wie es von Gesellschaftskritikern oft zu hören ist, oder spiegelt es einfach nur die normale Bevölkerungssituation wider, in der sich Migranten traditionell häufig mit ihrer Heimat sehr verbunden fühlen und das vielfach propagierte Multi-Kulti System einfach problemlos ausüben?
Wie die Lage in Duisburg - einer Stadt mit einem besonders hohen Migranten-Anteil - ist, was sich in den vergangenen Jahren getan hat und welchen Beitrag der Volkssport Nummer eins zur Integration beitragen kann erklärt der stellvertretende Integrationsbeauftragte der Stadt Duisburg, Marijo Terzic, Im Interview mit RevierSport.
RevierSport online: Herr Terzic, welchen Beitrag leistet der Fußball Ihrer Meinung nach zur Integration?
Marijo Terzic: Sport allgemein, in diesem Fall der Fußball, ist ein völkerübergreifendes Element und erfüllt so die Funktion eines Integrationsfaktors. Auf dem Platz ist es egal woher man kommt oder welche Bildung man besitzt. Da hat jeder die gleichen Chancen.
RevierSport online: Immer wieder werden Klubs gegründet, die sich eindeutig zu Ihren Wurzeln bekennen. Sehen Sie das als Isolation der einzelnen Bevölkerungsgruppen? Wie bewerten Sie den Rückzug in die nationalhomogenen Gruppen?
Marijo Terzic: Zu erst sollten sich die alteingesessenen Vereine fragen, warum sich teilweise hervorragende Spieler für solch einen Klub in der Kreisliga entscheiden, obwohl sie Klassen höher spielen könnten. Vielleicht sind die Traditions-Klubs einfach nicht genügend geöffnet. Des Weiteren denke ich,
dass die Lage in Duisburg diesbezüglich gar nicht angespannt ist. Ich selbst kann keine übermäßige Isolation von irgendwelchen Bevölkerungsgruppen sehen.
RevierSport online: Sie glauben also, dass es keinerlei Probleme gibt?
Marijo Terzic: Natürlich gibt es Dinge, die nicht so glücklich sind. Das steht außer Frage. Aber der Fokus der Öffentlichkeit ist zu sehr auf die schlechten Dinge gerichtet. Ich denke, dass auch schon sehr viele positive Dinge passiert sind, doch das interessiert niemanden. Diese Sachen überwiegen in meinen Augen. Besonders im Norden der Stadt, der stets als Problemviertel gilt, fallen mir spontan mit dem TSV Bruckhausen und Rhenania Hamborn, wo ja sogar schon DFB-Präsident Theo Zwanziger zu Besuch war, zwei Vereine ein, die sehr viel für Integration tun ein. Diese Klubs sind für alle Nationen geöffnet. Und diese Vielfalt an Leuten aus allen Teilen der Welt sollte man auch als Chance sehen, sie gezielt zu nutzen. Die Mischung macht es. Dennoch dürfen wir uns keineswegs darauf ausruhen, was wir bisher erreicht haben. Es gibt leider auch immer wieder unschöne Ereignisse. Das wollen wir nicht leugnen, aber das kommt nun mal bei einem emotionalen Sport vor und ist halt wie gesagt nicht die Regel. Das wissen wir auch. Wir sind hier in Duisburg sehr gut aufgestellt und arbeiten Schritt für Schritt die Versäumnisse vieler Jahre auf, in denen einige Dinge nicht thematisiert wurden. Kurzum: Es ist nicht ansatzweise so dramatisch wie es viele denken. Wir sind auf einem guten Weg und haben langwierige Prozesse mit dem Fokus auf Fair Play eingeleitet. Dessen sind wir uns bewusst."