Sein Team, das ist die Nationalmannschaft Polens, die am heutigen Donnerstag bei der Europameisterschaft in Frankreich auf Weltmeister Deutschland trifft. Wala wird an diesem Vormittag mit Vereinskollegen und Freunden aus Polen nach Paris fahren, um sich das Spiel im Stade de France live anzuschauen. Dass dann ab 21 Uhr zwei Herzen in seiner Brust schlagen, stört Wala wenig. Der 49-Jährige wünscht sich nur ein unterhaltsames Spiel und vor allem: „Dass es im Stadion und auf den Straßen friedlich bleibt.“
Fußball als Hilfe zur Integration
Wala kam als 22-Jähriger nach Deutschland, um hier sein Glück zu finden. Das ist ihm ganz gut gelungen, sagt er heute. 27 Jahre sind seitdem vergangen. Jahre, in denen er den Austausch und die Verständigung zwischen Polen und Deutschen immer wieder zu seiner persönlichen Aufgabe gemacht hat. Das war auch der Grund für die Vereinsgründung, die Wala zusammen mit Gleichgesinnten vor 16 Jahren auf den Weg brachte. Im Mai 2000 wurde unter seiner Regie der FC Polonia Bottrop gegründet. Ein Fußball-Verein, der polnischen Arbeitern ein Stück Heimat schenken sollte, Sport als gelebte Integration. Eine Idee, die aufging. Darius Wala ist heute stolz darauf, „dass sich nicht nur viele Menschen mit polnischem Migrationshintergrund mit dem Verein identifizieren, sondern auch viele Mitbürger unterschiedlichster Nationen. Sie alle zollen dem FC Polonia Bottrop gegenüber viel Anerkennung. Das Miteinander zwischen Polen und Deutschen liegt uns sehr am Herzen.“
Dieses Miteinander wird am Donnerstag vor eine sportliche Herausforderung gestellt. Nicht „Polen mit Deutschland“, sondern „Polen gegen Deutschland“. 90 Minuten lang auf einem gepflegten Rasen vor mehr als 75 000 Zuschauern. Darius Wala wird zu ihnen gehören. Genauso zwei weitere Mitglieder des FC Polonia und eine kleine Gruppe Polen aus Walas Heimatdorf Czyzowice. Sie alle wollen ihren kleinen Beitrag dazu leisten, dass es nicht zu unschönen Szenen zwischen den Fanlagern kommt. Wala ist sich fast sicher, dass alles friedlich bleibt: „Vor zehn Jahren habe ich bei der Weltmeisterschaft hier in Deutschland jedes Spiel der polnischen Nationalmannschaft live im Stadion verfolgt. Da gab es niemals Ärger. Das waren tolle Erlebnisse.“ Die Reise nach Paris hat der Bottroper schon vor drei Monaten geplant. „Ich habe über den polnischen Fußballverband Eintrittskarten für das Spiel gegen Deutschland bekommen und mich mit Freunden aus Czyzowice verabredet.“ Czyzowice liegt 80 Kilometer südwestlich der schlesischen Hauptstadt Katowice. Die kleine Gruppe brach schon am Mittwoch auf, machte auf der insgesamt 1500 Kilometer langen Reise über Nacht einen Halt in Bottrop. Heute geht es um 10 Uhr weiter. 550 Kilometer sind noch mit dem Bus zu fahren.
Polen ist kein Außenseiter mehr
Als krassen Außenseiter sieht Wala die polnische Nationalmannschaft nicht. Mit dem Start ins Turnier ist er zufrieden: „Nordirland war der vermeintlich leichteste Gegner in dieser Gruppe, wir haben zwar nur 1:0 gewonnen, aber ein wirklich ordentliches Spiel abgeliefert.“ Der Respekt vor dem Weltmeister ist zwar groß, doch der Bottroper sagt: „Wir haben eine richtig gute Mannschaft zusammen. Deutschland sehe ich im Umbau, deshalb sehe ich gute Chancen auf ein Unentschieden. Das ist auch mein Wunschergebnis. Vielleicht ist ja sogar mehr drin.“