"Das ist ein historisches Hoch", seufzt der Funktionär und legt nach: "Man könnte die Geschichte auch umdrehen und von einem absoluten Tiefpunkt sprechen." Besonders hart ging es, mag man der Statistik glauben, in der Kreisliga A, Staffel 2 zu. Insgesamt zückten die Referees in der "Nord-Gruppe" 69 Mal den roten Karton.
Die absoluten "Eisenfüße" der Liga spielen in Laar. Insgesamt zwölf Rote Karten sammelte die Elf des SV Laar 21 in 30 Ligapartien. Doch das sind nur die "glatt Roten". Zählt man die Gelb-Roten "Papp-Tafeln" hinzu, kommt man auf unglaubliche 21 Hinausstellungen. 21-Coach Volker Bertelmann, der den Klub im vierten Jahr betreut, gibt zu:
"Was da bei uns in Sachen Disziplin gelaufen ist, ist eine totale Katastrophe." Der Linienchef skizziert den Ausgang allen Übels kurz: "Der Knackpunkt war die Rote Karte für Ilker Özunel. (Der SVL-Stürmer hatte seinem Gegenspieler am siebten Spieltag im Match gegen Vierlinden mit einem Ellenbogen-Check den Kiefer gebrochen und war daraufhin acht Monate gesperrt worden (Anm. der Red.) Ab diesem Zeitpunkt hatten uns die Referees auf dem Kieker."
Kreisliga A, Gruppe 1: 47 Rote Karten (Rekordträger: Croatia Mülheim (8) und VfL Duisburg-Süd (7)
Kreisliga A, Gruppe 2: 69 Rote Karten (Rekordträger: SV Laar 21 (12) sowie Beeck 05, SV Beeckerwerth, Hamborn 90 (je 6)
Kreisliga B, Gruppe 1: 55 Rote Karten (Rekordträger: FC Mülheim II (7)
Kreisliga B, Gruppe 2: 48 Rote Karten (Rekordträger: Blau-Weiß Neuenkamp (7)
Kreisliga B, Gruppe 3: 53 Rote Karten (Rekordträger: Lösort Meiderich (7)
Kreisliga B, Gruppe 4: 39 Rote Karten (Rekordträger: Walsum 09 (8)
In der Kreisliga C gab es insgesamt 197 Mal die Ampelkarte zu sehen.
Doch der Übungsleiter will den Unparteiischen nicht den schwarzen Peter zuschieben, sondern erkennt: "Letzten Endes waren unsere Undiszipliniertheiten gepaart mit der erhöhten Sensibilität der Schiedsrichter wohl ausschlaggebend für diese wirklich unglaublich hohe Zahl an Feldverweisen."
Bertelmann kündigt an: "In der nächsten Saison dulde ich dieses Verhalten nicht mehr eine Minute. Wer meckert, pöbelt oder tritt, der muss die Konsequenzen tragen." Der gebürtige Duisburger macht deutlich: "Einen weitern 'Fall Özunel' wird es nicht geben. Wer sich in Zukunft so verhält, der fliegt sofort raus." Das sich das unfaire Verhalten nicht auszahlte und sich der SVL nur mit Mühe und Not in der Liga halten konnte, ist vielleicht der einzige positive Aspekt am Laarer "Karten-Festival".
Derweil schaffte die Elf von Rot-Weiß Mülheim den Aufstieg in die Bezirksliga ohne einmal direkt die ominöse Karte aus der Gesäßtasche des Spielleiters gesehen zu haben. "Zwar haben wir auch zwei Mal die Gelb-Rote Karte kassiert, aber das war es dann auch schon", ist RW-Trainer Günther Mensak folgerichtig auch zufrieden mit der Disziplin seiner Equipe und legt nach: "Letzten Endes kann man an unserem Beispiel sehen, dass Fairness doch belohnt wird."
Eine Tatsache, die sich in Anbetracht der jüngst veröffentlichten Statistik noch nicht bis zu jedem Kicker herumgesprochen zu haben scheint.