In den meisten Fällen geschieht eine Fusion zweier Vereine aus einer akuten finanziellen Notlage eines der Beteiligten heraus. Während des Einigungsprozesses kommt es dann oft zur Ausfechtung persönlicher Eitelkeiten, die sich etwa in der Diskussion um den Vereinsnamen äußern. Kurioses Beispiel ist hier der seit Anfang Juni bestehende Club „DJK Fortuna Karlsglück Eintracht Dorstfeld 1920/27“, der zeigt, dass offensichtlich beide Seiten keine Eingeständnisse bei der Namensfindung machen wollten.
Viel harmonischer lief die Verschmelzung dagegen in Hamm ab. Gerade mal 15 Monate dauerte es von den ersten Gesprächen zwischen Verantwortlichen aus Berge und Westtünnen bis zur offiziellen Einweihungsparty am 30. Juni. Der Auslöser dazu waren auch nicht Geldsorgen, wie Geschäftsführer Kai Hegemann (44) betont: „Es ist ein guter Zusammenschluss aus zwei gesunden Vereinen“.
Viel mehr sieht Hegemann die Zukunft im Breitensport, der von wenigeren, dafür aber größeren Vereinen, getragen wird. So bestand beim SCW ein Mangel an Ehrenamtlichen, die sich um die Administration kümmern konnten. In einem größeren Verein mit hauptamtlichen Mitarbeitern (beim HSC sind es derer zwei, insgesamt sind es 16 Angestellte) könnten diese Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden. Das führe zusätzlich zu mehr Professionalität auf der Führungsebene.
Neben der Erweiterung des Sportangebots sieht der Geschäftsführer in der Zusammenlegung der Abteilungen einen weiteren Vorteil für die Sportler. Denn durch die geographische Nähe wurden Hallen schon zuvor gemeinsam belegt, aber getrennt genutzt. Um die Vermutung eines Konkurrenzdenkens zwischen beiden Parteien zu widerlegen, führt der 44-Jährige die Abstimmungen zur Fusion auf den Jahreshauptversammlungen an. In Westtünnen gab es von 240 Mitgliedern acht Stimmen dagegen (das entspricht etwa drei Prozent) und in Berge ging der Vorschlag ganz ohne Gegenstimme bei drei Enthaltungen durch. Lediglich eine Tischtennis-Mannschaft löste sich aus privaten Gründen auf.
Einer der wenigen Problempunkte war ausgerechnet die Abteilung Fußball, die komplett vom SC Westtünnen übernommen wurde. Von der ersten Mannschaft verabschiedeten sich 15 Akteure sowie der Trainer, um anderswo die „bessere Perspektive“ zu suchen. Dennoch konnten die drei Kreisliga-Teams nicht nur beibehalten, sondern zusätzlich eine vierte an den Start gebracht werden. Dabei werden keine großen Ambitionen verfolgt den Liga-Status zu verbessern, denn die Intention beim HSC ist es vor allem, den Breitensport und die Jugend zu fördern. Die Infrastruktur mit dem neuen Sportpark und Vereinsheim ist dafür bereits gerüstet. Für die Fußballer ist zudem ein zusätzlicher Kunstrasenplatz angedacht.
Nach einer Übergangsphase von etwa zwei Jahren will man beim SportClub sehen, wie das neue Projekt angelaufen ist. Kai Hegemann tritt mit seinen Ideen jedoch so überzeugt auf, dass man am Erfolg kaum zweifeln mag.
Es folgt in Kürze ein Interview mit Kai Hegemann zur Gründung des neuen Vereins: reviersport.de/56519---hamm-hsc-geschaeftsfuehrer-kai-hegemann-interview.html