Es gibt Wettanbieter, bei denen man schon vor der Saison darauf Geld setzen kann, welcher Trainer zuerst die Segel streichen muss. Das bezieht sich zumeist auf die Bundesliga, bei Bayern, Leipzig oder Dortmund sind die Quoten herausragend. Die Münchner sorgten so mit ihrem Rauswurf von Carlo Ancelotti für satte Gewinne bei den wenigen, die darauf gesetzt hatten.
Ähnliches gilt für die Kreisliga A in Oberhausen/Bottrop, hier wäre die Quote für den FC Sterkrade 72 vor dieser Spielzeit ebenfalls durch die Decke gegangen. Denn die Sterkrader galten vor dem ersten Spieltag als haushoher Favorit auf den Aufstieg in die Bezirksliga. Und anders als die Bayern zunächst in der Bundesliga wurden die 72er diesem Anspruch bislang auch gerecht. Wer entlässt also schon den Trainer, wenn das Team nach zwölf Spieltagen souverän von der Spitze grüßt? Ganz einfach: Sterkrade 72.
Nach der ersten Saisonniederlage am vergangenen Sonntag gegen Sterkrade-Nord II (0:1) musste das Gespann Sebastian Hempel/Oliver Straub überraschend die Spinde am Volksgarten räumen. Der sportliche Leiter Michel Hilgert informierte Hempel am Sonntagabend telefonisch über diese Entscheidung, Straub bekam später dazu eine Whatsapp-Nachricht. „Es wurde bemängelt, dass in den vergangenen Wochen ein sportlicher Abwärtstrend erkennbar gewesen sein soll“, sagen Hempel und Straub im Gespräch unisono. Für Außenstehende schwer nachvollziehbar, schließlich ließen die 72er bis zur erwähnten Niederlage am Sonntag lediglich zwei Zähler beim Remis gegen GA Sterkrade liegen.
Viel mehr als den Wortlaut der Begründung ihrer Entlassung wollten die gefeuerten Trainer sich im Gespräch nicht entlocken lassen. Verständlich: Beide haben einen Vertrag unterschrieben - höchstwahrscheinlich nicht den schlechtesten der Liga - und hüllen sich nun lieber in Schweigen, bis alles Rechtliche geklärt ist. Hilgert und der Vorsitzende Andreas Böhmer waren für die Redaktion nicht zu sprechen.