Nur zehnmal weniger netzte alleine Seldin Malkoc für die in der Kreisliga A spielende zweite Mannschaft der Rothosen ein. 48 Tore gingen damit auf das Konto des 30-Jährigen. Damit war er in der Saison 2016/17 der treffsicherste Gelsenkirchener Fußballer.
Es drängt sich natürlich die Frage auf, warum Seldin Malkoc in der „Zweiten“ der Bueraner versteckt wird und nicht zum Kader der „Ersten“ gehört. Die Antwort gibt er selbst: „Ich habe jetzt eine Familie und möchte nicht mehr so oft trainieren wie früher bei Viktoria Resse. Auch auf die langen Auswärtsfahrten habe ich keine Lust mehr. Ich spiele lieber da, wo ich wohne.“
Als er vor einem Jahr den Entschluss fasste, fußballerisch kürzer zu treten, war es Domenico Di Bari, der ihn davon überzeugte, zur Zweiten der SSV Buer zu wechseln. Beide kannten sich bereits aus ihrer gemeinsamen Zeit in Resse. „Er hat mich lange genervt“, teilt Seldin Malkoc mit einem Schmunzeln mit. „Jetzt bin ich überglücklich, dass ich Domenicos Werben nachgegeben habe.“
Früher war er eher der Vorbereiter
In Buer wurde Seldin Malkoc zunächst einmal umgepolt. Zuvor kam er stets über außen oder im zentralen Mittelfeld zum Einsatz, an der Löchterheide machten ihn Trainer Tim Kochanetzki und sein Assistent Andreas Hülsmann zum Mittelstürmer. „Ich war nie der große Torjäger, eher der Vorbereiter“, sagt Seldin Malkoc mit Blick auf seine Laufbahn. Ja, in der Jugend, da hat er schon mal um die 30-mal pro Saison getroffen. Damals, als er noch für den SV Schwarz-Weiß Bülse kickte.
Die Lorbeeren für seine 48 Tore in der vergangenen Spielzeit möchte er nicht alleine einheimsen. „Sie sind nicht von selbst gefallen“, sagt Seldin Malkoc voller Bescheidenheit. „Ich habe viele Vorlagen bekommen, vor allem von Domenico Di Bari.“
Natürlich hätte er gerne die 50 Treffer vollgemacht. Nicht nur, weil er dann eine Wette mit Andreas Hülsmann gewonnen hätte. Fünf Spieltage vor Schluss, seinerzeit standen 36 Treffer zu Buche, ging Seldin Malkoc diesen waagemutigen Deal ein. Zuvor hatte er eine Wette mit Tim Kochanetzki gewonnen. Sein Coach stachelte ihn zur Winterpause an mit der Behauptung, dass er keine 36 Tore schaffen würde.
Der Bosnier ist 1993 im Alter von sechs Jahren dem Bürgerkrieg in seiner Heimat entkommen und mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Deutschland geflüchtet. Kurz nach seiner Ankunft schloss er sich erstmals der SSV Buer an, aber diese erste Zeit an der Löchterheide dauerte damals nur ein paar Monate. Er wechselte zum SV Schwarz-Weiß Bülse, mit dem er 2008 überraschend in die Bezirksliga aufstieg. Sieben Jahre später stieg er auch mit Viktoria Resse auf, diesmal von der Bezirksliga in die Landesliga.
Handschlag statt Vertrag
Anderen Mannschaften ist die Treffsicherheit von Seldin Malkoc nicht verborgen geblieben. „Ich hatte zur neuen Saison mehrere Angebote erhalten“, sagt der Familienvater zum diesem Thema. „Aber ich habe unserem Trainer die Hand gegeben, dass ich bleibe. Ich brauche dabei nichts Schriftliches, ich fühle mich nämlich in Buer sehr wohl.“
Den sportlichen Ehrgeiz hat er trotzdem nicht aufgeben. „Ich bin immer ein Typ gewesen, der Erster werden will“, betont er. „Am liebsten auch mit SSV Buer II in der neuen Saison in der Staffel 1 der Kreisliga A. Wir haben eine junge Truppe mit willigen und talentierten Spielern. Wir sind zuletzt Tabellenvierter geworden und haben uns jetzt weiter verstärkt. Warum sollten wir uns nicht noch weiter verbessern?“
Ja, warum eigentlich nicht, solange die Torquelle von Seldin Malkoc fleißig weitersprudelt.
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