Mit Reviersport sprach der 32-Jährige über die schwierigen letzen Jahre, die aktuelle Situation der ersten Mannschaft und die Zukunftsperspektive der Hertha.
RevierSport online: Hallo Herr Birken. Es scheint so, als sei die Hertha noch nicht ganz in der Kreisliga angekommen. Nach fünf Spieltagen steht erst ein Punkt zu Buche. Wo liegt das Problem?
Christian Birken: „Auf den ersten Blick sieht unsere Bilanz wirklich nicht gut aus. Doch wer die Spiele gesehen hat, weiß, in unserer jungen Truppe steckt sehr viel Potenzial. Einige Niederlagen waren wirklich überflüssig und zudem höchst unglücklich. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir mit einer komplett neuen Elf an den Start gegangen sind.“
RevierSport online: Sie sprechen es an. Ihre ehemalige B und A-Jugend bestreitet die Saison in der A-Liga. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Maßnahme?
Christian Birken: „Die ist aus der Not heraus geboren. Wir haben 2005 mit unserer damaligen ersten Mannschaft den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft. Einige Monate zuvor ist mein Vater, der auch gleichzeitig Dreh- und Angelpunkt im Verein war, verstorben. Trotz des sportlichen Höhenflugs hat die komplette Aufstiegsmannschaft uns dann ein Jahr später verlassen.“
RevierSport online: Und das obwohl die Liga im ersten Jahr der Bezirksliga-Zugehörigkeit gehalten wurde. Die Gründe lagen also nicht im sportlichen Bereich, oder?
Christian Birken: „Die Gründe waren vielschichtig. Zum
Macht die Arbeit wieder Spaß: Christian Birken
einen muss man sagen, dass der Klassenerhalt mehr als glücklich war. Wenn ich ehrlich bin, weis ich gar nicht, wie wir bei unseren Leistungen überhaupt in der Liga bleiben konnten. Zudem kostet die Bezirksliga Geld. Nach dem Ableben meines Vaters haben uns fast alle Sponsoren hängen lassen. Die Spieler wollten Geld das wir einfach nicht mehr hatten. Auch hier gab es Unstimmigkeiten.“
RevierSport online: Wie war es den Sponsoren denn möglich, einfach auszusteigen? Hatten Sie keine Verträge?
Christian Birken: „Natürlich hatten wir Verträge. Allerdings heißt das im Amateurfußball, dass man sich auf mündliche Vereinbarungen verlassen muss. Alle diese Kooperationen basierten auf den Bemühungen und den persönlichen Kontakt meines Vaters. Als er nicht mehr da war, konnten sich die meisten Herren an verbale Übereinkünfte dieser Art nicht mehr erinnern.“
RevierSport online: Ein Fall ging sogar vor Gericht.
Christian Birken: „Mit der Firma Kölbl (Bauunternehmer
aus Kamp-Lintfort) hatten wir einen mündlichen Vertrag. Sie wollten die Mannschaft mit allem was man so braucht ausstatten. Auch hier waren zum Jahresende 2004 Gedächtnislücken bei der verantwortlichen Person zu beobachten. Nach langem hin und her ging die Sache dann vor ein Gericht. Letztendlich blieb der Verein auf einer offenen Rechnung über 10.000 Euro sitzen. Wir sind momentan im Begriff, unsere Schulden mehr und mehr abzubauen. Wenn es so weitergeht, ist die finanzielle Konsolidierung des Klubs in einem Jahr abgeschlossen.“
RevierSport online: Und nebenher wurde weiter Fußball gespielt. Wie lange dauert die sportliche Rekreation des Vereins noch?
Christian Birken: „Es wurde Fußball gespielt, aber es ging drunter und drüber. Die letzte Bezirksliga-Saison, an deren Ende wir abgestiegen sind, mussten wir mit unserer B-Liga-Truppe bestreiten. Am Ende gab es dort jede Menge Stress zwischen fast allen Parteien. Mit Roland Schulz haben wir jetzt einen neuen Coach, der zuvor schon in der Jugendarbeit des Klubs gute Arbeit geleistet hat. Mit ihm und der jetzigen Elf haben wir wieder eine vernünftige Perspektive.“
RevierSport online: Wie sieht die Zielsetzung für die laufende Spielzeit aus?
Christian Birken: „Wenn ich im Zusammenhang mit unserer Mannschaft vorhin von einer Notlösung gesprochen habe, meinte ich dies keineswegs despektierlich. Ich traue unserer Mannschaft den Klassenerhalt absolut zu. Diese Jungs bilden endlich wieder eine echte Einheit. Seit langem macht es mir mal wieder richtig Spaß, mich im Verein zu engagieren und mit der Mannschaft in Kontakt zu sein. Bei all dem was war, sagt dieser Umstand alles über unsere jetzige Erste und ihre in der sportlichen Verantwortung stehende Leitung aus.“