Gerade einmal drei Gärten trennen Werner Schneider (62) von der Platzanlage von Viktoria Buchholz an der Sternstraße. Doch der frühere Bundesliga-Fußballer (306 Spiele für den MSV, Dortmund und Hertha BSC) heuerte als Trainer beim Rivalen aus Großenbaum an. Die Redaktion sprach vor dem Saisonstart mit dem Coach des A-Kreisligisten GSG Duisburg.
Herr Schneider, wir atmen hier Viktoria-Luft. Sind Sie nicht beim falschen Verein gelandet? Ich kenne Albin Schreiner, den sportlichen Leiter der GSG, sehr gut. Er hat mich gefragt, ob ich in Großenbaum einsteigen und eine neue Mannschaft aufbauen möchte. Da habe ich zugesagt. Aber bei Viktoria Buchholz bin ich ja auch noch als Trainer tätig. Mein neunjähriger Sohn Max steht bei der E-Jugend im Tor. Beides macht mir großen Spaß.
Ihre Trainerlaufbahn ist recht überschaubar. Zuletzt waren sie vor 27 Jahren bei Eintracht Duisburg tätig. Ich habe mich auf meine berufliche Laufbahn konzentriert, ich war auch viel unterwegs, lebte unter anderem in Hamburg. Da hatte ich keine Zeit, um eine Mannschaft zu trainieren.
Branco Zebec hat mir gesagt, dass ich nur noch spiele, wenn sich einer ein Bein bricht. Danach hat er im Training jede Aktion von mir abgepfiffen, damit nichts passiert
Werner Schneider
1988 retteten Sie Eintracht Duisburg vor dem Abstieg aus der Landersliga. Bei der Nichtabstiegsfeier malten Sie die Garage einer Kneipe in den Vereinsfarben der Eintracht an. Welche Garage muss dran glauben, wenn Sie mit der GSG in die Bezirksliga aufsteigen? (lacht) Da wird mir schon etwas einfallen. Aber das wird nicht passieren. Wenn wir am Ende zwischen Platz sechs und neun landen, hätten wir viel erreicht.
Als MSV-Spieler gehörten Sie dem erweiterten Kreis der Nationalmannschaft an, nach Ihrem Wechsel nach Dortmund endete ihre internationale Laufbahn. War der Wechsel damals falsch? Es war absehbar, dass es mit der Nationalmannschaft nicht funktionieren würde. Ich wollte damals gar nicht aus Duisburg weg, später hatte sich auch eine Rückkehr zum MSV zerschlagen. Aber ich hatte in Dortmund und später auch bei Hertha BSC Berlin gute Zeiten. Schade war, dass das mit Bayern München nicht klappte.
Sie hätten zu den Bayern wechseln können? Wir gewannen 1975 mit dem MSV das Pokalspiel bei den Bayern. Als ich abends nach Hause kam, sagte mein Vater, dass Robert Schwan und Wilhelm Neudecker angerufen hätten. Ich dachte erst an einen Scherz. Der Wechsel kam dann aber doch nicht zustande.
Welche Trainertypen ragten in Ihrer Laufbahn heraus? Beim MSV denke ich vor allem an Rudi Faßnacht. Der ließ uns mit schweren Medizinbällen laufen. Ich hatte abends Arme wie ein Orang-Utan. Beim BVB erlebte ich mit Udo Lattek den größten Trainer überhaupt. Und dann war da noch Branco Zebec.
Und? Ich kam beim BVB kaum noch zum Einsatz. Dann fragte ich bei Zebec nach. Er erklärte mir, dass ich ein hervorragender Spieler sei. Aber er hat mir auch gesagt, dass ich nur noch spiele, wenn sich einer ein Bein bricht. Danach hat er im Training jede Aktion von mir abgepfiffen, damit nichts passiert.
Spielt Ihre Lebensgeschichte eine Rolle, wenn Sie einen Kreisligisten trainieren? Nein, keine große. Das ist doch über 30 Jahre her. Aber letztens hat mich ein Spieler gefragt, ob ich früher auch gespielt hätte. Dann habe ich meine Stationen aufgezählt, und dann ging bei dem Jungen sofort die Kinnlade runter. Er fragte noch einmal nach, ob das denn die Profi-Teams der Klubs gewesen seien.
Was ist von der GSG in der Saison zu erwarten? Es ist schwierig. Wir reden über Kreisliga. Da sind einige Spieler während der Vorbereitung zweimal im Urlaub. Jetzt hat sich auch noch mein Torwart verletzt. Ich hoffe, dass am Sonntag zum Saisonstart 12, 13 Spieler da sind. Wenn wir aus den ersten drei Spielen sechs Punkte holen, bin ich zufrieden.
Wer steigt auf? Da gibt es zehn Mannschaften, denen ich das zutraue. Croatia Mülheim, TuRa 88 und auch TuSpo Huckingen zähle ich dazu.
Auch die GSG? Nein.