Mit überragenden 87 Punkten und 138 geschossenen Toren legte der Klub von der Schönscheidstraße eine hervorragende Saison in der Kreisliga A des Essener Süd-Ost-Kreises hin. Zum Leidwesen der Krayer gab es mit Blau-Weiß Mintard eine Mannschaft, die letztlich noch stärker war. Die 04er haben sich deshalb mit der Vizemeisterschaft abgefunden und planen einen erneuten Angriff in der kommenden Saison. Derzeit erscheint es jedoch fraglich, ob die Schwarz-Weißen an die Erfolge der laufenden Spielzeit anknüpfen können.
Wie der erste Vereinsvorsitzende Thorsten Rossocha berichtet, werden gleich sechs Stammspieler den Verein im Sommer verlassen. Aus diesem Grund habe auch Sascha Hense, der nach Ostern als neuer Trainer präsentiert wurde, seine Zusage zurückgezogen. Zuvor musste der Verein bereits den Abgang des etatmäßigen Trainers Andreas Höbusch verkraften, der sein Amt aus persönlichen Gründen niederlegen musste.
"Die Spieler haben uns eiskalt angelogen"
Der Unmut Rossochas richtet sich jedoch nicht gegen Hense, sonder einzig und allein gegen die Spieler und die neuen Vereine der scheidenden Akteure. Das Sextett habe dem Vorstand im Winter die Zusage für eine weitere Saison erteilt. Rossocha platzte aufgrund des Wortbruchs der betroffenen Spieler der Kragen. "Die Spieler haben uns eiskalt angelogen und im Umfeld nur Mist erzählt. Wir haben als Verein unsere Abmachungen eingehalten. Einem der Spieler haben wir im letzten Jahr eine Arbeitsstelle besorgt. Dafür sollte derjenige mehrere Jahre bei uns spielen. Das alles war schriftlich fixiert. Ich hoffe, dass diese Spieler bei ihren neuen Vereinen richtig auf die Schnauze fallen", lässt Rossocha seinem Ärger freien Lauf.
"Fünf Freunde beim Wanderzirkus"
Der Zorn des SVK-Chefs richtet sich gleichermaßen gegen die neuen Vereine der Spieler. So soll der Trainer des Bezirksliga-Absteigers SpVgg Steele 03/09 seine Kontakte an der Schönscheidstraße genutzt haben, um gezielt Spieler abzuwerben. Dirk Möllensiep war mehrere Jahre für die Schwarz-Weißen tätig. Das Tischtuch zwischen Rossocha und seinem Ex-Trainer scheint jedoch endgültig zerschnitten zu sein. "Das Verhalten von Dirk Möllensiep ist charakterlos und nicht akzeptabel. Nachdem er uns verlassen hat, ist er bei seinen Vereinen kläglich gescheitert. Eine positive Vita sieht definitiv anders aus. Diese versucht er nun zu retten, indem er Spieler bei seinem alten Verein abwirbt. Wenn ich an ihn und seine Gefährten denke, fällt mir immer die Geschichte 'Fünf Freunde beim Wanderzirkus' ein. Das sorgt bei mir für einen ganz dicken Hals", ätzt Rossocha.
Der Rundumschlag des Funktionärs war damit aber nicht beendet. Auch der Ligakonkurrent Yurdum Spor Essen ist massiv in seine Schusslinie geraten. Rossocha kritisiert in erster Linie den finanziellen Aufwand des Klubs vom Krausen Bräumchen und stellt dessen Glaubwürdigkeit in Frage. "Es ist wirklich unglaublich, mit welchen Summen dort um sich geworfen wird. Das ist für einen A-Kreisligisten einfach nicht realisitisch. Da frage ich mich wirklich, wie lange das gut gehen soll."
Möllensiep kündigt Konsequenzen an
Möllensiep reagierte mit Unverständnis auf die harsche Kritik des Krayer Vorsitzenden. Der Linienchef der Steelenser beteuert, dass er keine Spieler des SV Kray 04 zu einem Vereinswechsel bewegen wollte. Zudem werde mit Dominic Meier nur ein Akteur nach Steele wechseln. "Dominic ist auf mich zugekommen und hat sich für einen Wechsel angeboten. Ansonsten hat unser 2. Vorsitzender den Spieler Bakir Issa angesprochen, der in der Winterpause aus Steele nach Kray gewechselt ist. Das war es aber auch", betont Möllensiep, der die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lässt. "Es ist nicht mein Problem, dass er seinen Verein nicht in den Griff bekommt und ihm die Spieler und der Trainer von der Fahne gehen. Ich habe keine Leute abgeworben. Diese Aussagen sind meiner Meinung nach Rufschädigung und das wird Konsequenzen haben. Das ist ganz schlechter Stil von Thorsten Rossocha."
Auch Yurdum Spor Essen nahm gegenüber RS Stellung zu den Vorwürfen aus Kray. Eine ausführlichen Kommentar werde es laut Aussage des Sportlichen Leiters Ercan Mumcu jedoch erst nach dem Ablauf der Saison geben. "Wir werden uns in der nächsten Woche konkret dazu äußern. Es schade, dass uns so etwas vorgeworfen wird, denn ich wünsche 04 genau wie allen anderen Vereinen aus unserer Umgebung nur das Beste. Ich kann nur sagen, dass die Behauptungen nicht der Wahrheit besprechen. Wir haben mit Sicherheit nicht so viel Geld in die Hand genommen wie Kray in dieser Saison. Aber das werden wir bald aufklären."
Das Theater im Essener Süd-Ost-Kreis dürfte somit in eine neue Runde gehen.