Dreizehn Punkte Vorsprung auf Verfolger Al Seddig Hagen, nur jeweils eine Niederlage und ein Unentschieden in siebenundzwanzig Spielen. Dazu sage und schreibe 150 erzielte Treffer - damit ist die Mannschaft von Linienchef Ömur Turhan die torhungrigste Kreisliga-Elf im Verband Westfalen. Und das soll nicht für den Aufstieg reichen?
"Das schwebt wie ein Damoklesschwert über uns"
Turhan hält nicht viel davon, dass sich seine Elf nach einer solchen Saison auch noch in der Relegation beweisen muss. "Ich bin mir nicht sicher, ob das die optimale Lösung ist", so seine ironische Einschätzung. Er meint weiter: "Die Relegation schwebt wie ein Damoklesschwert über uns."
Den Saisonverlauf betrachtet er - unabhängig vom Ausgang der beiden Relagtionsspiele - als vollen Erfolg. Schließlich ist seine Mannschaft dem auferlegten Zweijahres-Plan voraus. "Im vergangenen Sommer haben wir das Projekt gestartet mit dem Ziel, in zwei Jahren in die Bezirksliga aufzusteigen. Wir sind also mehr als im Soll", stellt Turhan klar. Dementsprechend besteht für ihn auch kein Grund, in den entscheidenden Partien um den Aufstieg etwas an der offensiven Grundausrichtung zu ändern. Im 3-4-3-System formierte er seine Truppe zumeist - vor allem gegen schwächere Teams wird daraus gerne auch ein Fünf-Mann-Sturm, wenn die Außenbahnspieler im Mittelfeld aufrücken. "Wir ziehen unser Spiel durch, egal wie der Gegner heißt. Auf keinen Fall werden wir jetzt für zwei Spiele alles umstellen", erklärt Turhan die Marschroute für die Relegation.
Das große Ganze wichtiger als einzelne Spieler
Dass der SSV Hagen überdurchschnittliche Einzelspieler in den eigenen Reihen hat, ist Turhan bewusst. Nurullah Atac beispielweise versuchte sich als junger Spieler in der zweiten türkischen Liga, schaffte den Durchbruch aber nicht. "Er hatte damals Heimweh und ist dann zurück nach Deutschland gekommen. Auch beim Wuppertaler SV ist er ausgebildet worden", ordnet Turhan ein. Auch Spielmacher Domenico Restieri sticht individuell heraus. Wie wichtig seinem Trainer das Kollektiv und der Umgang untereinander ist, musste Restieri dennoch am eigenen Leib erfahren. Er verlängerte zunächst seinen Vertrag, um anschließend mit anderen Vereinen zu verhandeln - Turhan suspendierte ihn daraufhin vorläufig. "Das hat auch ein bisschen Signalwirkung. Denn das Wohl des Vereins steht im Vordergrund", erklärt Turhan. Dennoch sei die Tür für Restieri weiterhin offen - sofern er nun die richtige Reaktion zeige.
In welche Richtung es mit dem SSV gehen soll, ist für Turhan klar. Nämlich ab nach oben. "Wir sind ein Traditionsverein in Hagen. Die Adler sollen zukünftig so hoch wie möglich fliegen", erklärt der Linienchef in Anspielung auf den Greifvogel im Vereinswappen. Damit deutet Turhan gleichzeitig an, dass die Bezirksliga nicht das Ende der Fahnenstange werden soll - die Adler wollen schließlich hoch hinaus. Der 1. Vorsitzende Dietmar Paulsen bezeichnet Turhan nicht nur deshalb als "Geschenk des Himmels". Gegen den derzeitigen "Hype" rund um den Verein hat Paulsen demenstprechend absolut nichts einzuwenden.