Über mangelndes Angebot können sich Freunde von Sportwetten keinesfalls beschweren. Bundesliga, internationale Ligen, Torwetten, auch Volleyball, Rugby oder Boxen gehören dazu. Wer Lust hat, kann gleichermaßen auf die Gewinnerin eines Tennis-Turniers der Damen in Kuala Lumpur setzen. Es ist eben für jeden etwas dabei. Erst recht für Kenner des Essener Fußballmilieus. Denn irgendwo zwischen Bundesliga und Tennis tauchen seit November vergangenen Jahres in den Stadtteilen Frintrop, Altenessen und Stoppenberg Spiele mit Beteiligung Essener Amateurvereine auf den Wettscheinen auf. Von der Landesliga bis in die Niederungen der Kreisliga B.
Hauptverantwortlich für die Wetten in allen drei Lokalen ist der Anbieter ‚World of Bets‘, der seinen Firmensitz auf Malta hat. Frank Hausmann ist seit mehr als zehn Jahren als Selbständiger in der Wettbranche tätig und unterstützt seinen Schwager, der das Geschäft in Frintrop leitet. Seit 1979 ist Hausmann Mitglied beim Bezirksligisten Adler Frintrop, der seine Heimspiele nur einen Steinwurf entfernt vom Wettbüro austrägt. Mit RS sprach er über die Geschäftsidee in Essen, die Resonanz der Zocker und Prävention möglicher Gefahren.
Herr Hausmann, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Spiele aus dem Amateurfußball in Ihr Wettprogramm in Essen aufzunehmen? Diese Idee ist auf jeden Fall nicht neu. Amateurspiele wurden zuvor schon in anderen Städten angeboten. In Dortmund wurde dieses Angebot allerdings nicht so gut angenommen.
„Wir sehen es als Service-Leistung an“
Warum haben Sie sich dann dazu entschieden, es in Essen zu versuchen? In Essen gibt es sehr viel Fußballvereine und somit zahlreiche Personen, die sich in diesem Bereich auskennen. Wir wollen den Leuten damit Spaß und Freude bereiten. Es ist doch sowohl für die Spieler als auch für andere Interessierte eine spannende Sache, wenn ihr Verein zusammen mit den großen Klubs dieser Fußballwelt in unserem Wettprogramm auftaucht. Demnach sehen wir es als Service-Leistung an, die wir aus Lokalpatriotismus und gleichzeitig aus Verbundenheit zu den Essener Sportvereinen umgesetzt haben. Im Stadtteil Essen-Frintrop gibt es beispielsweise gleich drei große Vereine, die in unmittelbarer Nähe des Lokals beheimatet sind. So haben zahlreiche Fußballfreunde die Möglichkeit, dieses Angebot in Anspruch zu nehmen.
Seit einem halben Jahr darf in Essen auf Spiele der untersten Amateurklassen gesetzt werden. Wie fällt das Fazit aus der Sicht des Betreibers aus? Die Resonanz in Essen war wirklich sehr gut. Unser Angebot wird von den Leuten angenommen, obwohl wir erst im Laufe der Saison damit begonnen haben und viele nicht darüber informiert waren. Wir wollen in der kommenden Saison pünktlich ab dem ersten Spieltag beginnen.
„Vor Betrug kann man sich nie zu 100 Prozent schützen“
Nach welchen Kriterien werden die Quoten der einzelnen Spiele festgelegt? Zunächst werden die Quoten aus rein tabellarischen Gesichtspunkten zusammengesetzt. Das machen die Kollegen in Malta. Hier vor Ort kennen wir die Umstände natürlich deutlich besser. Falls eine Mannschaft aus einer unteren Tabellenregion gut drauf ist, können wir entsprechend reagieren und die Quoten ändern. Das Ganze ist natürlich mit einem sehr großen Aufwand verbunden. Aus diesem Grund erscheinen die Paarungen auch erst zum Ende der Woche.
Diese Maßnahme dürfte von vielen auch kritisch bewertet werden. Haben Sie keine Manipulationen befürchtet? Vor Manipulationen und Betrug kann man sich nie zu 100 Prozent schützen. Allerdings haben wir in Verbindung mit den Amateur-Wetten einige Funktionen eingebaut, die Betrügereien effektiv verhindern. Wer auf ein Spiel aus diesem Bereich setzen möchte, muss mindestens vier weitere Partien auf seinem Schein haben. Mit diesen Kombinationen ziehen wir Betrügern den Zahn. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass gleich fünf Spiele auf einmal manipuliert werden. Zudem haben wir in Malta ein Frühwarnsystem, das uns über verschiedene Auffälligkeiten informiert. Dadurch können wir sofort reagieren und Spiele aus dem Programm nehmen oder die Einsätze limitieren. In diesem Fall können die Leute definitiv keine Unsummen gewinnen.
Glauben Sie nicht, dass er gerade am Saisonende zu Absprachen kommen kann? An den letzten Spieltagen müssen wir natürlich besonders vorsichtig sein. Am letzten Wochenende konnte zum Beispiel nicht mehr als zehn Euro pro Schein gesetzt werden. Damit kann sicher niemand reich werden. Falls es wirklich so wäre, würden wir uns doch ein Eigentor schießen.
Was genau meinen Sie damit? Das finanzielle Risiko liegt in erster Linie bei uns, also beim Anbieter. Grundsätzlich verlieren alle Beteiligten, wenn Manipulationen im großen Stil betrieben werden. Die Fans, die Vereine, der Sport und auch wir, die das Geld an die Betrüger auszahlen. Jeder sollte daran interessiert sein, die Wettmafia zu bekämpfen. Grundsätzlich ist es aber so, dass es bei uns nicht einmal ansatzweise so schlimm ist wie auf dem asiatischen Markt. Dort werden unglaubliche Summen umgesetzt. Und dagegen muss vehement vorgegangen werden.
„Wetten hat es schon immer gegeben“
Sollten Sportwetten deshalb vielleicht sogar komplett verboten werden? Das ist nicht die Lösung, denn dann würde es unkontrolliert im Untergrund praktiziert werden. Wetten hat es doch schon immer gegeben. In England wird seit 150 Jahren auf Fußballspiele gesetzt. Das hat in erster Linie etwas damit zu tun, dass es den Leuten großen Spaß macht. Wenn alles in einem vernünftigen Rahmen bleibt, für den wir sorgen, spricht auch nichts dagegen. Zudem ist es doch viel schöner auf ein Fußballspiel zu setzen, als auf Hundewetten oder sein Geld in einen Automaten zu werfen.