Seine Heimatliebe bezieht sich aber nicht auf den Profifußball, sondern geht viel tiefer, ins Herz des Sports: das Vereinsleben. „1900 ist mein Zuhause, hier hängt mein Herz“, sagt Denis Waldbach voller Überzeugung. Der Mann mit der Nummer zehn bei der zweiten Mannschaft des namhaften Duisburger SV 1900 ist gerade erst 24 Jahre alt, aber nunmehr schon seit fünf Jahren der Kapitän des Teams, das aktuell in der Kreisliga A1 punktgleich mit dem Spitzenreiter TSV Heimaterde und dem Tabellendritten Croatia Mülheim auf Platz zwei steht.
Waldbach versucht auch gar nicht erst, seine Rolle im Team klein zu reden: „Ich wähle mich ja nicht selbst, sondern die Mannschaft zeigt mir, dass sie mich respektiert.“ Das liege daran, dass „ ich mir immer den Arsch aufreiße – egal auf welcher Position.“ Der letzte Teil seiner Aussage ist gar nicht so unwichtig, schließlich spielt der Duisburger unter seinem Trainer Emanuel di Sciacca als klassischer Stürmer. Warum ein Spieler, der am liebsten die aussagekräftige Zehn auf dem Rücken trägt und in der Arbeit nach hinten so stark ist, vor dem gegnerischen Kasten auf Bälle warten soll, ist für seinen Coach schlichtweg eine rationale Konsequenz: „Denis ist nunmal der torgefährlichste Spieler in meinem Kader.“
Eine feste Position gibt es nur auf dem Papier
Mit 13 Treffern in 12 Einsätzen hat der gelernte Justizfachangestellte, der mittlerweile einen Job in der Verwaltung einer Edelstahlfirma ausübt, diese von di Sciacca so geschätzte Qualität schon hinlänglich unter Beweis gestellt. Dennoch: im Duisburger Raum ist Waldbach eher als Zehner bekannt, denn als Stürmer. „In der Vergangenheit habe ich oft den klassischen offensiven Mittelfeldspieler gegeben“, erklärt er, auch wenn sein Trainer hinzufügt: „Denis ist nicht der typische Spielmacher und ganz bestimmt keine Diva.“ Wenn irgendwo eine Lücke war, wurde einfach der blonde 1,86-Meter-Mann reingestellt. „Aktuell sind wir im Mittelfeld aber so gut besetzt, dass ich ruhig nach vorne preschen kann – und das gefällt mir ganz gut.“ Das bedeutet aber nicht, dass er von Defensivaufgaben befreit ist. Bei Eckbällen des Gegners steht er stets mit im Strafraum, „weil ich alle Bälle wegfische“, wie er behauptet. Darüber hinaus verzichtet er bei einer knappen Führung auch gerne mal komplett auf das Ausleben seines Offensivdrangs: „Mir ist es egal, wo ich aufgestellt bin. Wenn der Gegner Druck macht, gehe ich nach hinten.“
Erfolgshunger und Teamgeist treiben ihn an
Diese mannschaftsdienliche Komponente seines Charakters zeichnet ihn auch im für den Amateurfußball sehr wichtigen Vereinsleben aus. Als Geschäftsführer leitete er in Zeiten der personellen Vakanz schon die Geschicke des Klubs, im Fußballausschuss sitzt der Spielführer selbstredend ebenfalls. Außerdem kümmert er sich um jegliche Belange der Mannschaft, wie di Sciacca berichtet: „Er kümmert sich um die Zweite wie ein Teammanager und hält den Kader in Schwung. Er ist ein Mann für alles.“
Auch für die Rolle des sportlichen Leiters, wie er zuletzt im Sommer 2012 erkennen ließ. Der DSV 1900 II war gerade nach einer überragenden Saison aus der Kreisliga B aufgestiegen, als der Trainer, Ralf Gemmer, zusammen mit Spielern den Klub in Richtung Bezirksliga zu Grün-Weiß Holten verließ. „Damals standen wir quasi vor dem Nichts“, erinnern sich Spieler und Trainer unisono. Also setzte Waldbach sich mit einigen Freunden und Bekannten in Verbindung und lotste sie zum Spielverein nach Wanheimerort. „Er hat enorme Überzeugungsarbeit und Spielerakquise geleistet“, erinnert sich sein Übungsleiter und holt dann zum Ritterschlag aus: „Ohne Denis würde es die Mannschaft in dieser Form und Stärke nicht geben.“
Träumen von der Landesliga? „Wir wollen in die Bezirksliga“
Schon einmal meisterte er diese Herausforderung. Als er bemerkte, dass er mit seinen 18 Lenzen unter dem damaligen Trainer Jörg Kessen in der ersten Mannschaft nicht zum Zug kommen würde, spielte er gelegentlich in der Reserve mit. „Damals hatten wir eine schlechte B-Liga-Mannschaft“, blickt Waldbach zurück. „Und weil ich nicht um die goldene Ananas spielen möchte, dachte ich mir: Das ist dein Stadtteil, du willst nirgendwo anders hin.“ Also begann er bei dem Klub, dem Spieler wie Alfred „Adi“ Preißler und Toni Turek entstammen, ein Team zusammenzubasteln, das später den Aufstieg schaffte. Trotzdem ist die Landesliga, in der die erste Mannschaft spielt, für ihn kein Thema: „Wir wollen das vollenden, was wir in der Kreisliga B begonnen haben: Als Reserve-Team in die Bezirksliga aufsteigen, das gab es im Duisburger Süden noch nie. Erst wenn wir uns dort etabliert haben überlege ich mir nochmal, ob ich mich nicht für oben anbieten möchte.“