Die Geschichte von Assimiou Touré ist eine, wie sie nur der Fußball schreiben kann. "Ich glaube noch gar nicht richtig, was in den vergangenen sechs Wochen geschehen ist", berichtet der Youngster von Bayer Leverkusen. Vor diesen 42 Tagen, die sein Leben veränderten, da war er ein talentierter Nachwuchs-Kicker, der über die abgelaufene Saison in der U19-Bundesliga West bilanzierte: "Ich war nicht so zufrieden mit meiner Leistung, es war mehr drin." Nun ist er ein gestandener Weltmeisterschafts-Teilnehmer, ausgestattet mit zwei Einsätzen für die Auswahl Togos.
"Es kommt wohl nicht oft vor, dass man seine ersten Erfahrungen im Senioren-Bereich bei einer WM sammelt", grinst der 18-Jährige. Beim 0:2 gegen die Schweiz stand er sogar in der Startelf und konnte sich dennoch kein Andenken der Eidgenossen sichern. Dafür gelang der Trikot-Tausch gegen Südkorea wobei Touré noch nicht einmal der Bittsteller war: "Sang-Shik Kim kam auf mich zu, da war ich im ersten Moment schon ziemlich baff." Das war später auch Frankreichs Star Patrick Vieira, wie Touré mit einem Grinsen bemerkt: "Er hatte sein Hemd schon weggegeben, also habe ich ihn um seine Hose gebeten er hat sogar noch die Stutzen draufgelegt." Dazu kam das Trikot von Franck Ribery. Eine schöne Sammlung, die einen Ehrenplatz erhalten soll. "Ich werde die Sachen einrahmen und in meinem Zimmer aufhängen", berichtet der Youngster, der bei seiner Mutter Szemabou in Leverkusen lebt.
Die war mächtig stolz auf ihren Sohn, verfolgte die Spiele in Köln und Dortmund live im Stadion. Und hatte Verständnis dafür, dass ihr Filius bei der Nationalhymne passen musste. Schließlich lebt er seit seinem fünften Lebensjahr in Deutschland, spricht kein französisch. Die Kommunikation mit seinem Mannschaftskameraden um Emmanuel Adebayor von Arsenal London funktionierte dennoch, mit einem Gemisch aus englisch und dem Dialekt Kotokoli: "Das hat irgendwie geklappt, mit Moustapha Salifou oder Mohamed Kader habe ich mich richtig gut unterhalten", betont der Defensiv-Mann, der sein Hotel-Zimmer mit dem früh aussortierten Karim Guede teilte.
Trotz des skandalträchtigen Prämienstreits war es für den jüngsten Kicker der laufenden WM das Ereignis seines Lebens dabei war er eigentlich schon fest für den DFB eingeplant. "Wenn man mir das vor einem halben Jahr erzählt hätte, hätte ich einfach drauflosgelacht." Doch dann kam vor zwei Monaten dieser Anruf aus Togo Touré saß gerade mit der deutschen U18-Nationalmannschaft im Bus zum Match gegen Griechenland. Zwei Wochen und ein Gespräch mit Bayer-Sportchef Rudi Völler später gab er sein Debüt für Togo und hinterließ beim 0:1 gegen Saudi-Arabien offensichtlich einen bleibenden Eindruck bei Trainer Otto Pfister.
"Dass ich dann tatsächlich nominiert wurde, das war schon eine Sensation, aber dass ich dann auch noch spielen durfte, ist unbeschreiblich, einfach traumhaft." Der Traum ist noch nicht vorbei, die Vorbereitung auf die kommende Spielzeit wird Touré bei den Bayer-Profis absolvieren. "Wäre die WM nicht gewesen, hätte ich wahrscheinlich auch im nächsten Jahr noch in der U19 gespielt, bei der ersten Mannschaft durfte ich nur einmal als Kaderfüller mittrainieren, wenn die anderen mit ihren Länder-Teams unterwegs waren. Nach dieser Entwicklung habe ich schon ein wenig Angst, abzuheben." Vorher stehen zwei Wochen Urlaub auf Balkonien an. Genug Zeit für Mutter Touré, den Sohn auf Kurs zu bringen. Und vielleicht auch, um ihm den Text der togolesischen Nationalhymne beizubringen. Denn den wird er noch häufiger brauchen, wenn es so weitergeht...