"In den meisten Ländern der Welt wird man nur noch auf Turf spielen, weil man ihn 24 Stunden, sieben Tage die Woche gebrauchen kann." Da sei er sich sicher, sagte Blatter im WDR-Fernsehen.
Schon zuletzt hatte sich der FIFA-Boss in einem Interview als "Befürworter aller modernen Spielflächen" gezeigt. Es werde die Zeit kommen, "da wird eine ganze Weltmeisterschaft auf Kunstrasen gespielt werden", meinte der Schweizer sogar.
Gleichzeitig kritisierte der österreichische Ex-Profi Gernot Zirngast von der Internationalen Spielervereinigung FIFPro, dass bereits Qualifikationsspiele für große Turniere auf Kunstrasen ausgetragen werden. "Es ist völlig unverständlich, dass man jetzt schon Spiele in der WM-Qualifikation auf Kunstrasen zulässt", sagte Zirngast im WDR. Dahinter stehe eine große Lobby aus der Industrie, die versuche, "Kunstrasenflächen an den Mann zu bringen, teilweise mit Argumenten, die absolut nicht nachvollziehbar sind".
Die FIFA hat ein eigenes Zertifizierungsverfahren für Kunstrasenbeläge entwickelt und vergibt ihr Zertifikat für 450.000 Schweizer Franken für eine Laufzeit von drei Jahren. FIFA-Präsident Blatter widersprach jedoch vehement dem Vorwurf, sein Verband forciere die weltweite Verbreitung der Kunstrasenplätze aus finanziellen Gründen.
"Das ist doch ein Blödsinn", sagte Blatter. Man habe den künstlichen Belag eingeführt, um in allen Ländern, in denen aus klimatischen Gründen nicht auf Naturrasen gespielt werden könne, diesen Rasen immer wieder auszuwechseln. Die Erlöse aus der Lizenzvergabe flößen in FIFA-Entwicklungsprogramme. "Wir machen das nicht, um Geld zu verdienen, sondern wir dienen dem Fußball."
Die deutsche Nationalmannschaft trägt am Samstag (17.00 Uhr MESZ/live im ZDF) ihr vorentscheidendes WM-Qualifikationsspiel im Moskauer Luschniki-Park gegen Russland auf einem Kunstrasenplatz aus. In der 101-jährigen Länderspiel-Geschichte ist es für die DFB-Auswahl die Premiere auf diesem Untergrund.