Die Anhänger des FC Chelsea huldigtem ihrem Erlöser: Während ihre Lieblinge in kurzen Hosen mit der Meister-Trophäe Ehrenrunden drehten, sangen die Anhänger der "Blues" Hymnen auf Teammanager Jose Mourinho und forderten auf Plakaten gar die Wahl des Portugiesen zum englischen Premierminister. Mourinho wollte sich jedoch gar nicht lange mit Feiern aufhalten und kündigte stattdessen eine weitere Großoffensive für die kommenden Jahre an. "Es liegt in meiner Natur, mit dem Erreichten nicht zufrieden zu sein. Ich will mehr", sagte der 42-Jährige.
Neben der ersten Meisterschaft seit 50 Jahren hat Mourinho mit Chelsea auch den Ligapokal geholt - doch das Aus im Halbfinale der Champions League vor fünf Tagen gegen Ligarivale FC Liverpool verhagelte die Saison-Bilanz. "In der nächsten Saison haben wir eine neue Chance", meinte Mourinho - und begann schon nach dem 1:0-Sieg gegen Charlton Athletic am vorletzten Spieltag mit der Vorbereitung für den großen Coup.
Maßnahme Nummer eins: Druck auf die Spieler
Maßnahme Nummer eins: Druck auf die Spieler. "Im Moment liebe ich sie, aber das hält nicht für immer", sagte Mourinho und drohte mit Liebesenztug für den Fall, dass seine Truppe in der kommenden Saison nicht mindestens genauso erfolgreich spiele. Maßnahme Nummer zwei: Noch mehr Druck auf die Spieler. Keiner seiner Stars habe einen Stammplatz sicher, meinte Mourinho. Vielmehr wolle er den Kampf um die Startpositionen durch drei weitere Top-Spieler weiter anheizen: "Ich will einen Linksverteidiger, einen Mittelfeldspieler und einen Stürmer kaufen."
Klub-Besitzer Roman Abramowitsch unterstützt diesen Kurs. Rund 450 Millionen Euro hat der Öl-Milliardär seit 2003 in den Verein gepumpt, weiterere Griffe in die Schatzkiste sind geplant. "Wir haben eine lang angelegte Strategie entwickelt. Das Ziel in den nächsten zehn Jahren ist, den erfolgreichsten Klub der Welt aufzubauen", erklärte der Russe, der Chelsea am "Beginn einer neuen Ära" wähnt.
Viel Prominenz auf der Wunschliste
National-Verteidiger Ashley Cole von Arsenal London, Liverpools Mittelfeldmotor Steven Gerrard und der brasilianische Angreifer Adriano (Inter Mailand) gelten als Mourinhos Wunschspieler. "Wenn ich mehr Leute hole, dürfen sie mich Lügner nennen und behaupten, ich sei ein Haufen Scheiße", scherzte Mourinho am Samstag, ehe er ergänzte: "Ich bin stolz, ich bin müde und ich will in Urlaub."
Urlaubsreif präsentiert sich in England nach einer strapaziösen Saison derzeit fast die halbe Liga. Der Dritte Manchester United stolperte zu einem 1:1 gegen Abstiegskandidat West Bromwich Albion und kann die direkte Qualifikation für die Champions League bei drei Zählern Rückstand auf Arsenal fast schon abschreiben.
Unterdessen hat sich Vorjahresmeister Arsenal fast schon die direkte Teilnahme an der Champions League gesichert. Nach dem 3:1-Sieg gegen Liverpool haben die "Gunners" mit dem deutschen Nationaltorhüter Jens Lehmann als Zweiter sechs Punkte Vorsprung auf Manchester United und die um zwölf Treffer bessere Tordifferenz. Liverpool hat dagegen auch rechnerisch keine Chance mehr auf die Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hatte bereits im Vorfeld klar gestellt, dass sie auch im Falle des Titelgewinns der "Reds" keine Ausnahme gestatten werde. Liverpool und Vize-Weltmeister Dietmar Hamann müssen damit im nächsten Jahr im UEFA-Cup spielen, ausgerechnet Erzrivale FC Everton hat nach dem 2:0 gegen Newcastle United das vierte Champions-League-Ticket sicher.