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FIFA-Boss Joseph S. Blatter vor Wiederwahl
"Damit haben sie ihr Vertrauen in meine bisherige Arbeit zum Ausdruck gebracht"

FIFA-Boss Joseph S. Blatter vor Wiederwahl
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Heute stellt sich FIFA-Präsident Joseph S. Blatter auf dem 57. Ordentlichen Kongress des Fußball-Weltverbandes zur Wiederwahl. Das Gelingen im Hallenstadion von Zürich ist dabei wohl nur noch Formsache. Der Schweizer ist der einzige Kandidat, und 69 der 208 Mitgliedsverbände haben den Mann aus dem Wallis für eine dritte Amtszeit bis 2011 vorgeschlagen.

"Damit haben sie ihr Vertrauen in meine bisherige Arbeit zum Ausdruck gebracht. Ich möchte erreichen, dass der Fußball unter der Führung der FIFA seine gesellschaftliche Rolle noch stärker und umfassender wahrnehmen wird", erklärte der Eidgenosse, der die Einweihung am Dienstag, auf den Tag fünf Jahre nach seiner ersten Wiederwahl 2002 in Seoul, erneut zur Selbstdarstellung nutzte. Angesichts der riesigen Glasfronten des pompös gestalteten FIFA-Sitzes fabulierte er: "Dies erlaubt dem Licht, im Gebäude zu scheinen, um die Transparenz zu kreieren, für die wir alle stehen!" Bedauerlich nur, dass ausgerechnet der designierte FIFA-Vize-Präsident John McBeth die große Harmonie auf dem Zürichberg empfindlich gestört hat. In Interviews im Vorfeld hatte der Schotte zu einem Rundumschlag in Richtung der Funktionäre aus Afrika, der Karibik, aus England und sogar gegen Blatter angesetzt. Dem Mann aus dem Wallis warf McBeth "ausgemachte Schlitzohrigkeit" vor. Die FIFA reagierte prompt. McBeth wird seinen vorgesehenen Vize-Präsidenten-Posten nicht einnehmen. Stattdessen ist der englische Verbands-Chef Geoff Thompson der künftige britische Vize im Exekutivkomitee und wird bereits am Donnerstag berufen. Aber auch FIFA-intern gibt es offenbar Querelen. Die Schweizer SonntagsZeitung berichtete von der möglicherweise bevorstehenden Abberufung von FIFA-Generalsekretär Urs Linsi. Angeblich habe sich Blatter von seinem treuen Finanzchef bereits abgewandt.

Doch Blatter lässt sich seine gute Laune in Zürich nicht verderben - zumindest erweckt er bei seinen öffentlichen Auftritten den Anschein. Während er 1998 in Paris gegen den Schweden Lennart Johansson und 2002 in Seoul gegen den Kameruner Issa Hayatou heikle Kampfabstimmungen zu überstehen hatte, muss er nach neun Jahren Amtszeit keinen Gegner mehr fürchten. Sogar eine vierte Amtszeit ab 2011, sofern die Gesundheit mitmacht, scheint nicht mehr ausgeschlossen. Vergangenheit sind die Anzeigen von Seiten einiger FIFA-Vize-Präsidenten gegen Blatter aus dem Jahr 2002, als ausgerechnet der Blatter-Zögling, Generalsekretär Michel Zen-Ruffinen, den Aufstand probte. Zen-Ruffinen wurde aber vom mächtigen FIFA-Boss anschließend ebenso eliminiert wie alle anderen ihm kritisch gegenüberstehenden Personen in der FIFA.

Viele attestieren Blatter, trotz gegenteiliger Beteuerungen, nach "Gutsherrenart" zu regieren. Der neue Gebäude-Komplex in der FIFA-Straße erscheint fast wie ein Denkmal für den Sohn eines Fahrrad-Mechanikers aus Visp. Der hochmoderne Sitzungssaal des Exekutivkomitees wird beispielsweise durch einen gigantischen 200.000 Euro teuren Kronleuchter in Form eines Stadions erleuchtet, ein eigenes TV-Studio und ein Videokonferenzraum runden des Bild des High-Tech-Gebäudes ab. "Ich glaube nicht, dass Sepp Blatter sich ein Monument gesetzt hat. Er hat nur die Interessen des Fußballs im Sinn", widerspricht indes Franz Beckenbauer, der als neues Exekutiv-Mitglied am Ende des Kongresses in der "Regierung" des Welt-Fußballs den Platz von Gerhard Mayer-Vorfelder einnehmen wird. Der "Kaiser" ist wie UEFA-Chef Michel Platini als einstiger Weltstar einer der "Botschafter", die Blatters Visionen in die Welt tragen sollen. "Der Fußballsport ist wie ein Haus. Das Fundament besteht aus Vertrauen, die Wände setzen sich aus Solidarität und Demokratie zusammen, Qualität heißt die Decke, und die Universalität als Dach vollendet das Gebäude", doziert Blatter.

"JSB" ist ein Stehaufmännchen, hat unzählige Krisen gemeistert und sich an die Spitze des mächtigsten Einzelsportverbandes gekämpft. Das Eigenkapital der FIFA ist durch den Überschuss von rund 200 Millionen Euro in 2006 auf sage und schreibe einer halbe Milliarde Euro gewachsen - trotz der Investitionen in das FIFA-Palais. Und dank dieser enormen finanziellen Mittel ist es Blatter auch gelungen, seine Position nahezu unangreifbar zu machen.

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