Nach dem 1:2 der Königlichen bei Bayern München und dem Achtelfinal-Aus in der Königsklasse ist der umstrittene Italiener Fabio Capello wohl die längste Zeit Coach bei Real gewesen. Spätestens am Saisonende ist Schluss. Noch übt sich die Vereinsspitze vor dem Spitzenspiel in der Primera Diviso am Samstag (22.00 Uhr/live bei arena) beim Erzrivalen FC Barcelona in vornehmer Zurückhaltung, doch die Medien in Spanien sind sich längst sicher. `Capello steht kurz vor der Entlassung´, schrieb El Mundo Deportivo nach der Pleite von München. `Er wird für den Moment im Amt bleiben´, sagte Sportdirektor Predrag Mijatovic.
Allerdings werde Real die Situation nun analysieren, um die Weichen für die Zukunft zu stellen. Capello selbst erklärte nur kurz, dass dies die Entscheidung des Klubs sei, `der Trainer muss das akzeptieren.´ Schon seit Monaten wird über das Ende von Capello spekuliert, der im vergangenen Sommer mit dem Versprechen angetreten war, Real nach zuletzt drei titellosen Jahren wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen. Doch von den vollmundigen Ankündigungen ist knapp neun Monate später nicht mehr viel übrig geblieben.
Spanische Medien lästern über Real
Die einst `Galaktischen´, in Spanien nur Tabellenvierter, sind längst auf dem harten Boden der Tatsachen angelangt. `Real steht kurz vor dem totalen K.o.´, titelte die Zeitung Sport. Beim `letzten Tango in München´ (AS) stolperte Real einmal mehr über eigene Unzulänglichkeiten. So dauerte es bis zum 0:1 durch Roy Makaay gerade einmal `verdammte 9,99 Sekunden´ (Marca), `und alle unsere Pläne waren völlig umsonst´, wie Capello konsterniert feststellen musste.
Und wieder einmal war es ein vermeintlicher Star, der mit einem Fehler beim Ballstoppen den Niedergang der Königlichen einleitete. `Roberto Carlos sollte lieber einen Rentenantrag stellen, dieser Fehler kostet Millionen´, lästerte der Radiosender Cadena Ser über den Brasilianer, dessen Erklärungsversuch genauso kläglich wie seine Aktion zuvor war: `Der Ball ist seltsam aufgesprungen, und deswegen konnte ich ihn nicht kontrollieren. Es war kein Konzentrationsfehler.´
Direkte Kritik blieb Roberto Carlos zwar erspart, doch erfreut war keiner, auch Kapitän Raul nicht: `Das erste Bayern-Tor hat uns sehr weh getan, damit sind wir aus dem Tritt gekommen.´ Capello sprach von zwei Geschenken, die sein Team verteilt habe, `das Tor von van Bommel in Madrid und den Treffer nach zehn Sekunden durch Makaay´.
Keine Vorwürfe an die Mannschaft
Ansonsten wollte er seiner Mannschaft, der das Fehlen von David Beckham, Fabio Cannavaro und Jose Antonio Reyes anzumerken war, keine Vorwürfe machen: `Wir haben ein sehr gutes Spiel gemacht. Wir hatten einfach nicht soviel Glück.´ Die Zeitung El Pais war jedoch der Meinung, `dass bei Madrid nicht mehr drin ist´.
Vielleicht fiel auch deshalb die erste Reaktion von Präsident Ramon Calderon sehr moderat aus. `Es ist schade, dass wir nicht weitergekommen sind, wir hatten unsere Chancen, aber müssen die Niederlage akzeptieren.´ So klingt einer, der sich mit seinem Schicksal schon abgefunden hat. Am Samstag könnte beim Schlager in Barcelona der endgültige K. o. für die Madrilenen erfolgen. Doch noch will sich Capello nicht mit seinem Schicksal abfinden: `Wir können die Saison doch noch gut abschließen - mit ein bisschen Glück.´