Bei der Europameisterschaft in Portugal (12. Juni bis 4. Juli) geht es für die deutsche Nationalmannschaft im Sommer nicht nur um die Ehre, sondern auch um eine gewaltige Menge Geld. Ein EM-Sieg käme für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) einem Lottogewinn gleich, denn erstmals würde der Verband im Erfolgsfall ein großes Turnier mit einem dicken Plus von rund zehn Millionen Euro abschließen. Davon ab zeigt die allgemeine Konjunkturkrise aber auch beim DFB Wirkung. "Auch wir müssen sparen", versichert Bernd Pfaff, der beim weltgrößten Sportverband für die logistische und wirtschaftliche Planung bei der Nationalmannschaft zuständig ist.
Europameister kassiert allein 20 Millionen an TV-Einnahmen
Insgesamt werden aufgrund der massiv gestiegenen Einnahmen aus dem Verkauf der TV-Rechte bei der Euro 2004 umgerechnet 135 Millionen Euro an die insgesamt 16 teilnehmenden Mannschaften ausgeschüttet, 55 Millionen mehr als noch vier Jahre zuvor bei der EM in Belgien und den Niederlanden. 20 Millionen Euro winken alleine dem Europameister.
Diese rosigen Aussichten verleiten den DFB aber nicht dazu, schon im Vorfeld verschwenderisch zu agieren. "Wir können nicht mehr ausgeben, als wir haben. Deswegen gibt es auch eine strenge Budgetierung für die Euro ohne ein finanzielles Risiko", erklärt Pfaff im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (sid).
Rund sieben Millionen Euro, annährend genauso viel wie die WM 2002 in Korea und Japan, wird das Unternehmen Euro 2004 verschlingen. Das bis zum Finale durchgebuchte Nobelhotel an der Algarve kostet rund eine Million, dieselbe Summe muss der DFB für die Versicherung seiner Spieler ausgeben. Die Flugreisen innerhalb Portugals sind ebenso ein enormer Kostenfaktor.
Und auch bei der Sicherheit wird nicht am falschen Ende gespart. Obwohl die UEFA zahlreiche Sicherheitskräfte zur Verfügung stellt und ein Topmann des Bundeskriminalamtes (BKA) während des ganzen Turniers im deutschen Quartier wohnt, erwägt der DFB noch, einheimische Security anzumieten, die ebenfalls Geld kosten würde.
Finalteilnahme rein lukrativ Pflicht
Den größten Batzen würden aber die Prämien verschlingen, sofern Rudi Völler mit seinem Team die Vorrunde übersteht. Im Optimalfall, wenn Deutschland in Lissabon seinen vierten EM-Titel gewinnen sollte, müsste der DFB an Spieler und Trainerstab zwar insgesamt rund drei Millionen Euro an Prämie ausschütten. Die UEFA müsste dann ihrerseits aber knapp 20 Millionen Euro nach Frankfurt/Main überweisen. "Nur bei einer Finalteilnahme können wir Geld verdienen", versichert Pfaff.
Die UEFA zahlt ein Antrittsgeld von rund fünf Millionen Euro, pro Sieg bekommt jedes Team zudem noch einmal circa 670.000 Euro, so dass bei einer optimalen Punkteausbeute in der Vorrunde bereits die Fixkosten gedeckt würden. Für das Erreichen des Viertelfinals (2 Millionen), des Halbfinals (2,4) und des Finales (3,8) gibt es weitere Bonuszahlungen. Der Titelgewinn selbst brächte zusätzliche 6,5 Millionen Euro in die Kasse.
Andererseits würde der DFB bei einem Vorrunden-K.o. des Vize-Weltmeisters Geld einsparen, da dann kein Cent an Prämien ausgezahlt werden müsste - bei Spielen gegen die Niederlande, Tschechien und Lettland durchaus vorstellbar.
Imagegewinn als kostbares Gut
Wichtiger als der aktuelle Kontostand ist dem DFB aber der durch sportlichen Erfolg garantierte Imagegewinn. Vor allem bei den Sponsoren, die ihr finanzielles Engagement in den geltenden Verträgen nicht von Erfolg oder Misserfolg abhängig gemacht haben. Für künftige Vertragsgespräche wäre ein Scheitern in der Vorrunde nachteilig. "Wer will schon mit Verlierern arbeiten?", fragt Pfaff und erinnert sich ungern an die Häme nach der EM-Pleite 2000.
Umgekehrt profitierte der DFB von der Vize-Weltmeisterschaft in Asien ungemein. Pfaff dazu: "Mit einem Erfolg im Rücken wird eine Mannschaft begehrter, bei Werbepartnern, aber auch bei möglichen Gegnern für Freundschaftsspiele. Denn wir wollen auch nach der EM attraktive Gegner haben, das sind wir schon unseren TV-Partnern schuldig."