604 Tage vor dem Beginn der Heim-WM haben die deutschen Europameisterinnen mit einer guten Leistung Lust auf die Endrunde geweckt, das Duell der "Weltmächte des Fußballs" gegen den Olympiasieger USA aber verloren. Im ersten WM-Test nach dem siebten EM-Triumph im September musste sich die Mannschaft von DFB-Trainerin Silvia Neid den US-Girls trotz phasenweise deutlicher Überlegenheit mit 0:1 (0:1) geschlagen geben. Abby Wambach besiegelte mit ihrem Tor (34.) die 17. Niederlage im 26. Treffen mit dem "Angstgegner" USA.
Neid war trotz der Niederlage nicht unzufrieden. "Es war klasse, was unsere Mannchaft heute geleistet hat. Wir waren taktisch clever, die USA hatten ja kaum eine Chance. Leider fehlte uns die letzte Präzision, aber wir waren mit viel Leidenschaft und Einsatz bei der Sache. Es war ein gutes Spiel."
In der mit 28.367 Zuschauern erstmals ausverkauften Arena in Augsburg, wo 2011 vier WM-Spiele stattfinden sollen, dominierten die deutschen Europameisterinnen ihre Gegnerinnen in der ersten Hälfte nahezu nach Belieben. Allein: Der Tor-Abschluss von Spielführerin Birgit Prinz und Co. war mangelhaft. Prinz selbst, ihre Partnerin im Angriff, Inka Grings, Simone Laudehr, Linda Bresonik, Kim Kulig und Kerstin Garefrekes vergaben gleich reihenweise sehr gute Chancen.
Die Nachlässigkeiten der DFB-Elf rächten sich nach einer guten halben Stunde. Bei ihrem Versuch, den Ball aus der Gefahrenzone zu schießen, produzierte Saskia Bartusiak eine "Kerze", Torfrau Nadine Angerer sprang ins Leere - und Wambach köpfte unbedrängt ein. Jedoch verlor Neids Mannschaft nach dem Rückstand nicht den Mut und blieb dran. Angetrieben wurden die Adlerträgerinnen immer wieder von der starken Fatmire Bajramaj, die im Vergleich zum EM-Endspiel von Helsinki die einzige "Neue" in Neids Startelf war. Die 21-Jährige spielte für die verletzte Melanie Behringer.
Bajramaj war es auch, die per Flanke die erste Chance nach der Halbzeitpause ermöglichte, doch Grings scheiterte erneut. Während sich die seltsam zaghaften Amerikanerinnen weitgehend auf vereinzelte Nadelstiche beschränkten, drängte die deutsche Elf weiter - jedoch ohne Fortune. Erste Pfiffe gab es nach 66 Minuten, als Neid zum Missfallen des Publikums Bajramaj aus dem Spiel nahm und Celina Okoyino da Mbabi brachte. Der Tausch brachte jedoch ebenso wenig den erhofften Erfolg wie die Hereinnahme von Anja Mittag für die glücklose Grings. Prinz und Co. ging stattdessen gegen Ende des Spiels wegen des langen, zähen Bemühens etwas die Luft aus.
Alle 18 Spielerinnen in Neids Kader waren schon beim EM-Triumph von Helsinki am 10. September dabei. Aus dem EM-Aufgebot fehlten nur die beiden verletzten Stammspielerinnen Behringer und Ariane Hingst, Kerstin Stegemann nach ihrem Karriere-Ende sowie die dritte Torfrau Lisa Weiß. Bei den USA standen zehn "Golden Girls" vom Olympia-Sieg 2008 in Peking im Team, acht spielten von Beginn an.