Schönebeck: Verstärkung für die polnische Länderauswahl

Natio-Trikot für Kowalik & Kasperczyk

„Spannend“, schmunzelt „Kasper“, die vor ihrem Wechsel nach Essen ein Angebot aus Breslau hatte. Hauptamtlich ist Stepczak Trainer der A-Nationalmannschaft des Nachbarlandes. Mit der U17 weilte er beim Heimspiel der SGS gegen Saarbrücken und fand mächtig Gefallen am Schönebecker Duo. „Das hat mich unheimlich überrascht, damit rechnete ich nicht. Das reizt mich natürlich unheimlich, super, wenn das klappen würde“, freut sich Kowalik. „Kowa“ war als Betreuerin der polnischen Delegation eingespannt und erhielt nach dem Meisterschafts-Match gegen die Saarländerinnen von ihren „Mädels“ ein Nationaltrikot geschenkt. Gewissermaßen ein erster Vorgeschmack.

Kowalik: „Wir haben in Polen noch Verwandtschaft. Polnisch schreiben kann ich nicht, allerdings sprechen, wenn auch mit leichten Schwierigkeiten.“ Kowalik: „Die Hymne allerdings werde ich wohl nie lernen.“ Kasperczyk ist zweisprachig groß geworden: „Ich spreche polnisch, kein Problem. Ich kann die Hyme summen, aber nicht singen.“

Ein Auflaufen für den 28. der FIFA-Weltrangliste wäre problemlos möglich. Kowalik: „Stolz macht mich das auf jeden Fall, eine prima Geschichte.“ Und Kasperzcyk feixt: „Wenn Marlene und ich kommen, ist Polen bald unter den ersten fünf.“ Zwar haben beide Akteurinnen eine Nationalmannschafts-Vergangenheit beim DFB, allerdings „nur“ in den Jugendauswahlteams. Somit wäre eine Neuorientierung „oben“ in Ordnung. Kasperczyk holte bei der U19-Europameisterschaft 2002 den Titel, 2004 wurde sie Euro-Vize. Bei den Welttitelkämpfen war sie Dritte (2002), mit der U21 beim Nordic-Cup Vierte (2005).

Qualität kann die Auswahl des noch jungen EU-Staates gebrauchen, schließlich hat man sich noch nie für ein größeres Turnier – WM, Euro, Olympia – qualifiziert. Es wäre für „Kasper“ nach Viktoria Alsdorf, Teutonia Weiden, FFC Brauweiler Pulheim und aktuell der SGS eine schicke nächste Station. Geboren wurde die 1,62-Meter-Frau in Eschweiler, ihre Eltern kommen aus der Nähe von Kattowitz in Schlesien. Kasperczyk: „Vor knapp drei Wochen war ich mit meinem Bruder noch in Polen auf einer Hochzeit, wir flogen kurz rüber. Der Bezug ist da.“

Einen deutschen Pass hat Kowalik auch, das Trikot mit dem Bundesadler trug sie viermal für die U17, aufgewachsen ist sie im hessischen Homberg. Für die Krankenschwester in einem Altenheim in Essen-Fronhausen („immer nur Nachtschicht, sieben Nächte arbeiten, sieben Tage frei“) wäre ein Auflaufen für „Rzeczpospolita Polska“ – so lautet Polen in der Amtssprache – nach den Kapiteln SG Gilser-Berg, FC Homberg, FCR Duisburg und nun SGS auch ein Hit. Un ohne Hürde: „Ich habe die doppelte Staatsbürgerschaft.“

Die deutschen Papiere darf Kowalik behalten, ihr Vater ist Deutscher, die Mutter stammt ursprünglich aus dem oberschlesischen Gleiwitz (Gliwice). „Dort kommt auch Lukas Podolski her“, grinst Kowalik. Ihr Fazit: „Mehr als den Trainer kenne ich aus der polnischen Auswahl nicht. Jetzt nur die Susanne.“ Die hat nur den deutschen Pass. Allerdings wird sie „in den nächsten Tagen alles in die Wege leiten, dass ich auch die polnische Staatsbürgerschaft erhalte.“

Alles in den kommenden Wochen. Kowalik: „Im Mai sollen wir uns auf einem Lehrgang vorstellen.“ Und weiter beeindrucken – Kasperzcyk: „Das ist ein einmaliges Angebot, für ein Nationalteam aufzulaufen, auch wenn es nicht das deutsche ist. Aber erst einmal schaut man ganz komisch aus den Socken.“