Trotzdem gehen Spielerinnen und Trainer mit gemischten Gefühlen in die Winterpause. Zwei Niederlagen gegen Wolfsburg und Bayern, aber vor allem das bittere Pokalaus in Frankfurt schlagen den Essenerinnen aufs Gemüt. „Das war schon extrem enttäuschend“, erklärt Trainer Daniel Kraus. Weil die Niederlage vermeidbar war.
„Wir haben spielerisch dominiert, Gegner und Ball laufen lassen. Frankfurt kam gar nicht groß in unsere Hälfte“, moniert der 32-Jährige. Den einen oder anderen Pass in die Schnittstelle hätte sich der Trainer gerade in der ersten Hälfte noch gewünscht, sonst war er zufrieden. Im zweiten Spielabschnitt wurde seine Mannschaft dann aber zwingender und ging durch Charline Hartmann folgerichtig auch zwei Mal in Führung. „Doch die haben wir hergegeben.“ Und was Kraus daran so ärgerte: Es waren keine herausgespielten Treffer der Gastgeberinnen. Vielmehr waren es jeweils biedere Freistöße, bei denen die SGS unachtsam agierte.
So brachte Frankfurt bei beiden Ausgleichstreffern den Ball uninspiriert hoch an den Essener Elfmeterpunkt. Zuordnung, Abstimmung und Konzentration fehlten den Essenerinnen, sodass Frankfurt aus scheinbar ungefährlichen Situationen ausgleichen konnte.
Und das ausgerechnet durch die Ex-Essenerinnen Jackie Groenen und Mandy Islacker. „Es ist einfach ernüchternd, wenn du siehst, dass du auf dem richtigen Weg bist, aber es dann selbst mit Fehlern wieder herschenkst“, ärgert sich Kraus. Denn auch beim 2:3 kurz vor Schluss begünstigte die SGS ihren eigenen K.o. Torfrau Lisa Weiß kam aus ihrem Kasten, um den Ball nach einem erneuten Freistoß weg zu fausten.
Doch statt Weiß kam Frankfurts Yuki Nagasato an den Ball. Die Essenerin bekam dabei noch einen Ellenbogen ab und musste behandelt werden. „Als Torwart siehst du immer schlecht aus, wenn du rauskommst, aber den Ball nicht hast“, meint Kraus. Als ehemaliger Torwart weiß er, wovon er spricht. Doch nimmt er Weiß gleichzeitig in Schutz: „Wir wollen ja eine Torfrau, die mitspielt. Da passieren solche Fehler mal.“ Blöd nur, wenn es eine Minute vor Abpfiff ist.
Aber nicht erst für Frankfurt stellten sich hohe Bälle in den SGS-Strafraum als probates Mittel heraus. Auch Wolfsburg ging aus einer solchen Situation heraus in Führung. Ursachenforschung ist angesagt an der Ardelhütte. „Es gibt einige Erklärungsansätze. Vielleicht sind es Konzentrationsfehler, die sich gehäuft haben. Wir müssen das in Ruhe aufarbeiten“, erklärt Kraus. Allerdings wimmelt es im Essener Kader auch nicht gerade vor Kopfball-Ungeheuern.
Mit 1,75 Meter ist Nina Brügemann die größte Abwehrspielerin der SGS. Ansonsten schaffen überhaupt nur Charline Hartmann, Lisa Weiß, Sara Doorsoun, Lea Schüller und Jana Feldkamp die 1,70 Meter. Letztere beide fehlten in Frankfurt. „Auf lange Sicht müssen wir schauen, kopfballstarke Spielerinnen zu verpflichten“, meint auch Kraus. Aber manchmal reicht auch schon mehr Einsatz, wie bei Ina Lehmann, die trotz nur 1,58 Meter auch im Luftkampf eine unbequeme Gegenspielerin ist.